Wind- und Wasserkraft waren bedeutende Energieträger
Vor der Erfindung von Dampfmaschine und Dieselmotor waren Wind- und Wassermühlen die einzige Möglichkeit, schwere Mühlsteine und große Sägegatter ohne schweißtreibende Muskelkraft anzutreiben. Einige der früher so zahlreichen Mühlen aus dem Raum Lingen stellen wir hier vor.
Schon im Mittelalter waren Wind- und Wassermühlen zum Mahlen von Getreide bekannt. Beide Erfindungen waren nicht durchgängig verfügbar: mal fehlte der Wind und mal das Wasser. Stürme wehten die Flügel ab oder legten die Windmühlen ganz nieder und Hochwasser zerstörte die Stauwerke oder Mühlräder der Wassermühlen. Doch die Nutzung dieser Energien war ohne Alternative und somit entstanden an geeigneten Standorten in und um Lingen seit dem Mittelalter zahlreiche Mühlenbetriebe. Viele davon wurden im 20. Jahrhundert aufgegeben, andere stehen heute unter Denkmalschutz.
Die Kokenmühle, eine frühere Korn- und Sägemühle am Rande der Innenstadt, ist sicherlich die bekannteste Mühle in Lingen.
An die einstige Windmühle hinter dem Alten Friedhof erinnert heute noch der Straßenname Windmühlenberg.
Sie wurde vermutlich 1724 neben einer bereits bestehenden hölzernen Mühle errichtet und kurz nach 1900 abgebrochen.
Restlos verschwunden ist auch die Wassermühle am Böhmerhof, die schon im 16. Jahrhundert im Besitz des Lingener Landesherrn erwähnt wird. Sie wurde an Pächter vergeben und von angestellten Müllern betrieben. 1827 musste die Mühle erneuert werden und bei dieser Gelegenheit ändere man auch den Lauf des Mühlenbaches 1874 erwarb der Hofbesitzer Böhmer vom Königreich Hannover die Mühle, die seitdem Böhmers Mühle genannt wird.
Böhmer verpachtete den Betrieb an die Müller Schnieders, Rosen und Daum. 1977 musste die mehrfach umgebaute Mühle dem Bau der Nordbrücke weichen.
Alte Mühlenstandorte für Windmühlen in der Umgebung von Lingen waren der Mühlenberg zwischen Langen und Thuine, die Windmühle an der Mühlenstraße in Freren und die Mühle auf dem Mühlenfeld bei Schapen.
Die Schapener Mühle wurde im 18. Jahrhundert verlegt in die Bauerschaft Borken. In der Zeit um 1800 kaufte der reiche Textilhändler Vaalmann die hölzerne Mühle und ersetzte sie 1825 durch ein großes steinernes Gebäude. Der Sage nach soll er die 30.000 Gulden für den Bau der Mühlen zu Zeiten Napoleons in einer Nacht durch Schmuggel verdient haben. Der hohe Mühlenturm aus Sandstein ist bis heute erhalten.
Zurück bis in das Mittelalter reicht die Geschichte der Windmühle in Mehringen bei Emsbüren. Sie wird 1427 erstmals erwähnt und gehörte damals der Kirchengemeinde. Seit 1926 wird die Mühle von der Familie Enking betrieben. Heute befinden sich hier eine bekannte Schwarzbrotbäckerei und ein Mühlencafé.
Alte Wassermühlen im Raum Lingen waren die Ramings Mühle bei Lengerich und die Mühle in Lünne. In der Handruper Bauerschaft Hestrup und auf der Beerlage bei Lengerich bestanden ebenfalls schon im Mittelalter Wassermühlen.
Die Ramingsmühle ist heute ein weithin bekanntes Baudenkmal und Ausflugsziel. An die Lünner Mühle erinnern das Mühlenwehr mit einem rekonstruierten Wasserrad sowie das frühere Müllerhaus Schmeing, das heute als Heimathaus dient.
Auch die Kunkenmühle an der Aa in Moorlage und die Wassermühle beim Gut Grumsmühlen sind alte Mühlenstandorte.
Verschwunden sind dagegen die Mühlen der früheren Adelssitze Gut Spyck bei Bramsche und Gut Hange bei Freren.
Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche weitere Windmühlen in verschiedenen Orten des Lingener Landes erreichtet. Neue Wassermühlen entstanden auf den Höfen Richtering in Gersten und Hesemann in Handrup.
Auch Hesemanns Mühle, erbaut 1811, ist heute ein bekanntes Baudenkmal.