Von Palmsonntag bis Karfreitag

Feste und Bräuche vor Ostern

Mit dem Palmsonntag beginnt sieben Tage vor Ostern die Karwoche. Sie ist geprägt von christlichen Festen und Bräuchen, die hier anhand alter Fotos erläutert werden.

Mädchen mit Palmstöcken, um 1930

Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, beim dem ihm wenige Tage vor der Kreuzigung die Menschen noch mit Palmwedeln zujubelten. Mangels Palmen wird diese Szene im Emsland von den Kindern mit Palmstöcken aus Buchsbaum nachgestellt, die mit bunten Schleifen und Bändern geschmückt sind. Früher sahen die Palmstöcke nach alter Tradition in jedem Ort etwas anders aus. Heute sind der Kreativität bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt.

Ein paar gesegnete Buchsbaumzweige nehmen die Katholiken am Palmsonntag aus der Kirche mit nach Hause und stecken sie hinter das Kreuz in ihrer Wohnung. Auch dies ist ein ganz alter Brauch.

Struwen backen in der Pfanne

Der Karfreitag ist der Tag, an dem Jesus verurteilt und an das Kreuz genagelt wurde. Heute ist er ein hoher Feiertag bei allen Konfessionen. Bei den Katholiken galt er früher nur als halber Feiertag, an dem viele Arbeiten zur Vorbereitung auf die Osterfeiertage erledigt wurden. Es galten an diesem Tag aber die strengen katholischen Fastenregeln: kein Fleisch, kein Alkohol und keine Süßigkeiten. Ein beliebtes Karfreitagsgericht waren „Struwen“, auch „Püfferkes“ genannt, die mit einem Teig aus Mehl und Hefe in der Pfanne gebacken wurden. Das Rezept für dieses uralte Fastenessen stammt noch aus dem Mittelalter. Heute werden die Struwen gerne mit Rosinen und Puderzucker verfeinert und mancher freut sich schon das ganze Jahr auf diese leckere Fastenspeise.

Karfreitagsprozession in Meppen, um 1930

In Meppen findet seit Jahrhunderten alljährlich ein besonders Karfreitagsschauspiel statt, bei dem der Leidensweg Jesu in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt aufgeführt wird. Ein Darsteller aus der Bevölkerung trägt dabei als Jesus das Kreuz mit sich. Er trägt eine Perücke und soll von niemandem erkannten werden.

Nach alter kirchlicher Tradition verstummen in der Zeit zwischen dem Karfreitag und der Osternacht die Kirchenglocken. Den Kindern erzählte man früher, die Glocken reisten in dieser Zeit nach Rom, um dort neu gesegnet zu werden. An ihrer Stelle ertönten die „Kleppen“, das sind hölzerne Klappern, mit denen an diesen Tagen die Jugendlichen durch den Ort zogen, um die Tageszeit und die Gottesdienste anzuzeigen. In manchen Gemeinden im Emsland ist dieser mittelalterliche Brauch bis heute lebendigt. Daneben gab es früher auch sogenannte Ratschen, das sind große hölzerne Lärminstrumente mit einem Kurbelantrieb, mit denen vom Kirchturm aus Signaltöne abgegeben wurden.

Karfreitagsprozession in Meppen, um 1930

Ab Karfreitag war es für die Kinder an der Zeit, in den Wäldern das Moos für ein Osternest zu suchen. Vielleicht legte der Osterhase ja ein paar bunte Eier oder Süßigkeiten hinein. Auch Holz für das Osterfeuer wurde an diesen Tagen gesammelt. Dörfer und Bauerschaften überboten sich dabei, denn jeder Ort wollte das größte Osterfeuer haben. War das Holz noch nass und wollte nicht brennen, dann half man mit reichlich Altöl oder alten Autoreifen nach. Aber das macht heute keiner mehr. Dafür ist heutzutage, man staunt, sogar das Abbrennen von Osterfeuern behördlich geregelt und genehmigungspflichtig.