Lingener Geschichte im Bild (10)

Ein überregionales Kapitel der Lingener Geschichte steht im Mittelpunkt der heutigen Folge zur Lingener Geschichte im Bild. Denn in der Mitte des 16. Jahrhunderts kamen Stadt und Grafschaft Lingen unter der Herrschaft Kaisers Karls V. Er war jener Herrscher, von dem man sagte, dass „in seinem Reich die Sonne niemals untergeht“. Der Habsburger war nämlich Kaiser von Deutschland und Österreich sowie König von Spanien, einem Land, zu dem damals ein weltweites Kolonialreich rings um den Globus gehörte. Und irgendwo dort schien immer gerade die Sonne.

1547 besetzten kaiserliche Truppen Lingen und beendeten gewaltsam die Herrschaft der Grafen von Tecklenburg. Die Reformation zum lutherischen Glauben wurde sofort rückgängig gemacht und das vom Grafen Konrad beschlagnahmte Kirchenvermögen zurückerstattet.

Schon im folgenden Jahr übertrug der Kaiser die Grafschaft Lingen seinem Vasallen Maximilian von Büren, der sie 1551 an seine Tochter Anna vererbte. Diese heiratete Wilhelm von Oranien. Der Kaiser wollte aber den Oranier nicht als Herren von Lingen sehen und kaufte daher die Grafschaft für 120.000 Gulden zurück. 1555 heißt es in der Inschrift einer Kirchenglocke in Beesten: „Dat Karspel Besten laten geten tot eren, da wie den Kaiser hadden tot heren“ (das Kirchspiel ließ mich gießen zu Ehren, als wir den Kaiser hatten zum Herren).
Die Festung Lingen wurde ein wichtiger Stützpunkt der kaiserlichen Truppen in Norddeutschland. Die habsburgische Verwaltung sorgte dafür, dass die vielen Rechte, Einkünfte und Besitzungen des Kaisers in Lingen in umfangreichen Registern aufgezeichnet wurde. Das altüberlieferte Lingener Landesrecht wurde neu geordnet und schriftlich fixiert. Alle diese Aufzeichnungen sind heute wichtige Quellen zur Lingener Geschichte.
