Holzschuhwerkstatt Hofschröer in Holthausen

Zur Geschichte eines alten Handwerks im Emsland

Hermann Hofschröer an der Kopiermaschine

Die Holzschuhwerkstatt Hofschröer stand ursprünglich an der alten B 70 zwischen Holthausen und Altenlingen (jetzt Parkplatz) in der Nähe des Bauern Kühlenborg. 1975 wurde sie in ein altes Fachwerkgebäude auf dem Gelände des Ludwig-Windthorst-Hauses umgesetzt und wird seitdem als Schauwerkstatt betrieben. Hermann Hofschröer, der Enkel eines der Firmengründer, erläuterte uns bei einem Ortstermin die Arbeitsweise und die Firmengeschichte der Holzschuhmacherei seiner Vorfahren.

Die alte Werkstatt zwischen Holthausen und Altenlingen

Gegründet wurde die Werkstatt 1911 von den drei Vettern Hermann Hofschröer, Heuermann beim Bauern Holt in Holthausen, Bernhard Hofschröer, dessen Sohn später das Bauunternehmen Hofschröer in Lingen gründete, und Heinrich Hofschröer, der später durch Heirat nach Neuholthausen zog.

Hans Hofschröer beim Holzschuhmachen in Handarbeit

Alle drei Firmengründer waren zuvor als wandernde Holzschuhmacher mit ihren wenigen Werkzeugen von Bauerhof zu Bauernhof gezogen und hatten dort auf Bestellung Holzschuhe hergestellt.

Hermann Hofschröer an der Bandsäge von 1911

Anfangs gab es in der Werkstatt nur wenige Maschinen, darunter eine große Bandsäge.

Kopiermaschine für die äußere Form

1920 wurden bei der Firma Jürgens in Emsdetten Kopiermaschinen für die Ausformung von Holzschuhen erworben: eine Maschine für die Ausformung der äußere Form und eine Kopiermaschine für das Ausbohren der innen Form.

Ausbohren der inneren Form an der Kopiermaschine

Damit konnte man die Rohlinge für die Holzschuhe bedeutend einfacher und schneller herstellen. Da Holthausen damals noch keinen Stromanschluss besaß, wurden die Maschinen mit einem Deutz-Dieselmotor über eine Transmission angetrieben.

Bis Ende der 40er-Jahre lief die Holzschuhproduktion in der Werkstatt Hofschröer auf vollen Touren. Nach der Währungsreform 1948 ließ die Nachfrage schon deutlich nach und ging in den 60er-Jahren drastisch zurück. Jetzt liefen die Maschinen nur noch selten.

Hermann Hofschröer zeigt Landrat Mark-André Burgdorf das Ausbohren der Holzschuhe in Handarbeit

Hermann Hofschröer, Sohn von Mitgründer Bernhard Hofschöer, war ausgebildeter Holzschuhmachermeister. Sein Sohn Heinz Hofschröer begann nach dem Krieg noch eine Ausbildung zum Holzschuhmacher, konnte diese aber nicht mehr beenden, da mangels Nachfrage der Ausbildungsgang eingestellt wurde.

Hans Hofschröer, ein Sohn des Firmengründers Hermann Hofschröer, kam als Spätheimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Er hat als letzter Holzschuhmacher die Werkstatt betrieben und auch nach der Umsetzung der Werkstatt zum LWH noch mit den Maschinen gearbeitet.

Erinnerungszeichnung von 1999 an die alte Holzschuhwerkstatt Hofschröer

In die stillgelegte Werkstatt an der alten B 70 wurde häufig eingebrochen und die Scheiben wurden eingeworfen. Schließlich sollten die Werkstatt abgebrochen und die Maschinen verschrottet werden.

Kopiermaschine für die äußere Form

Doch dann beschloss man auf Anraten und mit tatkräftiger Unterstützung durch Akademieleiter Werner Remmer, die Werkstatt zum LWH umzusetzen. Die Maschinen wurden für zwei Jahre beim Bauern Holt untergestellt. 1975 wurde beim LWH ein alters Fachwerk neu aufgestellt und als Werkstattgebäude hergerichtet. Stark engagiert beim Aufbau der Werkstatt war Heinz Hofschröer, Polier beim Bauunternehmen Hofschröer und später Hausmeister beim LWH. Alle dort ausgestellten Holzschuhmaschinen und Holzschuhmacherwerkzeuge stammen aus der Werkstatt Hofschröer. Heute betreiben sein Neffe Hermann Hofschröer und der Heimatverein Holthausen-Biene die Werkstatt auf dem Gelände des LWH.

Hermann Hofschröer, Landschaftspräsident Landrat Mark-André Burgdorf und die Vertreter der VGH 2024 in der Werkstatt Hofschröer

2019 wählte die Emsländische Landschaft die Holzschuhwerkstatt Hofschröer als eines von 19 Themen für das Projekt „Bi us to Hus“ aus, bei dem alte Tradtionen im Emsland und der Grafschaft Bentheim dokumentiert wurden. Die VGH-Stiftung nahm die Werkstatt 2024 für einen Jubiläumsband auf, der im Jahr 2025 erscheinen wird.