230 Jahre alte Landkarte steht jetzt Wissenschaft und Forschung zur Verfügung

Franz-Josef Buchholz entdecke Kartographische Sensation

v.l.: Hanni Rickling und Franz Josef Buchholz vom Heimatverein Lingen, dahinter Dr. Andreas Eiynck vom Emslandmuseum Lingen sowie rechts Christiane Spitz und Michelle Martynov vom Stadtmusuem

In einem Antiquariat in Hannover entdecke der geschichtskundige Franz-Josef Buchholz, damals Vorsitzende des Heimatvereins Lingen, vor vielen Jahren eine kartographische Sensation: Die Vorzeichnung, die Reinzeichnung und zwei unterschiedliche Drucke einer Emsland-Karte aus dem Jahr 1795.

Ausschnitt aus der Vorzeichung der Wilckens-Karte von 1795

Angefertigt wurden die Karten von einem Carl Wilcken, der seit 1795 bei den kurhannoverschen Truppen im Ingenieurkorps diente und dort gleich mit der Vermessung des Emslandes begann. Es gelang damals, alle vier Karten für das Lingener Emslandmuseum zu erwerben. Und das war gut so, freut sich die heutige Vorsitzende des Heimatvereins Hanni Rickling.

Das neue Buch über die Wilckens-Karten

Denn zunächst einmal wurden die Karten zwar im Museum ausgestellt, aber an der Fachwelt ging die Neuerwerbung erst einmal vorbei. Das ändert sich, als Franz-Josef Buchholz 2006 ein Buch über die emsländische Kartographie vom 17. Bis 19. Jahrhundert herausgab, das auf dem Titelblatt einen Ausschnitt aus der Wilckens-Karte zeigt. Nun wurde Dr. Christian Hoffmann vom Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover auf die Kartenserie aufmerksam und bei einem Besuch in Lingen entstand der kühne Plan, die Wilckens-Karten in einer Wissenschaftlichen Edition zu bearbeiten und zu veröffentlichen. Hierfür konnte der Archivar die historische Kommission für Niedersachsen und Bremen begeistern. Anschließend suchte und fand Hoffmann Bearbeiter für einzelne Aspekte des Kartenwerkes. So berichtet Gerd Dethlefs vom Landesmuseum in Münster in dem fast 300 Seiten starken Begleitband über das Niederstift Münster, also das heutige Emsland sowie die Regionen Cloppenburg und Vechta, die auf den Karten dargestellt sind und Christian Hoffmann hat die Verwaltungsstruktur dieses Gebietes. Archivar Gerd Steinwascher, früher Leiter der Landesarchiv in Osnabrück und Oldenburg, beschreibt die Territorialgrenzen auf der Wilckens-Karte, die sich in der Zeit um 1800 stark änderten. Franz Josef Buchholz und Andreas Eiynck haben die Entstehung und Rezeption der Wilckens-Karte untersucht. Hinzu kommen Register, Nachweislisten und weitere wissenschaftliche Hinweise.

Die Vorzeichnung für die Wilckens-Karten von 1795

Derzeit sind die Wilckens-Karten im Stadtmuseum Koppelschleuse in Meppen im Rahmen der Sonderausstellung „Vom Dorf zur Stadt“ ausgestellt. Dort übergab der Heimatverein Lingen den neuen Band an die Vertreterinnen des Stadtmuseums, Frau Michelle Martynov und Musealogin Christiane Spitz.

Franz Josef Buchholz erläutert Details der Wilckens-Karten

Vor Ort konnten sich die Gäste aus Lingen sowie die Expertinnen aus Meppen anhand der wertvollen Originale noch einmal von der hohen graphischen Qualität der beiden Nachdrucke überzeugen, die dem neuen Buch in einer Kartentasche beigefügt sind.

Natürlich sind die Karten auch online in einer hochauflösenden Qualität abrufbar. Den notwendigen Code dazu findet man in dem Buch 😉

Der neue Band „Die geographische Karte des Niederstifts Münster von Carl Wilckens (1795/1796) ist im Wallstein-Verlage in Göttingen erschienen und kostet 39,95. Erhältlich in jeder guten Buchhandlung oder direkt beim Verlag.