Gartensaison

Gemüsegarten statt Supermarkt

Schulgarten bei Lehrer Schütte (um 1925)

Mit dem Frühjahr beginnt auch wieder die Gartensaison und an jedem Wochenende heulen die Rasenmäher jetzt wieder um die Wette. Früher startete um diese Zeit die Arbeit im Gemüsegarten, denn die Gärten waren in Zeiten ohne Supermärkte und Tiefkühlkost eine wichtige Nahrungsgrundlage nicht nur im ländlichen Raum.

Gemüsegarten

Zu jedem „Siedlungshaus“ (heute nennt man das Einfamilienhaus) gehört früher ein großer Gemüsegarten. Viele Familien hielten ein Hausschwein, das mit Küchenabfällen gefüttert wurde und gleichzeitig Stallmist als Dünger für den Garten lieferte. Für diese Kreislaufwirtschaft bekäme man heute einen Umweltpreis.

In der dicht bebauten Innenstadt hatten die Bürger statt großer Gartengrundstücke oft nur kleine Innenhöfe. Dort konnte man höchstens Blumentöpfe aufstellen. Die Gärten lagen vor den alten Toren der Stadt auf den Bögen, im Bereich der Wälle und entlang der Wilhelmstraße. Zeitweise wurde auch der heutige Justizgarten parzellenweise als Gartenland an die Stadtbewohner verpachtet.

Feldgarten auf der Horst am Kanal Uum 1925)

Dazu kamen die sogenannten Feldgärten auf Ackerland im Umfeld der Stadt. Hier wurden Kartoffeln, Hackfrüchte wie Möhren oder Rüben und teilweise sogar Getreide angebaut. Die Feldgärten besaßen oft keine Einhegung und so kamen auch dort auch die zahlreichen Karnickel auf ihre Kosten.

Besonders groß angelegt waren die Bauerngärten in den Dörfern und Bauerschaften. Sie mussten oft eine ganze Großfamilie ernähren. Ein gut gepflegter Gemüsegarten mit reichlich Erträgen war der Stolz jeder Bäuerin.

Festwagen der Gärtnerinnung beim Stadtjubiläum 1928

Professionelle Gärtnereibetriebe sorgten für die Blumenzucht, für Setzlinge und für Sämereien. Das Saatgut besorgten sie zumeist in Bevergern, wo sich zahlreiche Gärtnereien auf die Samenproduktion spezialisiert hatten.

Auf dem Wochenmarkt in Lingen boten die Gartenbaubetrieb aus dem Umfeld ihre Produkte wie Schnittblumen, Topfblumen und Vorprodukte für die Gemüsegärten an. Bekannte Betriebe waren früher Vette und Korves in Lingen, Simon in Altenlingen, Dust in Laxten und Leuchtenberger in Brögbern, um nur einige zu nennen.

Sie unterhielten auch Frühbeete und Gewächshäuser, in denen während der kalten Jahreszeit Gartenbau unter Glas möglich war.

Ziergärten zur Erholung und Rasenflächen als Gartendekoration waren bis in die 60er-Jahren weithin unbekannt. Man begnügte sich mit einer Gartenbank oder einer Laube und nutzte ansonsten die Beete für den Gemüseanbau.