Das Emsland – eine Region im Umbruch

Ernst Korte sieht den Wandel 50er-Jahren

Der natürliche Emslauf bei Lingen in den 50er-Jahren

Mit dem Emslandplan von 1950 begann für die Region eine neue Zeitrechnung. Das Bild der Orte und Landschaften veränderte sich rasant von einem stillen Agrarland zu

Waldidylle in Wachendorf

einem modernen Wirtschaftsraum. Diesen Wandel hielt der Lingener Fotograf Ernst Korte (1904-1986) in zahlreichen Aufnahmen fest. Sie dienten seinerzeit als Vorlagen für Ansichtskarten, wobei ganz sicher nicht alle Motive auch wirklich in Druck gingen.

Die wiederaufgebaute „Pantenburgbrücke“ über die Ems bei Emsbüren

Zu den ersten Maßnahmen der Emslanderschließung gehörte der Neubau der 1945 gesprengten Brücken über die Ems und die Hase. An die Stelle der provisorischen Notbrücken aus Nachkriegszeit traten nun großzügige Betonbrücken, die dem wachsenden Autoverkehr zwischen den Niederlanden, Norddeutschland und Skandinavien standhalten konnten.

Türme jeder Art bildeten beim Durchzug der Front 1945 ein beliebtes Angriffsziel. So verschwand kurz vor Kriegsende der hohe Kirchturm der Propsteikirche in Meppen und wurde nach Plänen des Architekten Dominikus Böhm in veränderter Form mit einem sogenannten Faltdach wieder aufgebaut.

Die Baccumer Mühle mit dem neuen Gästehaus

Auch die Baccumer Mühle erhielt bei Durchzug der Front einen Treffer, der den Turmaufbau zerstörte. Sie bekam in den 50er-Jahren eine neue Aussichtskanzel sowie einen Anbau für ein Jugend-Gästehaus.

Im Rahmen der Flussregulierung wurden die malerischen Ufer der Ems an vielen Stellen ausgebaut. Das Listruper Wehr zeigte damals noch seinen ursprünglichen Zustand mit Staumauer und Fischtreppe. Heute ermöglicht dort eine Rampe den Fischen das ungehinderte passieren der Staustufe. Der Wasserfall in Hanekenfähr erhielt im Zuge des Ausbaus des Dortmund-Ems-Kanals eine verstellbare Wehranlage, mit der man den Wasserstand am Oberlauf regulieren kann.

Blick von der Emsbrücke auf die wiederaufgebaute Gaststätte Schievink in Hanekenfähr

Die bei Kriegsende zerstörte Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ unterhalb der Eisenbahnbrücke über die Ems wurde von der Familie Schievink rasch wieder aufgebaut und bildete in den 50er-Jahren ein beliebtes Ausflugsziel.

Viele Dörfer im Emsland hatten vor 70 Jahren noch einen sehr ländlichen Charakter. Das zeigen beispielhaft Ernst Kortes Fotos aus Thuine, wo damals im Ortskern noch Kühe auf der Weide standen. Heute befinden sich an gleicher Stelle ausgedehnte Wohngebiete. Der Weg vom Dorf zum Kloster führte seinerzeit noch durch die offene Landschaft mit wogenden Getreidefeldern. Heute stehen an dieser Stelle das Krankenhaus und die Berufsbildenden Schulen der Thuiner Schwestern.

Glücklicherweise wurden besonders wertvolle Landschaftsräume unter Naturschutz gestellt. Die alte Aufnahme des Weges unter den hohen Buchen in Wachendorf gleicht in Grunde dem heutigen Landschaftschaftsbild. Nur der Sandweg ist längst ausgebaut und asphaltiert. Dafür steht das gesamte Gebiet mittlerweile längst unter Naturschutz.

Gut Hange nach der Rückgabe an den Orden der Thuiner Schwestern

Das besondere Interesse Ernst Kortes an der Architekturfotografie zeigen seine Aufnahmen der St. Andreas-Kirche in Emsbüren, einer großen mittelalterlichen Hallenkirche, und sein Bild der Kapelle auf Gut Hange bei Freren. Dieser alte Adelssitz kam um 1900 durch Schenkung in den Besitz der Thuiner Nonnen. Die Nationalsozialisten enteigneten das Kloster und richteten auf Gut Hange ein Entbindungsheim ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die Schwestern Gut Hange zurück und führten dort eine bekannte Berufsschule mit dem Schwerpunkt ländliche Hauswirtschaft. Heute hat dort ein neuer Sozialorden aus Brasilien unter dem „Fazenda da Esperanca“ seinen Sitz und gibt Menschen in Not in einem geschützten Umfeld neue Hoffnung. Gäste sind dort willkommen, im Sommer gibt es an den Wochenenden ein Café und die Gartenanlagen sind geöffnet.