Aus der Geschichte einer Firma und einer Familie
Die Vorfahren der Familie Beushausen stammten aus dem Harz und kamen durch das Eisenbahnwerk nach Lingen. Adolf Beushausen wurde Oberwerkmeister beim Ausbesserungswerk und erwarb in der Zeit um 1900 das Haus Lindenstraße 16 (damals noch „Unter den Linden“ 16).
Sein Sohn Wilhelm Beushausen (Jg. 1910) machte zunächst eine Ausbildung beim Eisenbahnwerk. Nach der Gesellenprüfung 1928 wurde er wegen der Wirtschaftskrise jedoch nicht in den Eisenbahndienst übernommen. Er absolvierte daraufhin die Meisterprüfung und machte sich 1932 mit einer Metallwerkstatt an der Lindenstraße selbständig.
Beushausen erledigte Schlosserarbeiten und reparierte Fahrräder. Seine Frau war die Tochter des Eisenbahn-Oberwerkmeisters Hagemann von der Haselünner Straße. Sie hatte im Textilgeschäft Weller an der Lookenstraße Verkäuferin gelernt und führte im Haus Unter den Linden 16 ein Geschäft mit Elektrogeräten, Herden und Öfen.
Die Familien Hagemann und Beushausen waren lutherisch. Sie engagierten sich in der Kreuzkirchengemeinde und im Evangelischen Arbeiterbildungsverein. Wilhelm Beushausen war im Vorstand der Liedertafel des Vereins tätig. Der Chorleiter und Kunstlehrer Robert Jahn gehörte quasi zur Familie. Im sportlichen Bereich waren Beushausen im MTV sehr aktiv.
Im Februar 1944 wurde das Haus Unter den Linden 16 bei dem großen Luftangriff auf Lingen total zerstört.
Der gesamte Straßenzug erlitt damals schwere Bombenschäden, auch mehrere Nachbarhäuser waren vollständig vernichtet und in der Nachbarschaft gab es viele Tote.
Das linke Nachbarhaus Rumpf hatte einen Totalschaden, während die rechts angrenzende Villa Greis mit leichten Schäden davonkam.
Beushausen zogen zunächst zu ihren Verwandten Hagemann an die Haselünner Straße. Es gelang ihnen jedoch, in einem Teil des zerstörten Hauses in Eigeninitiative eine Notwohnung einzurichten. Der Werkstattbetrieb konnte ebenfalls notdürftig wieder aufgenommen werden.
Ein Wiederaufbau des Hauses war nicht möglich und für den beabsichtigten Neubau wurden zunächst weder Baumaterial noch Arbeitskräfte freigegeben, weil die Familie ja zumindest eine Notwohnung besaß. Erst 1948 wurde die Baugenehmigung für einen Neubau des Hauses erteilt.
Das Nachbarhaus Lindenstraße 14 der Familie Rumpf wurde nicht wieder aufgebaut. Dort entstand nach dem Krieg eine Baracke, die zeitweise als Büro der gegenüberliegenden Lebensmittelgroßhandlung Sietzen diente. Später wohnte dort eine Zeitlang die jüdische Familie Hanauer.
Der Neubau des Hauses Beushausen erfolgte an alter Stelle. Die Lindenstraße war damals aber noch viel schmaler als heute. Vor dem alten Haus befand sich damals noch ein Vorgarten und vor dem Grundstück standen noch die Linden an der Lindenstraße. Sie wurden beim Luftangriff teilweise zerstört. In den 70er-Jahren wurden die verbliebenen Linden im Zuge des Straßenausbaus gefällt und die Straße mit dem Gehweg bis an das Haus verbreitert.
Der Sohn Heiner Beushausen setzte den elterlichen Betrieb fort, zog jedoch an die Jägerstraße und verkaufte nach dem Eintritt in den Ruhestand der Aufgabe der Werkstatt das Haus an der Lindenstraße. Es wurde vor einigen Jahren abgebrochen. Derzeit ist das Grundstück unbebaut.