Rufname oder niederdeutsche Bezeichnung für die Spinne

Was der Lingener Familienname Köbbe bedeutet

Ein bekannter Lingener Familienname ist Köbbe. Doch was bedeutet er ursprünglich eigentlich?

Titelblatt der Edition des Lingener Bürgerbuches. Emslandmuseum Lingen.

Wenn man einem Namen auf den Grund gehen möchte, ist es wichtig, auf die älteren Belege zu schauen. Denn ein Name – egal ob Gewässer-, Orts-, Flur- oder Familienname – konnte sich im Lauf der Zeit stark verändern. Vor allem, wenn man seine ursprüngliche Bedeutung nicht mehr kannte oder erkannte, war das vielfach der Fall. So wurde etwa aus dem um das Jahr 1000 genannten Ortsnamen Asderingon unser heutiges Estringen.

Aber wie sieht es bei Köbbe aus? Bereits 1653 erscheint im Bürgerbuch ein Jan Kobbe, bei dem vermerkt ist, dass er noch den Freibrief vorzeigen müsse, um das Lingener Bürgerrecht zu erwerben. Nur, wer persönlich frei und keinem Herrn hörig war, konnte Bürger werden. Das Vorzeigen des Freibriefs, also der Urkunde, in der die persönliche Freiheit bescheinigt wurde, scheint allerdings geklappt zu haben, denn später erscheinen Mitglieder der Familie als Bürger Lingens: So bürgt der Bürger Geert Köbbe 1704 für die Aufnahme der Margaretha Eilerts aus Horstmar in die Lingener Bürgerschaft. 1720 wird die Witwe Cobbe als arme Tagelöhnerin im Einwohnerverzeichnis genannt, ferner eine Anna Cobbe ebenfalls unter den Tagelöhnerinnen.

Der Name bleibt also durch die Jahrhunderte recht konstant, wenn man einmal von der Schreibung mit K oder C am Anfang absieht, was aber in lautlicher Hinsicht keinen Unterschied darstellt. Der heutige Umlaut ö wurde in älterer Zeit im Schriftbild noch nicht immer gekennzeichnet, so dass wir nicht wissen, ab wann das ö im Namen wirklich auftaucht oder ob es vielleicht schon immer dagewesen ist.

Dem Namen zugrunde liegt ein sehr alter Rufname, nämlich Cobbo, der einen hervorragenden Namensträger hatte. Diesen Vornamen trug nämlich schon ein westfälischer Graf Cobbo, der im 9. Jahrhundert lebte und der von humanistischen Gelehrten im 15. und 16. Jahrhundert zum Ahnherrn der Tecklenburger Grafen gemacht wurde. Diesen Cobbo hat es als historische Person auch wirklich gegeben – nur war er kein Graf von Tecklenburg, sondern gehörte einer Adelsfamilie an, die die Geschichtsforschung heute als „Egbertiner“ bezeichnet, weil der festzustellende „Stammvater“ Egbert hieß. Dieser von Karl dem Großen eingesetzte Heerführer war mit der Heiligen Ida von Herzfeld verheiratet und wohl auch Vater von Warin, seit 831/833 Abt von Corvey, Egbert, Graf im Haspegau (östlich von Brüssel) sowie einer Tochter Haduwy, die Äbtissin von Herford war. Graf Cobbo war nachweislich im Osnabrücker Raum begütert, weshalb ihm später möglicherweise auch die Position als potentieller Vorfahr der Tecklenburger zugeschrieben wurde.

Leider kann sich die Familie Köbbe aber nicht auf diesen adligen Ahnherrn zurückführen. Denn den Rufnamen Cobbo gab es öfter. So trägt diesen Namen auch ein fiktiver Protagonist in einem hochmittelalterlichen Gedicht (De Lantfrido et Cobbone, 10. Jahrhundert). Er geht letztlich zurück auf westgermanisch *kub-, *kup- für etwas Kleines, Rundliches. Mit dem Namen Cobbo wurde somit ursprünglich ein kleiner, rundlicher Mensch benannt. Er hatte also anfänglich wohl die Funktion eines Spitz- oder Spottnamens: Cobbo = der kleine Dicke. Wenn auch die ersten Träger des Namens also etwas rundlicher gewesen sind, muss das jedoch später durchaus nicht mehr der Fall gewesen sein.

Geht der Familienname Köbbe auf einen Vergleich mit der Spinne zurück?

Es gibt aber noch eine zweite Möglichkeit, den Namen zu erklären. Die gleiche Herkunft wie der Rufname Cobbo hat nämlich auch der niederdeutsche Ausdruck Kobbe, Köbbeken für die Spinne. Vielleicht geht der Familienname Köbbe daher auf einen Vergleich mit dem Spinnentier zurück – worin auch immer der Vergleichspunkt damals bestanden hat…

Zum Thema

Unsere heutigen Familiennamen lassen sich hinsichtlich ihrer Entstehung in fünf Kategorien einteilen: 1) nach Rufnamen (wie Arnold, Hermann, Walter usw.), 2) nach Berufsnamen (wie Müller, Schmidt/Schmied, Becker/Bäcker usw.), 3) nach der Herkunft (von Lingen, van Aken, von Minden usw.), 4) nach der Wohnstätte (Hülsmann, Langenhorst, Balckhaus usw.), 5) nach sogenannten Übernamen/Spitz- und Spottnamen (Rote, Voss = Fuchs, Kruse/Krause; nach Haarfarbe oder Frisur).