Vom Ruhrgebiet ins alte Emsland

Eine Lehrerin entdeckte das Landleben

Bei der Feldarbeit in Biene, um 1932

Die Lehrerin Emilie König (1900-1969) stammte aus Herne im Ruhrgebiet. Ihr Vater war Bergmann und arbeitete als Steiger auf einer Zeche.

Als Lehrerin in der Dorfschule

Es war nicht leicht für die Familie, der Tochter eine Ausbildung zur Lehrerin zu finanzieren und als sie nach dem Ersten Weltkrieg ihr Examen abgelegt hatte, waren die Stellen im Schuldienst rar. Daher arbeitete sie zunächst als Privatlehrerin in einem Industriellenhaushalt in Essen.

DJK-Sportfest in Biene, 1932

Emilie König bewarb sich auch in der damaligen Provinz Hannover und erhielt zum Schuljahr 1930/31 eine Stelle an der katholischen Dorfschule in Biene bei Lingen. Sie wohnte beim Bauern Rothlübbers und hatte dort quasi Familienanschluss. So bekam sie einen Einblick in das dörfliche Leben im Emsland. 1938 erteilten die Behörden die Pädagogin wegen Äußerungen gegen die NSDAP eine Strafversetzung an die Schule in Heede. Dort wurde sie im Herbst jenes Jahres Zeugin der Vorfälle um die umstrittene Marienerscheinung.

In Heede führte ihre Schwester Elisabeth den gemeinsamen Haushalt und 1942 nahmen die beiden Frauen den Pflegesohn Peter in die Familie auf. Sie erlebten den Durchzug der Front und das Ende der NS-Herrschaft, bei dem der Heeder Bürgermeister Connemann kurz vor dem Einzug der Alliierten von fanatischen deutschen Soldaten erschossen wurde, weil er keinen Widerstand mehr leisten und die weiße Fahne hissen wollte.

Klassenzimmer in der Dorfschule in Biene, 1932

1956 wechselte Emilie König an die Marienschule in Lingen und wir dort bis zur Pensionierung tätig. Sie starb 1969 in Lingen. Von ihrem Pflegesohn Peter Krämer erhielt das Emslandmuseum mehrere Fotoalben aus ihrem Nachlass. Die Lehrerin war nämlich begeisterte Hobbyfotografin mit einem eigenen kleinen Fotolabor.

Junggesellenabschied in Biene

Die Aufnahmen zeigen, wie Emilie König bei der Familie Rothlübbers das Landleben im Emsland entdeckte: Das Leben auf einem Bauernhof, die Landschaften an der Ems und auf der Heide, das dörfliche Leben mit Schützenfest, Kirmes und Theateraufführungen im Saal der Dorfkneipe. Auch den Alltag in einer einklassigen Dorfschule mit 70 Schülern in einem Klassenzimmer dokumentierte sie mit ihren Fotos.

Alter Bauernhof auf dem Hümmling, um 1936

Später erkundete sie von Heede aus die urtümlichen Landschaften im Bourtanger Moor und auf dem Hümmling. Diese Gegenden waren damals noch sehr einsam und urtümlich. Die Großsteingräber waren in der Heidelandschaft weithin sichtbar und in den Dörfern standen noch die ärmlichen Heidekaten.

Bienenstand mit Bienenkörben


In der freien Landschaft standen zur Zeit der Heideblüte Bienenstände mit hunderten von Bienenkörben. Sie lieferten viele Zentner Honig.

Besuch beim Moorschäfer

Mit ihren Schulklassen besuchte sie die Schäfer im Moor und die Siedler in den Moorkaten. Besichtigt wurden aber auch die ersten Maschinen für den Torfabbau und die Schifffahrt auf der Ems sowie dem Dortmund-Ems-Kanal. An der Fähre in Steinbild kreuzte der moderne Schiffsverkehr die uralte Emsfähre, denn eine Brücke gab es dort damals noch nicht.

Viele Schüler trugen damals noch Holzschuhe

Klassenausflüge mit dem „Pingel-Anton“ (der Kleinbahn) und Szenen auf dem Schulhof mit Kindern in Holzschuhen und Kinderspielen in den Pausen vervollständigen die Alben von Emilie König. Ein faszinierender Einblick in das Leben im alten Emsland.

Sommer an der Ems