Alte Kanalschleuse in Hanekenfähr wurde 1824 erbaut
Als das Emsland 1815 durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses an das Königreich Hannover gekommen war, beabsichtigte die neue Regierung bald die Verbesserung des Flusslaufes für die Schifffahrt auf der Ems, die im Laufe der Jahrhunderte stark versandet war. Besonders im Bereich zwischen Lingen und Meppen zeigte sich aber, dass ein Ausbau des Flussbettes kaum möglich war.
1819 wurde eine „Königlich Hannoversche Commission zur Schiffbarmachung der Ems“ ins Leben gerufen. Diese entschied, von Hanekenfähr aus parallel zur Ems bis zur Hasemündung in Meppen einen Kanal zu bauen.
In den Jahren 1824 bis 1829 wurde die künstliche Wasserstraße gebaut. In Hanekenfähr entstand 1824 die Mündungsschleuse in die Ems und 1828 die Koppenschleuse in Meppen als Mündungsschleuse in den Hasefluss. Der Kanal wurde „Ems-Canal“ oder auch „Haneken-Kanal“ genannt. Er hatte von Hanekenfähr bis Meppen eine Länge von 25 Kilometern und war auf eine Wasserspiegelbreite von 16 Metern sowie eine Tiefe von 1,5 Metern angelegt. Die 11,70 Meter Höhenunterschied zwischen der Ems bei Lingen und der Hase bei Meppen wurden durch die vier Schleusen in Geeste, Varloh, Teglingen und Meppen überwunden.
Am Abzweig des Kanals von der Ems in Hanekenfähr wurde 1824 nur ein Sperrtor errichtet, das den Kanallauf vor Hochwasser in der Ems schützen sollte. Später erweiterte man das Sperrtor zu einer Mündungsschleuse, die auch bei hohem Wasserstand eine Einfahrt von der Ems in den Kanal ermöglichte.
Die Außenwand der Schleusenkammer zeigt auf der linken Seite das Wappen König Georgs IV. von Hannover und auf der rechten Seite das Wappen des Königreiches Hannover mit der Jahreszahl 1824, dem Baujahr der Schleuse.
Westlich der Schleuse wurde in Jahren 1823 bis 1825 ein Emswehr errichtet. Seine Aufgabe war es, das Emswasser bis zum Emswehr in Listrup auf einer befahrbaren Höhe zu halten. Das zunächst aus Eichenbalken errichtete Wehr wurde 1877 durch eine Staumauer aus Steinquadern und großen Findlingen ersetzt.
Auf dem Haneken-Kanal und dem Oberlauf der Ems konnten hölzerne Emspünten mit einer Last von bis zu 50 Tonnen verkehren. Das Frachtaufkommen am Oberlauf der Ems blieb aber unerwartet gering. Und mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Münster-Emden 1856 war die Schiffstransport nur noch für wenige Massengüter konkurrenzfähig.
1892 bis 1899 wurde parallel zur Ems ein neuer Kanal für größere Schiffe gebaut, der Dortmund-Ems-Kanal. Auf der Etappe zwischen Hanekenfähr und Lingen nutzt er auf weiten Strecken die Trasse des alten Kanals von 1824. Nur an den Mündungsschleusen in Hankenfähr und Meppen ist der alte Kanal noch auf einer Länge von jeweils wenigen hundert Metern erhalten.
Die neue Trasse des Dortmund-Emskanals führte in Hanekenfähr in einem Bogen um die alte Mündungsschleuse herum. Sie blieb aber noch Zeit noch als Ersatzschleuse in Funktion.
Beim weiteren Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals für noch größere Schiffe in den 1960er-Jahren wurde die Schleuse von 1824 aus Gründen des Hochwasserschutzes durch einen Damm von der Ems abgetrennt. Die Schleuse selber blieb erhalten und ist heute ein wichtiges technischen Kulturdenkmal zur Verkehrsgeschichte des Emslandes in Zeiten des Königreichs Hannover.
Eigentümer der Schleuse ist die Stadt Lingen. Der frühere Kanallauf mit dem alten Baumbestand zu beiden Seiten und einem Café im früheren Schleusenwärterhaus bildet heute ein romantisches Ausflugsziel in Hanekenfähr.