Traditionsreiches Einzelhandelsgeschäft im Emsland

Wenn ein Einzelhandelsgeschäft in fünfter Generation sein 150-jähriges Jubiläum feiern kann, dann muss schon etwas dran sein. Und genau dieses Jubiläum feiert am 15. März 2023 das bekannte „Porzellanhaus Benner“ in der Lingener Burgstraße. Wir haben für die 113. Folge der Serie „Achtung, Aufnahme!“ im Firmenarchiv gestöbert und gratulieren unserem langjährigen Nachbarn, der Firma Benner, mit diesem Beitrag.

Firmengründer Theodor Benner stammte aus dem „Kannenbäckerland“ im Westerwald und kam als reisender Topfhändler in das Emsland. Mit der Kiepe auf dem Rücken zog er von Haus zu Haus, um seine Waren zu verkaufen. 1873eröffnete er in Lingen ein kleines Geschäft für preiswerte Töpferwaren, Westerwälder Steinkrüge und Spielwaren.

Sohn Heinrich Benner übernahm 1895 nach dem frühen Tod seines Vaters das Geschäft und erwarb bald darauf das Haus Burgstraße 33. Hier bot er Porzellan und Glas, aber auch Haushaltswaren, Lampen und Spielzeug an.

Neben dem Ladengeschäft richtete er eine Großhandelsabteilung ein, die Haushaltswarengeschäfte in einem weiten Umkreis mit Porzellan und Gläsern belieferte. Kurz nach 1900 waren dort zwei Reisende und sechs Packerinnen beschäftigt. Der Einkauf erfolgte in Mitteldeutschland, Bayern, Sachsen und Schlesien.

Der Erste Weltkrieg unterbrach abrupt die Entwicklung des Unternehmens. Der Inhaber und sämtliche männliche Beschäftigte wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Benners Frau Maria führte das Geschäft in kleinem Rahmen fort. Es herrschte großer Warenmangel. Nach dem Ende des Krieges vernichteten Inflation und Wirtschaftskrise das Firmenvermögen.

Die drei Söhne von Heinrich und Maria Benner stiegen alle in das Unternehmen ein. Daher wurden Filialen in Nordhorn und Ibbenbüren eingerichtet.

1930 übernahm Clemens Benner das elterliche Geschäft in Lingen. Er konzentrierte sich auf den Handel mit Porzellan, Kristallglas und Keramikprodukten bekannter Hersteller.

Der Zweite Weltkrieg brachte das Geschäft an den Rand des Ruins. Der Inhaber und die Beschäftigten wurden erneut zum Militär einberufen. Beim Durchzug der Front räumten Plünderer das Lager aus und das Hochwasser 1946 zerstörte die Ladeneinrichtung.


Nach der Währungsreform 1948 ging es dann aber wieder bergauf mit dem Betrieb. Es stand wieder Ware zur Verfügung und diese fand reißenden Absatz.

Das Nachbarhaus wurde erworben und bot Raum für eine neue Rosenthal-Studio-Abteilung.



1971 übernahm Heinz-Hans Benner das Geschäft. Die Ladeneinrichtung wurde neugestaltet und das Qualitätsniveau des Angebotes deutlich angehoben. Hierzu trugen eine WMF-Abteilung, ein Villeroy&Boch-Center sowie eine Hutschenreuther-Abteilung maßgeblich bei. 1987 erfolgte eine weitere Modernisierung der Verkaufsräume.

Nach einer schweren Erkrankung des Vaters stieg Sohn Oliver 1990 in fünfter Generation in das Familienunternehmen ein und übernahm 1996 das Geschäft. Zwei Jahre später konnte er mit seiner Frau Wiebke das 125-jährige Bestehen seines Unternehmens feiern. 2001 fand ein umfangreicher Umbau der Ladenräume statt. Aus dem „Porzellanhaus“ wurde das moderne Fachgeschäft „Benner Koch- und Tischideen“.

Doch nicht nur zum Wirtschaftsstandort Lingen hat die Familie Benner seit 150 Jahre beigetragen. Mehrere Generationen Geschäftsinhaber waren bei den Kivelingen aktiv: Clemens Benner als König (1925), Heinz-Hans Benner als Ehrenmitglied und Oliver Benner als langjähriger Kommandeur. Und auch im sportlichen Bereich haben Mitglieder der Familie Benner in verschiedenen Disziplinen so manchen Sieg für Lingen errungen.