vom Kirchdorf mit vielen Bauerschaften zum Ortsteil von Lingen
1964 schlossen sich die Gemeinden Bramsche, Wesel, Sommeringen-Hüvede, Mundersum und Estringen zur Gemeinde Bramsche zusammen, die 1974 ein Ortsteil der Stadt Lingen wurde. Der Ortsteil hat seinen Charakter als eigenständiges Dorf im Siedlungsbild bis heute bewahrt und ist ein beliebter Wohnort.
Die Anfänge der späteren Gemeinde Bramsche lagen vermutlich auf dem „Hüvettfeld“ im Bereich der heutigen Bauerschaften Estringen, Rottum, Hüvede und Mundersum.
Dort nutzten die mittelalterlichen Bauern die günstige Hanglage auf der Südseite der Lingener Höhen zur Anlage von mehreren Eschen (Ackerland), denen jeweils eine kleine Höfegruppe zugeordnet war.
Die höher gelegenen Sandrücken bestanden früher aus weitläufigen Heideflächen, die im 19. Jahrhundert zum Staatsforst Lingen aufgeforstet wurden. Auch privater Waldbesitz wurde hier angepflanzt.
Das heutige Kirchdorf Bramsche mit der Pfarrkirche im Mittelpunkt entstand vermutlich im Zusammenhang mit dem Rittersitz Gut Spyck.
Die alte Burg Bramsche mit der Kirche dem Kirchhof sowie der Dorfbauerschaft bildeten im Mittelalter eine Gerichtsfreiheit, die von der Bauerschaft „Kring“ ringförmige umgeben wurde.
Die Burgstelle wurde später verlegt und liegt heute westlich des Dorfes unweit der Aa. Außer dem alten Herrenhaus aus Fachwerk sind dort noch die alten Gräftenanlagen der einstigen Ritterburg erhalten.
Weitere Eschsiedlungen im Umfeld von Bramsche waren die Bauerschaften Polle, Wesel und Sommeringen. Im westlichen Teil des Kirchspiels erstreckte sich ein breiter Streifen von Sanddünen entlang der großen Aa. Das dortige Heidegebiet war nur für die Schafhaltung geeignet. Im Osten bildeten die weitläufigen Heugrabenwiesen den Grenzstreifen zu den Nachbarorten Brümsel und Messingen.
Bis in die 1950er Jahre zeigte der Raum Bramsche ein sehr vielfältiges Landschaftsbild mit intensivem Ackerbau auf den Eschen und einer naturnahen Grünlandwirtschaft auf kleinteiligen, durch Wallhecken eingehegten Parzellen.
Der Ausbau der Großen Aa und ihrer Zuflüsse zwecks Regelung der Vorflut und die 1963 begonnene Flurbereinigung führten zu einer tiefgreifenden Umgestaltung des Landschafts- und Siedlungsbildes.
Die Bedingungen für die Landwirtschaft wurden verbessert und Flächen für die Anlage neuer Wohnsiedlungen geschaffen. Längst ist der alte Dorfkern mit Kirche und Schule, Gasthöfen und Einzelhandel, Handwerksbetrieben und Dienstleistern umgeben von weitläufigen Wohngebieten mit Einfamilienhäusern. Neue Gewerbegebiete entstanden im Bereich der B 70, die als Umgehungsstraße in einem weiten Bogen um das Dorf herumführt.
Vom alten Hauptweg von Rheine nach Lingen stammt noch ein Hohlweg in der Bauerschaft Polle. Er war der Sage nach einst Schauplatz vieler Überfalle der Grafen von Tecklenburg auf durchreisende Kaufleute.
Im Westen grenzt der Ortsteil Bramsche an den 1898 eröffneten Dortmund-Ems-Kanal mit der Schleuse Gleesen. Ein großes Verkehrsprojekt im Raum Bramsche bildete in den 1930er-Jahren der Dortmund-Ems-Seitenkanal. Mitte der 1930er Jahren begannen die Erdarbeiten für eine neue Kanaltrasse, die bis an die B 70 im Bereich des Strubbenberges fertig gestellt war, als die Bauarbeiten 1939 wegen des Kriegsbeginns eingestellt wurden. Seitdem schlummert das Kanalbett in einem Dornröschenschlaf.