Von der Krankenstation zum Klinikum

1853 erwarb Dechant Dr. Johann Bernhard Diepenbrock als Pfarrer der Bonifatiuskirche das Haus des verstorbenen Lingener Arztes Dr. van Neß, gelegen in einem großen Garten hinter der Reformierten Kirche, um dort eine Krankenstation einzurichten. 170 Jahre später ist das damals gegründete Bonifatiushospital die größte Klinik im westlichen Niedersachsen.

Anfang 1855 trafen die ersten Franziskaner-Ordensschwestern aus St. Mauritz bei Münster in Lingen ein und damit konnte die Krankenstation ihren Betrieb aufnehmen. In den folgenden Jahren stiegen die Zahlen der Patienten und der Behandlungstage rasch an. Das Krankenhaus lag zwar in der Trägerschaft der Katholischen Kirche, dort wurden aber selbstverständlich auch Partienten anderer Konfession oder Religion aufgenommen.

Das Haus verfügte zunächst über 30 Betten. Ein Operationszimmer war ebenfalls von Beginn an vorhanden, außerdem ein Badezimmer, Koch- und Waschküche sowie ein Leichenraum. Mit der Einführung der Krankenversicherung unter Reichskanzler Bismarck war es immer mehr Patienten möglich, sich im Krankheitsfall in einem Hospital behandeln zu lassen. Damit stiegen die Belegungszahlen weiter an.

Schon wenige Jahre nach der Gründung waren die Raumkapazitäten restlos erschöpft. Daher erfolgte 1889 die Grundsteinlegung für einen zweigeschossigen Neubau aus gelben Ziegelsteinen an der Gymnasialstraße. Im Mittelpunkt der Fassade wurde eine Nische mit einer Figur des Heiligen Bonifatius eingebaut. Das Haus mit etwa 50 Betten verfügte über eine Zentralheizung und Wasserleitungen. Der Altbau diente nun als Isolierstation. Bereits 1904 erwarb das Krankenhaus ein weiteres Gebäude auf der Ecke der Gymnasialstraße zur Kirchstraße, das aber nur als Nebengebäude genutzt wurde.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Neubau des Krankenhauses in zwei Bauabschnitten an der Gymnasialstraße und der Baccumer Straße erweitert. Damit stieg die Kapazität auf 120 Betten.

Auch ein neuer Operationssaal, ein Röntgenzimmer und eine Isolierstation wurden in den Jahren 1910 bis 1912 eingerichtet.


Außerdem entstand eine Krankenhauskapelle im Stil der der Neugotik. Die Beleuchtung erfolgte durch Gaslampen. Erst in den 20er-Jahren wurde auf elektrisches Licht umgestellt.

Mit dem Bau der Lingener Kasernen herrschte im Krankenhaus ab 1935 abermals Raumnot und die Zimmer waren ständig überfüllt. Häufig mussten nur leicht erkrankte Patienten nachts aus den Betten aufstehen und auf einer Couch oder in einem Sessel schlafen, um Platz für Schwerkranke zu schaffen.

1935 wurde der Gebäudeflügel an der Baccumer Straße verlängert. Dort fanden die Abteilung für Lungenkranke und die Entbindungsstation ihren Platz. Die Operationsabteilung an der Gymnasialstraße wurde auf zwei OP-Zimmer erweitert. Das Hospital zählte nun 150 Patientenbetten. Während des Zweiten Weltkriegs erhöhte man die Kapazität provisorisch auf 200 Betten.

1952 wurde der Gebäudeflügel entlang der Baccumer Straße abermals verlängert. Damit war das bisherige Krankenhausgelände vollständig überbaut.

Ab 1955 entstanden die weiteren Neubauten daher im Bereich nördlich der Baccumer Straße. Sie wurden durch einen Tunnel mit dem Altbau verbunden.

Auch damit waren die Raumprobleme des ständig expandierenden Krankenhauses jedoch nur kurzfristig behoben.

In den folgenden Jahrzehnten glich das Bonifatius-Hospital einer Dauerbaustelle. Heute umfasst das Klinikum 17 Fachabteilungen und mehrere Fachübergreifende Bereiche sowie 450 Patientenbetten.



