Middewinterhornblasen

Adventsblasen mit uralter Tradition

Hirte beim Blasen des Middewinterhorns in der Krippe der Stiftskirche in Vreden

Der plattdeutsche und niederländische Begriff „Middewinter“ bedeutet „in der Mitte des Winters“ und erinnert daran, dass das christliche Weihnachtsfest in die Zeit der Wintersonnenwende (21. Dezember) fällt, aber der die Tage wieder länger werden. Schon die heidnischen Germanen sollen die Wintersonnenwende mit dumpfen Tönen aus großen Blasinstrumenten begrüßt haben.

Darstellung eines Hornbläsers im Utrechter Psalter aus dem 9. Jahrhundert

Mit der Festlegung des christlichen Weihnachtsfestes auf die Wintersonnenwende soll dann der Brauch des Adventsblasens auf dem Middewinterhorn entstanden sein. Manche vermuten, dass dabei neben der symbolischen Vertreibung böser Geister die Hörner auch der Nachrichtenübermittlung zwischen den einzelnen Dörfern dienten. Bei klarem und frostigem Wetter sind die Middewinterhörner nämlich kilometer-weit zu hören.

Middewinterhornblasen in Neuenhaus (um 1985)

Später wurde das Middewinterhorn hauptsächlich in der Adventszeit geblasen, um die Geburt Christi anzukündigen. Aber nicht, wie in manchen Städten, vom Kirchturm aus, sondern auf den verstreuten Bauernhöfen in den weitläufigen Bauerschaften.

Zeitweise blies man drauf sogar in den Christmetten – so ist es für Bawinkel und Emsbüren überliefert. Im 19. Jahrhundert verbannten musikalisch gebildete Geistliche das „Hirtenblasen“ wegen seines lauten und unharmonischen Klangs aus dem Gottesdienst.

Middewinterhornbläser in Neuenhaus (um 2020)

Besonders in der niederländischen Twente, im nördlichen Münsterland und in der Grafschaft Bentheim sowie in einigen Orten im Emsland und im Oldenburger Münsterland ist der Brauch des Adventsblasens auf traditionellen Middewinterhörnern bis heute lebendig.

Mundstück eines Middewinterhorns

Die großen hölzernen Middewinterhörner werden in der Twente noch heute von Hand hergestellt. Weil die Hörner in verschiedenen Größen und Holzarten angefertigt werden, hat jedes Horn einen einzigartigen Klang. Es kann also immer nur abwechseln auf einem Horn gleichzeitig geblasen werden. Anders als beim Alphorn ist ein Spiel in Gruppen ist nicht möglich.

Verbreitung des Middewinterhornblasens um 1850 (nach Everhard Jans 1977)

Im Emsland waren Middewinterhörner aus Kuhhörnern einst weit verbreitet. Später benutzte man hier auch Nachtwächterhörner aus Metall und andere Blechblasinstrumente zum Adventsblasen.

Literatur:

Everhard Jans: Het Middewinterhorn blazen. Enschede 1977.