Aus der Geschichte der Feuerwehr
Brände gehören zum Schicksal der Menschheit. In den Bauerschaften griffen sie aufgrund der größeren Abstände nicht so leicht auf die Nachbarhäuser über. In den Dörfern und Städten konnten sie sich dagegen rasch zu einem Flächenbrand entwickeln und ganze Städte vernichten. Da half nur eine gut organisierte Brandbekämpfung und seit dem 19. Jahrhundert eine schlagkräftige Feuerwehr.
1548 zerstörte ein Großfeuer die gesamte Stadt Lingen. Selbst der Vorgängerbau des alten Rathauses ging dabei in Flammen auf. Denn einen Stadtbrand konnte man mit einer Löschkette aus Ledereimern nur schwer bekämpfen. So wurde denn in Lingen regelmäßig für den Ernstfall geprobt und jeder Haushalt musste Löscheimer und Brandhaken bereithalten. Leitern und andere Löschgeräte lagerten am Alten Rathaus. Ansonsten vertraute man auf vorbeugenden Brandschutz und sorgsamen Umgang mit offenem Feuer.
Seit dem 18. Jahrhundert kamen in Lingen Brandspritzen zum Einsatz. Etliche davon wurden vom örtlichen Kupferschmied Kröger hergestellt und in viele umliegende Orte verkauft. Auf eine Kutsche montiert war damit bereits eine effektive Brandbekämpfung möglich – wenn die Pferde schnell genug liefen und vor Ort ausreichend Löschwasser vorhanden war.
Die Technik der Feuerspritzen wurde ständig verbessert. Dies erforderte allerdings eine regelmäßige Übung im Umgang mit dem Gerät. So traten an die Stelle der Bürgeraufgebote zunehmend Freiwillige Feuerwehren mit festen Strukturen.
In Lingen gründete sich nach einem Großbrand an der Gymnasialstraße im Jahre 1866 die „Freiwillige Turnerfeuerwehr“, die ihre Mitglieder unter den gut trainierten Männern des Turnvereins rekrutierte.
Das Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Lingen besaß eine eigene Werksfeuerwehr mit einer eigenen eine Drehleiter.
Auch in den größeren Landgemeinden entstanden um diese Zeit die ersten Freiwilligen Feuerwehren. Bald war der Dienst in der Feuerwehr ein beliebtes und angesehenes Ehrenamt im Dorf.
Zur Unterbringung der Feuerspritzen, Leitern und anderer Löschgerätschaften besaß jede Gemeinde ein sogenanntes „Spritzenhaus“. Häufig war es mit einem „Kittchen“ kombiniert, das der örtliche Gemeindediener oder Polizeiposten als Arrestzelle nutzte.
1899 erhielt die Lingener Feuerwehr auf der städtischen Bleiche vor dem Mühlentor ein neues Spritzenhaus. Es war mit einem Türmchen, dem sogenannten Steigerturm, ausgestattet. Hier konnte man die nassen Feuerwehrschläuche zum Trocknen aufhängen. 1929 baute die Stadt ein neues Feuerwehrgebäude an der Straße zum Neuen Hafen. Hier waren auch die Löschfahrzeuge abgestellt.
In der NS-Zeit wurde die Feuerwehr stark ausgebaut und auch auf das Löschen von Bränden nach Luftangriffen geübt. Die Spritzenhäuser und der Fahrzeugpark in den Landgemeinden wurden systematisch ausgebaut, denn im Einsatzfall mussten von dort aus die Feuerwehren in die brennenden Städte einrücken.
1958 entstand die neue Feuerwache an der Bäumerstraße in Lingen, die mit ihrer Größe und dem markanten Schlauchturm damals viel Aufsehen erregte.
Hier waren an zentraler Stelle viele technische Einrichtungen für die kleineren Feuerwehren im Landkreis Lingen angesiedelt.
Ein häufiger Einsatzort der Lingener Feuerwehr war die Chemiefabrik Hagedorn in Schepsdorf, wo die sehr feuergefährliche „Schießbaumwolle“ (Nitrocellulose) hergestellt wurde.
Offiziell gehörte das Werk zum Gebiet der damaligen Großgemeinde Schepsdorf-Lohne, doch deren Feuerwehr befand sich weit entfernt in Lohne. Da war die Lingener Feuerwehr in der Regel schneller vor Ort, konnte aber die Schießbaumwolle auch nicht löschen.