Als die Leos durch Lingen rollten

Der Bundeswehrstandort Lingen

Der Kampfpanzer Leopard I in der Lingener Kaserne (um 1970)

Mit der Aufstellung der Bundeswehr Mitte der 50er-Jahre wurde Lingen wieder Standort einer großen Garnison. Berufssoldaten, Zeitsoldaten und Wehrpflichtige taten auf dem Kasernengelände in Reuschberge und auf dem Truppenübungsplatz im Lohner Sand ihren Dienst.

1959 kommt das neue Panzerbaillon 333 nach Lingen

1956 übernahm ein Vorkommando der neu gegründeten Bundeswehr die Kaserne in Reuschberge. Bald folgte ein Panzerspähbataillon. Ab 1959 rücke dann das neu gebildete Panzerbataillon 333 der Panzerbrigade 33 in den Standort Lingen ein. Ausgerüstet wurde die Einheit mit über 50 amerikanischen Panzern vom Typ M48. Im Juni stellte sich das Bataillon unter Oberstleutnant Deichen auf dem Lingener Marktplatz der Bevölkerung vor.

Auf dem Truppenübungsplatz in Belsen-Hohne

1961 wurde das Lingener Panzerbataillon dem Kommando der Nato unterstellt. Spektakulär war ab 1967 die Umrüstung auf den neuen deutschen Kampfpanzer Leopard I.

Dieser war mit einer 105-Milimeter-Kanone und zwei MG ausgestattet. Die Besatzung bestand aus vier Mann.

Leopard I im Panzermarsch in Belsen-Hohne

Als örtliches Ausbildungsgelände diente der Lohner Sand. Für große Gefechtsübungen musste das gesamte Bataillon jeweils auf den Truppenübungsplatz in Belsen-Hohne verlegt werden.

Panzermarsch quer durch Niedersachsen

Einmal erreichte man dieses Ziel im Panzermarsch über die Straßen quer durch Niedersachsen. Der Aufwand und die Straßenschäden waren enorm. Daher ging man rasch wieder zum Eisenbahntransport über.

Beseitigung von Flurschäden

Mehrfach probte das Bataillon auch auf dem Übungsplatz Vogelsang in der Eifel und in Castel Martin in England.

Höhepunkte bildeten 1974 der Besuch von Verteidigungsminister Georg Leber in Lingen und ein Appell zum 25-jährigen Bestehen der Nato. 1975 und 1976 nahmen einzelne Kompanien des Bataillons an Großübungen in Kanada teil.

Tag der offenen Tür in der Lingener Kaserne
Bergepanzer
Waffen- und Geräteschau

Das Lingener Panzerbataillon beteiligte sich 1972 an der Emslandschau und 1975 mit einer Waffen- und Geräteschau am Stadtjubiläum „1000 Jahre Lingen“. Mehrfach fanden auch vielbesuchte „Tage der offenen Tür“ in der Kaserne statt. Die Soldaten waren in Lingen gerne gesehen und gut integriert. Die Gelöbnisse der Rekruten fanden häufig auf dem Marktplatz statt.

Soldaten in der Lingener Kaserne

Im Rahmen der Neugliederung des Heeres stellte die Bundeswehr 1981 das Panzerbataillon 333 als Teil des Feldheeres in Celle neu auf. Dorthin wurden auch die Leopard-Panzer verlegt. In Lingen entstand ein neues Panzerbataillon 523, das als Teil des Territorialheeres der Heimatschutzbrigade 52 unterstand. Es umfasste eine Stabs- und vier Kampfkompanien. Ausgerüstet wurde es mit einer weiterentwickelten Version des M48.

Das Versorgungsbataillon im Biwak

Weitere Einheiten der Bundeswehr in Lingen waren das Versorgungskommando 800, das Verteidigungskreiskommando 211, die Panzerpioniere, eine Instandsetzungseinheit, die Nachschubkompanie 330 sowie ein Feldjägerdienstkommando. Ein Teil dieser Einheiten war hervorgegangen aus dem 1959 in Lingen aufgestellten Versorgungsbataillon 336.

Gefechtsstand des Versorgungsbataillons

Das Versorgungskommando bildete damals das „Großkaufhaus“ der Bundeswehr mit über 150.000 Artikeln – vom Panzer bis zur Schraube. Hierfür wurde in Lingen ein eigenes Rechenzentrum betrieben, das die zahlreichen Depots und die Logistik verwaltete.

Nach der Wende 1989 wurden die militärischen Einheiten auch in Lingen sukzessive aufgelöst oder abgezogen. 2007 gab die Bundeswehr den Standort Lingen endgültig auf.