Fotos und Berichte von Paul Hermanns (1930 – 2016)
Paul Hermanns (1930-2016) war 1956 und 1957 zwei Jahre lang als Lehrer auf Probe an der Marienschule in Lingen tätig. Später war er viele Jahre Leiter der Realschule in Emsbüren. Der begeisterte Hobbyfotograf hielt in dieser Zeit viele Szenen des Schulalltags und besondere Ereignisse im Schulleben in seinen Aufnahmen fest. Die Bilder wurden uns freundlicherweise von seiner Tochter Regina Hermanns überlassen.
Das damals gerade neu erbaute Schulgebäude neben der ebenfalls neu erbauten Maria-Königin-Kirche war eine sogenannte „Katholische Volksschule“, also eine Normalschule für die Klassen 1 bis 9 aus dem nördlichen Stadtgebiet, wo damals im Bereich Telgenkamp und Heukamps Tannen viele Neubauviertel entstanden. Die Evangelischen Schüler aus diesem Gebiet besuchten die Matthias-Claudius-Schule, eine „Evangelische Volksschule“ an der Birkenallee.
Schülerinnen und Schüler wurden an der Marienschule damals schon im „Gemeinschaftsunterricht“, also nicht mehr in getrennten Klassen für Jungen und Mädchen, unterrichtet.
Die Einbettung des Schulgebäudes in ein hügeliges Dünengelände im Bereich „In den Sandbergen“ und die moderne architektonische Gestaltung gaben der neuen Marienschule eine besondere Note. Helle, große Klassenzimmer traten an die Stelle der überfüllten Schulräume und Unterrichte im Schichtbetrieb in den Nachkriegsjahren. Hier sollten sich die Schülerinnen und Schüler frei entfalten können und unbeschwert den Unterricht genießen.
„Höhepunkte unseres Schulischen Lebens waren die gemeinsamen Feiern“ schreibt Hermanns in seinem Tätigkeitsbericht über seinen Einsatz an der Marienschule. Hierzu gehörten auch die Sportfeste, die auf dem damaligen Sportplatz an der Wilhelmshöhe stattfanden (an dieser Stelle steht heute das Großkino).
Kunst am Bau war damals ein wichtiges Thema. In der Schule hing ein großes Intarsienbild der „Maria im Sand“ – wohl eine Anspielung auf die Lage der Schule in den Sanddünen. Dieser Name wird in dem Bild aber umgedeutet zu „Maria im Sandkasten“ – das war wohl die Freiheit des Künstlers.
Die pädagogischen Erfahrungen, die Paul Hermanns in den Jahren 1956 und 1957 in der Marienschule sammelt konnte, hielt er in einem umfangreichen Tätigkeitsbericht fest, der mit zahlreichen Fotos illustriert ist.
In der Oberklasse zeichneten die Schüler für eine Schulausstellung Lingener Motive und für die „Ostdeutsche Woche“ im Frühjahr 1956 Ansichten und Übersichtskarten zu den Deutschen Ostgebieten. „Die Behandlung der Deutschen Ostgebiete wurde besonders sorgfältig vorbereitet, weil sie der gefährdetste Teil unseres Heimatlandes sind“, heißt es in Hermanns Tätigkeitsbericht.
Zu Schulabschluss und zum Schulwechsel schreibt Hermann in seinem Bericht: „Ein besonderes Problem waren für mich immer die Übergang zu den weiterführenden Schulen. Oft wollten Kinder eine höhere Schule besuchen, deren Leistungen nach meiner Meinung nicht ausreichten. Nach einer Rücksprache mit meinem Mentor, Herrn Rektor Hagemann, habe ich dann den Eltern der Kinder meine Besorgnisse mitgeteilt, ihnen aber letztlich die Entscheidung überlassen. Ich habe es allerdings immer ablehnt, die Kinder in besonderer Weise auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten, da meines Erachtens einem Kind mit dieser Vorbereitung nicht gedient ist. Es wird zwar die Aufnahmeprüfung vielleicht bestehen, an den höheren Anforderungen, die die weiterführende Schule notwendig stellen muss, aber im Laufe der Zeit scheitern. Eine abgeschlossene Volksschulbildung ist zweifellos besser als die abgebrochene Bildung einer höheren Schule.“