Vor 80 Jahren: Bomben auf Lingen

Größter Luftangriff forderte am 21. Februar 1944 viele Todesopfer

Die am 21. Februar 1944 zerstörte Lokrichthalle (heute Campus Lingen)

Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Lingen viele Gebäude durch Luftangriffe englischer und amerikanischer Bomber zerstört. Dabei wurden viele Zivilisten getötet. Hauptziel war das Eisenbahnausbesserungswerk mit der Lokabteilung an der Kaiserstraße (heute Campus Lingen) und dem Wagenwerk an der Lindenstraße (heute Emslandhallen). Unsere beiden Praktikantinnen Greta Albers und Anna-Maria Vehr vom Gymnasium Georgianum haben die Ereignisse von damals zusammengestellt.

Das Wagenwerk an der Stelle der heutigen Emslandhallen vor dem Luftangriff 1944

Bei dem Luftangriff am 21. Februar 1944 kam es durch die großflächigen Bombenabwürfe zu fatalen Schäden am Eisenbahnwerk und den umliegenden Wohngebieten bis hin in die Gemeinde Darme.

Weitläufige Bombenschäden im gesamten südlichen Stadtgebiet

Viele Arbeitskräfte des Eisenbahnwerks wurden bei dem Angriff verletzt und drei Mitarbeiter kamen auf dem Werksgelände ums Leben. Außerdem meldeten 294 Eisenbahner Bombenschäden an ihren Häusern, denn viele wohnten im Umfeld der Werksanlagen. 21 Eisenbahnerwohnungen waren total zerstört.

Die Lingener Todesopfer des Luftangriffs vom 21. Februar 1944

Nicht nur die Arbeitskräfte des Eisenbahnausbesserungswerks, sondern auch viele Zivilisten verloren bei dem Luftangriff vom 21. Februar 1944 ihr Leben, denn das gesamte südliche Stadtgebiet und Teile des angrenzenden Ortes Darme gerieten in den Bombenhagel.

Ansicht der zerstörten Lokrichthalle

Innenansicht der zerstörten Lokrichthalle

Trotz bereits getroffener Schutzmaßnahmen durch Flugabwehr-Stellungen auf dem Dach der Lokrichthalle und des Verwaltungsgebäudes kam es zu enormen Schäden am Lokwerk an der Kaiserstraße.

Zerstörte Gebäude des Lokomotivwerks an der Kaiserstraße
Brennende Werkshalle – im Vordergrund ein Luftschutzbunker
Löscharbeiten durch die Werksfeuerwehr
Löscharbeiten durch die Lingener Feuerwehr

Die Flugabwehrstellungen sollten den Schutz des Eisenbahnwerks und seiner Mitarbeiter während der Lok- und Wagenreparaturen sowie beim Wiederaufbau der teilweise bereits bei früheren Angriffen beschädigten Werksanlagen gewährleisten. Im Wagenwerk war hierzu ein Eisenbahnzug mit einem Flakgeschütz stationiert worden. Doch gegen die in großer Höhe fliegenden Bomberverbände der Alliierten konnten die Abwehrgeschütze nur wenig ausrichten.

Die zerstörte Krananlage im Südteil der Lokrichthalle

Die Bomben verursachten starke Schäden am Südteil der Lokrichthalle, in der Steuerungswerkstatt und in Teilen der Kesselschmiede. Die Werkstatt für die Überhitzerrohre und die Lehrwerkstatt wurden vollständig zerstört.

Das Werksgelände war durch die Bombenexplosionen total verwüstet

Ein damaliger Beschäftigter des Reichsbahn-Ausbesserungs-Werkes (RAW) berichtete später, dass ein holländischer Zwangsarbeiter bei dem Bombenangriff den Flugzeugen zugewunken und gerufen habe: „Unsere Freunde, das sind unsere Freunde, unsere Freunde sind da, sie wollen uns befreien!“ Dabei geriet er in den Abwurfhagel und wurde von Bombensplittern zerfetzt. Sein Name war Pieter Prins und er war 43 Jahre alt. Das Werksgelände war von den Explosionen so verwüstet, dass die sterblichen Überreste des Mannes nicht auffindbar waren. Dies ist ein Beispiel für den brutalen Tod, den an diesem Tag 42 Zivilisten in Lingen erleiden mussten.

Trauerfeier für die zivilen Opfer des Bombenangriffs

Bei der Trauerfeier für die zivilen Opfer des Bombenangriffs zeigte sich, dass einige Teile der Bevölkerung die Hoffnung an Hitler und seinen „Endsieg“ vorloren hatten. Bei der Beerdigung von Elisabeth Schröer aus Darme sprang ihr Vater auf und riss die Schleifen it einem Hakenkreuz von dem Trauerkranz, den der NSDAP-Gauleiter gestiftet hatte. Dabei sagte er: „Dieser Hitler wird uns noch alle umbringen!“.

Propagandaschild am Wagenwerk vor dem Luftangriff

Andererseits gab es zu diesem Zeitpunkt auch immer noch fanatische Nationalsozialisten, die an der Trauerfeier teilnahmen. So brach der Vertreter der Gauleitung des Bezirks Weser-Ems in Empörung aus, als er die abgerissenen Schleifen sah.

Verwüstungen durch Bomben am Alten Hafen

Auf den großen Luftangriff vom 21. Februar folgte am 21. November 1944 ein weiterer Großangriffe. Viele Gebäude und Anlagen, die man den Sommer über repariert hatte, wurden dabei erneut zerstört.
Text: Anna-Maria Vehr und Greta Albers