Werksfeuerwehr im Ausbesserungswerk

Eisenbahn sorgte selber für die Brandbekämpfung

Die Werkfeuerwehr des Eisenbahnwerkes 1935

Ab 1856 entwickelte sich das Eisenbahn-Ausbesserungswerk Lingen rasch zum größten Industriebetrieb in der Stadt und der Region. Die umfangreichen Werksanlagen mit dem wertvollen Maschinenpark stellten einen hohen Sachwert dar. Gleichzeitig lauerte an allen Ecken des Werkes die Gefahr von Bränden – nicht zuletzt wegen des Kohlenstaubes und den Feuerungen der Dampflokomotiven. Doch auch Schmiedefeuer, brennbare Öle und andere Chemikalien, Schweißgeräte und glühende Metallspäne lösten häufig Brände aus. In den weitläufigen Hallen konnten sich die Flammen rasch ausbreiten. Doch auch schon kleinere Brände bildeten eine Gefahr für Leib und Leben der Beschäftigten an ihren Arbeitsplätzen.

Die Werksfeuerwehr 1935 mit der Drehleiter

Die Freiwillige Feuerwehr Lingen konnte im Brandfall das Werk nicht schnell genug erreichen und kannte sich in den verschiedenen Abteilungen auch nicht aus. Daher gab es im Eisenbahnwerk eine eigene Werkfeuerwehr.

Nach der Zusammenlegung der früheren Ländereisenbahnen zur Reichseisenbahn (1920) und der Bildung der Deutschen Reichsbahn (1924) wurden auch die Feuerwehren der Bahn 1926 neu organisiert. Regelmäßig fanden Löschübungen und „Spritzenproben“ statt. Ab 1933 kam neben der Brandbekämpfung als neue Aufgabe die Beteiligung am „Luftschutz“ hinzu, also die Schadenseindämmung nach Luftangriffen. Hierfür erhielt auch die Werksfeuerwehr zusätzliche technische Ausstattung, darunter 1938 einen neuen Löschwagen.

„Spritzenprobe“ der Werksfeuerwehr an der Ems in Schepsdorf

Seit Kriegsbeginn 1939 hatte allerdings auch die Werksfeuerwehr durch die Einberufungen zur Wehrmacht und die Abkommandierung von zahlreichen Eisenbahnern in die von Deutschland besetzten Gebiete erhebliche Personalprobleme.

Bei den großen Luftangriffen auf Lingen im Februar und November 1944 war die Feuerwehr ohnehin machtlos. Verschüttete mussten aus den Trümmern geborgen und „Blindgänger“ beseitigt werden. Die Feuer in den ausgebombten Werkshallen und den umliegenden Wohnhäusern konnte die Feuerwehr nur kontrolliert ausbrennen lassen.

Mit dem Wiederaufbau des Eisenbahnwerkes nahm auch die Werksfeuerwehr ihren Dienst wieder auf. Seit 1947 fanden wieder erste Lehrgänge für Feuerwehrleute statt.

1956 wurde die „Werksfeuerwehr“ in „Bahnfeuerwehr“ umbenannt und umorganisiert. Das Personal bildeten Freiwillige aus den Reihen der Belegschaft. Die Ausbildung erfolgte vor Ort und in den Landesfeuerwehrschulen. Die technische Ausstattung bestand aus einem Löschfahrzeug, einem Anhänger mit Tragspritzen und Schlauchwagen sowie einer ausfahrbaren Drehleiter älterer Bauart. Neben der Brandbekämpfung wurden auch Aufgaben des Zivil- und Katastrophenschutzes übernommen. Einmal jährlich probte die Bahnfeuerwehr bei einem „Großalarm“ gemeinsam mit der städtischen Feuerwehr.

Mit der Schließung des Eisenbahnwerkes in den 1980er-Jahren wurde auch die Bahnfeuerwehr aufgelöst.