Advent, Advent, die Hütte brennt

Stress und Stille in den Wochen vor Weihnachten

Adventsbeleuchtung in der Großen Straße (um 1975)

Der Advent ist leider keine Zeit der Stille, sondern eine überwiegend eine Zeit der hektischen Vorbereitung auf das Fest kurz vor dem Jahresende, bis zu dem es in jedem Dezember immer viel zu erledigen gibt. Das war auch in früheren Zeiten schon so, denn Geschenke mal eben im Internet bestellen – das gab es nicht.

Die Lingener Einzelhändler gaben sich große Mühe, die Kunden mit weihnachtlich dekorierten Schaufenster auf ihre Waren aufmerksam zu machen. Nach der Währungsreform von 1948 besserte sich die Versorgung. So konnte das Textilgeschäft Roth an Großen Straße 1 (direkt links neben der heutigen Alten Posthalterei) in seinen Schaufenstern schon wieder eine umfangreiche Palette von Damen- und Herrenkleidung präsentieren.

Bekleidung und Accessoires bei Roth in der Großen Straße (1949)

Einen besonderen Stellenwert als Geschenke hatten damals Taschentücher und Schals, deren Gebrauchswert unbestritten war. Bei den Beschenkten lösten diese Gaben nicht unbedingt Begeistung aus, doch häufig stellte man fest, dass der Verpackung noch ein Flachgeschenk hinzugefügt war. Dann stieg die Stimmung wieder.

Spielzeuggeschäft Droop in der Großen Straße

Eine beliebter Anlaufpunkt in de Adventszeit waren die Schaufenster der Spielwarengeschäfte. Die Kinder und Jugendlichen pendelten zwischen Adelmann in der Marienstraße und Dropp in der Großen Straße. Die Modelleisenbahn bei Adelmann weckte auch die Träume vieler Väter.

Adventsstimmung in der Großen Straße (um 1952)

Eine Weihnachtsbeleuchtung gab in Lingen seit den 30er-Jahren. Am Anfang stand ein mit Glühbirnen illuminierter Tannenbaum auf dem Marktplatz, der damals im Winter noch häufig tief verschneit war. Hinzu kamen die hell erleuchteten Schaufenster des Einzelhandels.

In den 70er-Jahren begannen die Geschäftsleute, ganze Straßenzüge mit Lichterketten und Adventsmotiven zu dekorieren. Und seit die Lookenstraße 1974 zur ersten Fußgängerzone im Emsland ausgebaut wurde, erstrahlt hier in jedem Advent ein bunte Lichterwelt.

Gute Stimmung auf der Weihnachtsfeier (um 1965)

Zu jedem Advent gehörten heute die Weihnachtsfeiern von Belegschaften, Vereinen und Gruppen. Gutes Essen und reichlich Alkohol locken dabei die Teilnehmer in die Gaststätten, in denen in der Adventszeit Hochbetrieb herrscht.

Ein alter Adventsbrauch im Emsland und den angrenzen Gebieten ist das Adventsblasen auf den traditionellen „Middewinterhörnern“. Der alte plattdeutsche Name „Middewinter“ (= Mitte des Winters) für Weihnachten erinnert daran, dass dieses Fest in der Zeit der Wintersonnenwende fällt, denn ab dem 21. Dezember jeden Jahres werden die Tage endlich wieder länger.

Wir warten auf’s Christkind (1952)

Der Adventskranz geht auf eine Idee aus dem 19. Jahrhundert zurück. Im „Rauhen Haus“ in Hamburg hängte der Sozialpastor Wiechern den ersten Lichterkranz auf, der allerdings noch 24 Kerzen enthielt. Erst mit der vereinfachten Version mit vier Kerzen (eine für jeden Adventssonntag) begann der Siegeszug dieses Adventsaccessoires, das heute in keiner Familie fehlen darf.