Winter im alten Emsland

Wenn’s draußen friert und drinnen kalt ist

Verschneiter Bauernhof in Schapen

Bekanntlich waren die Winter in früheren Zeiten kälter als heute und es lag häufiger Schnee. Nicht nur im Rekordwinter 1929 oder in den Kriegswintern 1942 und 1945. In den Zeiten der Pferdewagen ohne motorisierte Räumfahrzeuge waren dann ganze Dörfer und vor allem die Bauerschaften tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Oder man musste auf Pferdeschlitten umsteigen.

Am Herdfeuer

Winter auf einem Bauernhof vor hundert Jahren, das hieß: das Wasser im Brunnen war eingefroren, die Temperatur in der Küche sank nachts auf unter Null grad und alles rückte in der Stube um den warmen Ofen zusammen. Wenn die Einmachgläser im Keller vom Frost bedroht waren, wurden sie zusammen mit den Kartoffeln unter die Betten gepackt und durch die Körpertemperatur der Hausbewohner frostfrei gehalten.

Schlittenfahrt in Schapen

Bei Eisregen und Glätte musste man den Pferden Stollen unter die Hufe schrauben, damit sie auf den spiegelglatten Wegen nicht ausrutschten. Auf vielen größeren Höfen wurde bei Schnee der Pferdeschlitten aus der Scheune geholt.

Verschneite Dorfstraße in Salzbergen

Wer keine Pferde und keinen Schlitten hatte, musste zu Fuß durch den hohen Schnee stapfen. Die dicken Wollsocken wurden jetzt durch zusätzliches Stroh in den Holzschuhen verstärkt. Wer eben konnte, blieb zu Hause.

In den Forsten bei Rottum (Januar 1931)

Im Mittelpunkt des Lebens standen nun Tätigkeiten zum Warmarbeiten im Haus oder zumindest unter Dach. Holz hacken oder Bretter sägen in der Scheune, Körbe flechten oder Wolle spinnen am Herdfeuer. Hauptsache, man blieb in Bewegung. Auch in den Forsten wurde an frostigen Tagen viel gearbeitet, denn jetzt waren die unbefestigten Waldwege passierbar.

Wenn’s draußen friert und drinnen kalt ist

Abends kroch man rechtzeitig in die Federbetten. Doch die waren bei dem kalten Wetter tagsüber klamm geworden. Eine Wärmepfanne mit einem langen Stiel wurde mit glühenden Holzkohlen vom Herdfeuer gefüllt, der Deckel zugeklappt und dann die Kissen damit so lange erhitzt, bis sich die Federn wieder spreizten. Nun rasch die Wärmeflasche mit heißem Wasser gefüllt und ab unter die Kissen.

Bei Sturm pfiff der Wind durch das Haus und dann war man froh, wenn man die Klappen und Vorhänge des Schrankbettes, der sogenannten Butze, schließen konnte. Andere suchten in diesen Nächten ein kuscheliges Plätzchen über dem warmen Viehstall im Stroh.

Dampflok auf der verschneiten Emslandstrecke

Die Eisenbahn konnte bei normalem Schneefall problemlos verkehren. Bei starker Kälte mussten die Dampflokomotiven und vor allem die Wassertanks entlang der Bahnstrecken allerdings vor Frost geschützt werden. Kamen Schneefall und starker Wind zusammen, dann konnten Schneewehen selbst eine Bahnstrecke versperren.

„Schneepättken“ vom Haus zum Brunnen

Die Brunnen wurden im Winter mit Stroh gut eingepackt, damit sie bei anhaltender Kälte nicht einfroren. Bei Dauerfrost war die aber nicht ausreichend. Dann musste man auf dem Herdfeuer oder der Kochmaschine Schnee oder Eis auftauen und mit dem erhitzten Wasser den Brunnen auftauen. Nur so konnte man die Wasserversorgung für Mensch und Tier sicherstellen.

Hausschlachtung bei Lübbers in Altenlingen

Auch an frostigen Tagen machte der Hausschlachter seine Runden und zogen von Haus zu Haus, um sein blutiges Handwerk zu verrichten. Bei warmem Wetter kühlte das Fleisch des Schlachttieres nicht schnell genug aus und so waren die kalten Tage besonders vor den Weihnachtsfeiertagen die Hochsaison für das Schweine schlachten.

Ein besonders Kapitel bei Dauerfrost bildeten die Toiletten. Die meisten Haushalte verfügten nur über ein Plumpsklo direkt über der Jauchegrube. War die Grube eingefroren, dann formten sich die gefrierenden Fäkalien allmählich zu einem Türmchen und mussten zur Not mit der Hacke eingeebnet werden. Vielleicht kommt daher ja der Name: Schietwetter!