Wietmarscher Windmühle

Aus der Geschichte der Schulten-Windmühle

Die „Schulten-Windmühle“ (um 1900)

Im Mittelalter gab es in Wietmarschen keine Mühle. Das Kloster und die Bauern mussten ihr Korn in den gräflichen Mühlen in Nordhorn oder Neuenhaus mahlen lassen und dafür eine Gebühr entrichten. Weil dem Grafen von Bentheim als Landesherrn das Recht auf den wehenden Wind und das fließende Wasser zustand, konnte man ohne Erlaubnis auch keine Mühle errichten.

Erst 1504 gestattete Graf Everwin dem Kloster wahlweise den Bau einer Mühle mit Pferdeantrieb oder den Bau einer kleinen Wassermühle im Bereich des Klostergeländes. So entstand eine kleine Wassermühle am Stiftsbach. Durch den Rückstau des Wassers entstand aber bald ein Streit mit den Lohnern, deren Wiesen und Weiden im Lohnerbruch häufig überflutet wurden.

Nun wandte sich das Kloster an seinen Schutzherrn, den Bischof von Münster, und bat um Genehmigung, sich jenseits der Landesgrenze auf Lohner Gebiet eine Windmühle bauen zu dürfen. Dagegen konnte der Graf von Bentheim nichts unternehmen. Eine Geldzahlung des Klosters stellte schließlich 1520 den Frieden mit dem Grafen wieder her und die Mühle konnte einvernehmlich gebaut werden.

Direkt an der Mühle steht der Grenzstein

Der Platz für die neue Mühle lag genau auf der Grenze zwischen Lohne und Wietmarschen. So konnten auch die Lohner dort ihr Korn mahlen lassen, ohne das Gebiet des Grafen von Bentheim betreten zu müssen.

Die Mühle war an einen Müller verpachtet. Die Gegend, in der die Mühle gebaut wurde, trug den Namen „in der Lage“ und so nannte man den Müller erst „tor Lage2 und später Lagemann. Über viele Generationen war diese Familie Pächter der Windmühle. Im 18. Jahrhundert gründete Lagemann außerdem eine Schnapsbrennerei im Dorf.

Grundstein der Mühle

Nach der Auflösung des Kloster 1811 kaufte Lagemann die Windmühle und ließ sie 1832 durch eine hölzerne Mühle mit einer Galerie ersetzen. Sie erhielt einen Sockel aus Backstein – angeblich, weil Lagemann mit dem Grafen keinen Sandstein aus den Bentheimer Steinbrüchen kaufen wollte.

Beim Konkurs der Brennerei Lagemann 1872 kam die Mühlen in den Besitz des Grafen von Bentheim. Er verpachtete sie an dem Müller Franz Schulten, der 1887 durch Kauf Besitzer der Mühle wurde. Weit über hundert Jahre blieb sie nun im Besitz dieser Familie.

Die Mühle im Jahre 2008

1944 gingen durch Blitzschlag zwei Flügel verloren, die Mühle blieb aber eingeschränkt betriebsfähig. Nach dem Krieg wurde der hölzerne Turmaufbau abgebrochen und die Mühle erhielt ein flaches Dach. Sie wurde jetzt von einem Motor angetrieben. Neben der Kornmühle betrieb die Familie Schulten auch ein Sägegatter.

Die Mühle im Jahr 2024

Vor ein paar Jahren verkauften die Erben Schulte die Mühle mit dem umliegenden Gelände an die Gemeinde Wietmarschen. Dort laufen jetzt Planungen für eine Restaurierung der Mühle mit veränderter Nutzung und eine Neugestaltung des Außengelände.

Die Familie Schulten mit Gästen vor der Mühle (2024)

Im Juni 2024 kam die vier Kinder der Familie Schulten anlässlich des 60. Geburtstags von Adelheid Schulte mit vielen Verwandten und Bekannten in der Mühle zusammen. Adelheid Schulten ist vor vielen Jahren in den USA ausgewandert und so befanden sich unter den Gästen auch zahlreiche Amerikaner, denen sie ihre alte Heimat zeigen wollte.

Adelheid und ihr Bruder Hermann Schulte wussten noch viel aus der Geschichte der Mühle und aus ihrer Kindheit auf dem Mühlengelände zu berichten.

Das Sägegatter in der Schulten-Windmühle

Die Heimatvereine Wietmarschen und Lohne haben in einem Kooperationsprojekt die Sägemühle durch die Umsetzung eines Sägegatters aus Lohne wieder in Betrieb genommen und präsentierten den Gästen einen reibungslosen Sägebetrieb.

Bert Eisele präsentierte die Pläne zur Außengestaltung des Mühlengeländes

Bert Eisele vom Heimatverein zeigt die weiteren Planungen für die Gestaltung des Außengeländes. Beim Tod ihres Vaters Wilhelm Schulten, genannt Möllers Wilm, im Frühjahr 2024 hatten die Geschwister Schulten um Baumspenden für die Gestaltung des Geländes gebeten und konnten sich jetzt einen Einblick in die Planungen verschaffen.