Kreuztracht-Prozession seit dem 17. Jahrhundert
Der Karfreitag ist der Tag, an dem Jesus verurteilt und an das Kreuz genagelt wurde. Heute ist er ein hoher Feiertag bei allen christlichen Konfessionen. Bei den Katholiken galt er früher nur als „halber Feiertag“, an dem viele Arbeiten zur Vorbereitung auf die Osterfeiertage erledigt wurden.
Es galten an diesem Tag aber die strengen katholischen Fastenregeln: kein Fleisch, kein Alkohol und keine Süßigkeiten. Ein beliebtes Karfreitagsgericht waren „Struwen“, auch „Püfferkes“ genannt, die mit einem Teig aus Mehl und Hefe in der Pfanne gebacken wurden. Das Rezept für dieses uralte Fastenessen stammt noch aus dem Mittelalter. Heute werden die Struwen gerne mit Rosinen und Puderzucker verfeinert und mancher freut sich schon das ganze Jahr auf diese leckere Fastenspeise.
In Meppen findet seit Jahrhunderten alljährlich ein besonders Karfreitagsschauspiel statt, bei dem der Leidensweg Jesu in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt aufgeführt wird. Ein Darsteller aus der Bevölkerung trägt dabei als Jesus das Kreuz mit sich. Sein Kopf ist durch eine Perücke verdeckt, denn der Darstellung des Christung soll von niemandem erkannt werden.
Den Hintergrund dieser Prozession bilden zwei Stadtbrände in den Jahren 1644 und 1647, bei denen die Stadt noch kurz vor Ende des Dreißigjährigen Kriegs ein Raub der Flammen wurde. Angesichts des Schreckens, der Zerstörungen und der Kriegsnot begründeten die Meppener Jesuiten im Jahr 1647 die Tradition der Kreuztracht-Prozession, die bis zum heutigen Tag am Karfreitag begangen wird.