Dokumente des Widerstandes im Emslandmuseum
Die Gefahren und Risiken der Atomkraft werden unter Experten und in der Bevölkerung nach wie vor sehr unterschiedlich bewertet. Unzweifelhaft ist die Anti-AKW-Bewegung seit den 70er-Jahren jedoch ein Teil der deutschen Geschichte und das gilt natürlich auch für den Atomstandort Lingen.
Dies spiegelt sich auch in der Sammlung des Emslandmuseum, wo z.B. unter dem Sammlungsbestand „Aufkleber“ auch der legendäre Sticker „Atomkraft? Nein Danke“ zu finden ist.
Als er in den letzten Tagen über die Abschaltung des Kernkraftwerkes Emsland in Lingen berichtete, warf der bekannte NDR-Reporter Jupp Wösten auch einen Blick in die Dokumentensammlung des Museums und staunte, was hier alles über die Anti-AKW-Bewegung im Emsland zu finden ist.
Denn dort sind nicht nur viele Fotos von den Anti-AKW-Demonstrationen in Lingen zu finden, sondern zahlreiche Dokumente mit regionalen und überregionalen Bezügen.
Wösten entschied sich in seinem Beitrag für ein Foto von einer Anti-AKW-Demo im Jahr 1987 auf dem Lingener Marktplatz.
Und für ein Foto von einer Anti-AKW-Kundgebung auf dem Marktplatz, abgedruckt im damaligen Magazins „Lingener Stadtblatt“, herausgegeben von Bernd Frerich, Robert Koop und Dine van Olfen.
In der Aufklebersammlung des Museums, die mehrere tausend Aufkleber aus den 70er- und 80er-Jahren umfasst, befindet sich auch ein Sticker mit dem damaligen Symbol der Emsland-GmbH, die sich für eine rasche Industriealisieurng des Emslandes einsetzte. Die Atomkraftgegner machten auf einem „Gegenaufkleber“ unter dem Motto „Atomland Emsland“ aus diesem Symbol eine radioaktive Wolke über einem Atomkraftwerk und forderten: „Schöpfung schützen“, „Atomanlagen abschalten“, „Energiealternativen entwickeln“.
1980 erschien das damals weit verbreitete Taschenbuch „Fortschritt oder Zerstörung? Das Emsland: Informationen zur Erschließung und Industriealisierung einer Region. Herausgeber war die Bürgerinitiative gegen Atomenergie Osnabrück. Diese Schrift ist im Museum gleich in mehreren Exemplaren vorhanden.
Ein Beispiel für einen überregianlen Beitrag zur Anti-AKW-Bewegung bildet das Taschenbuch „Der Stromstaat“ von Günter Karweina aus dem Jahr 1984. Darin warnt Karweina ins besondere vor der Macht der Energiekonzerne des „Elektrizitätskomplexes“, zu dem auch das deutsche Atomprogramm gehörte.
Zu den gefragtesten Dokumenten aus dieser Zeit gehören jedoch die Fotos von den Anti-AKW-Demonstrationen und Kundgebungen, hier Fotos des damaligen Lingener Ratsherrn und Hobbyfotografen Johannes Böker von einer Demonstration in der Lingener Innenstadt am 14. April 1987.
Der junge Mann auf dem Foto oben mit nichts als der lila Latzhose hat sich übrigens kürzlich gegenüber dem Museum zu erkennen gegeben. Er wohnt heute bei Hannover und kann sich an die damalige Demonstration in Lingen noch gut erinnern. Das Foto ist auch in unserer Dauerausstellung zu sehen.