Von drei Häusern im Wald zur Industriegemeinde

Mit der Beschreibung „tres domos in foresto“, drei Häuser im Wald, wird Salzbergen in einer Urkunde aus dem Jahr 1032 zum ersten Mal erwähnt. Wie sich aus diesen drei Bauernhöfen Südmeyer, Nordmeyer und Altemeyer eine moderne Industriegemeinde entwickelte, zeigt unsere heutige Bilderserie.

Größter Grundbesitzer in Salzbergen war einst der Graf von Bentheim, der hier wohl auch die erste Kirche errichten ließ.

Sie wurde dem Heiligen Cyriakus geweiht, dem „Salzheiligen“. Und das nicht ohne Grund, denn im Boden unter Salzbergen und dem benachbarten Bentlage lagern Salzvorkommen, die seit dem Mittelalter gefördert und genutzt wurden.

Um das Dorf lagen von alters her mehrere Bauerschaften: Holsten rechts der Ems, Steide im Süden des Kirchspiels und Hummeldorf an der Grenze zu Rheine.

Dort steht direkt an der heutigen Landesgrenze der alten Schulzenhof Schweifing. Er war ein sogenannter „Schnatbauer“, dessen Haus den Grenzverlauf markierte.

In einem Waldgebiet südlich des Ortes liegt der mittelalterliche Rittersitz Haus Stovern, seit 1701 im Besitz der Familie von Twickel und heute ein malerisches Wasserschloss.

Salzbergen war bis 1850 nur ein Bauerndorf mit einer kleinen Kirche. Entscheidende Impulse erhielt der Ort durch den Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert, denn die 1856 eröffnete Bahnlinie von Rheine nach Emden führte unmittelbar am Dorf vorbei. Als dann 1865 eine holländische Eisenbahngesellschaft von Salzbergen aus eine Verbindung an das niederländische Eisenbahnnetz errichtete, wurde aus dem stillen Dorf an der Ems ein quirliger Eisenbahnknotenpunkt. Die Fernzüge von Berlin nach Amsterdam machten hier Halt, um von der holländischen Bahn übernommen zu werden.

Der Bahnhof in Salzbergen bestand aus einem deutschen und einem holländischen Abschnitt mit getrennten Bahnsteigen und zwei Sorten Bahnbeamten: den deutschen und den holländischen Eisenbahnern. Letztere trugen nicht nur andere Uniformen, sondern wurden auch in harten Gulden bezahlt, was sich besonders in den Zeiten der Inflation als sehr vorteilhaft erwies.

1860 entstand das Ölwerk in Salzbergen, in dem zunächst Ölschiefer aus der Grafschaft Bentheim zu verschiedenen Ölprodukten verarbeitet wurde. Dank der Eisenbahn stellte die Fabrik ihren Betrieb bald auf Importöl um. Aus der kleinen Ölfabrik entwickelte sich in gut 150 Jahren ein führender Hersteller von Spezialölen und der größte Arbeitgeber im Ort.

Das alten Dorf Salzbergen wurde durch den Eisenbahnknotenpunkt und die Erdölraffinerie zu einer blühenden Industriegemeinde.

An die Stelle der alten Dorfkirche trat ein stolzer Neubau im gotischen Stil als neues Wahrzeichen des Ortes.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Erdölraffinerie das Ziel schwerer Luftangriffe. Viele Bomben fielen auch auf das Dorf und die umliegenden Bauerschaften.

Der Ort mit den Wohngebieten und der Kirche wurde bei Bombenangriffen im Frühjahr 1945 weitgehend zerstört. Erst allmählich konnte der alte Dorfkern wieder hergestellt werden.

Im Umfeld der rasch wachsenden Industriegemeinde behielten die Bauernschaften noch lange ihren ländlichen Charakter mit den typischen Bauernhäusern aus Fachwerk unter Strohdächern und im Schatten hoher Eichen. Viele Bauernhöfe aus dem Dorf wurden in den letzten Jahrzehnten ausgesiedelt.

Zwischen Salzbergen und Holsten führte ursprünglich nur eine Fähre über die Ems. Im 19. Jahrhundert entstand die erste hölzerne Brücke, die in der Zeit um 1900 durch eine Stahlkonstruktion ersetzt wurde. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und zunächst provisorisch, später dann dauerhaft wieder aufgebaut. Sie führt ein einer malerischen Stelle über das beschauliche Emstal, das hier größtenteils als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist.