Dame mit Hut – Bodenfunde aus der Festungszeit

Lingener Geschichte im Bild (17)

Scherbe von einem Prunkteller aus dem 17. Jahrhundert

In der Serie von EL-Kurier und Emslandmuseum zum Stadtjubiläum 1050 Jahre Lingen geht es heute um die archäologischen Funde aus den neuzeitlichen Festungsgräben. Bei Ausbau der Festungswerke wurden seit dem 16. Jahrhundert mehr alte Wasserläufe verfüllt und neue Festungsgräben angelegt. 1632 erfolgte dann die Schleifung der Festung – sämtliche Wälle wurden einplaniert.

Scherben von Haushaltskeramik aus dem Festungsgraben

Die Bürger und auch die Soldaten nutzten die Festungsgräben zur Abfallentsorgung. Unter der Verfüllung der Gräben blieben nicht nur Scherben von Haushaltskeramik und Reste von Nahrungsmitteln, sondern an feuchten Stellen auch Gegenstände aus Holz und Leder erhalten.

Die Brunnen zur Wasserversorgung lagen auf den Rückgrundstücken der Bürgerhäuser. Waren sie unbrauchbar geworden, wurden auch sie mit Abfall verfüllt, der sich im feuchten Untergrund bestens erhalten hat. Bei hohem Grundwasserstand blieben sogar die hölzernen Brunnenwandungen fast unversehrt.

Einen spektakulären Fund aus der Festungszeit bildet eine Archimedische Schraube im früheren Stadtgraben auf dem Krankenhausgelände. Mit diesem Gerät konnte man Wasser in die Gräben schöpfen. Sie wurde restauriert und steht heute in einer Pyramide hinter dem Emslandmuseum.

Dreibeiniger Kochtopf

Erst 2024 wurde auf dem Gelände des Hauses Berning neben der Stadtbücherei ein altes Bierfass entdeckt, dass man nachträglich als Brunnenwandung umgenutzt hatte. Es enthielt umfangreiche Fundmaterial. Fass und Inhalt sind derzeit bei der Ausstellung zum Stadtjubiläum im Emslandmuseum zu sehen.

Das Fundmaterial spiegelt den Alltag in der Festungsstadt Lingen. Besonders häufig sind Kleinfunde aus Keramik. Ihre Dekore zeigen Stilelemente der Renaissance und des Barockstils. Auch figürliche Darstellung sind bekannt, etwa eine Dame mit Hut auf einem früheren Prunkteller.