Reisende kehrten in Emsbüren schon immer gerne ein
Der emsbürener Ortsteil Leschede lag von alters her im Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege. Und wo Reisende unterwegs sind, da siedeln sich immer auch Gasthöfe an. Auf deren Spuren begaben …
sich Michael Merscher und Andreas Eiynck vom Emslandmuseum unter der Anleitung von Hubert Hölscher, dem besten Kenner der Kneipenszene in und um Emsbüren.
Eine alte Handelsstraße von Osnabrück in die Niederlande führte in Helschen mit einer Fähre über die Ems. Im Fährhaus auf Lescheder Seite ist noch ein alter Herdstein von dem Herdfeuer erhalten, an dem sich die Reisenden im Winter wärmen konnten. Der Stein zeigt die Jahreszahl 1738 und das Wappen des münsterischen Fürstbischofs Clemens August, denn die Helscher Fähre gehörte mit allem Zubehör und allen Einnahmen dem jeweiligen Bischof von Münster. Die hier erzielten Zoll- und Fährgebühren waren beträchtlich. Ein Kaufmann aus Werlte berichtete 1752, er habe das Zollgeld an den Wirt Esseler bezahlt, der damit der älteste nachweise Pächter des Fährgasthofes ist. Spätere Inhaber waren die Familien Honnigfort und Meyer-Arning.
Nur wenige hundert Meter weiter kreuzte sich die „Osnabrücker Straße“ mit der „Friesischen Straße“ von Münster nach Ostfriesland. Hier stand schräg gegenüber der Lescheder Kapelle ein Gasthaus, das seit der Zeit um 1700 von der Familie Hettermann geführt wurde. 1752 berichtet ein Reisender, er habe “bei Hettermann zu Lesche zu Mittag gefuttert“. Viele Reisende zwischen Münster und Ostfriesland kehrten in diesem Gasthaus ein. Wollte der 1833 verstorbene emsbürener Pfarrer Baalmann Neuigkeiten aus dem nördlichen Emsland oder dem Münsterland erfahren, so setzte er sich einfach bei Hettermann in die Gaststube und unterhielt sich mit den Durchreisenden, die dort einkehrten.
Spätere Inhaber dieses Lokals waren der Wirt van Wüllen, der hier eine Kegelbahn einrichtete, und später die Familie Bitter, die eine Schenkwirtschaft und eine Handelsgärtnerei betrieb.
Nach der Eröffnung der Bahnstation Leschede 1856 entwickelte sich die Straße vom Bahnhof bis Emsbüren zur neuen Hauptstraße. Hier entstand in Sichtweite der Eisenbahn der Gasthof „Zum goldenen Stern“.
Die Inhaber waren zunächst Lietmeyer und später Breloh. Auch Kohlen und Kunstdünger wurden hier verkauft. Im Bahnhofsgebäude befand sich zeitweise eine weitere Gaststätte, die in den 20er-Jahren von Joseph Wanstroth betrieben wurde.
Auch Elbergen bildete einst einen wichtigen Etappenort an der „Friesenstraße“, dem mittelalterlichen Handelsweg von Westfalen entlang der Ems zu den Nordseehäfen in Ostfriesland, also quasi der Vorläufer der A 31. Von alters her gab es hier drei Gasthäuser, die alle eigenes Bier brauten und in denen Reisende auch übernachten konnten. In den Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts stellten jedoch alle drei Gasthöfe den Betrieb ein.
An ihre Stelle trat in der Zeit um 1700 die Wirtschaft des Küsters Upbernd, der in Elbergen einen Kaufladen betrieb und auch Alkohol ausschenkte. 1770 wird das Lokal als „geringe Schankwirtschaft“ bezeichnet, obwohl es damals die einzige Gaststätte in Elbergen war. Um diese Zeit heiratete Gerd Klüsener aus Holsten hier ein und übernahm von seinem Schwiegervater das Küsteramt wie die Gastwirtschaft. Deshalb sagte man in Elbergen nicht „wir gehen in die Kneipe“, sondern „wie goaht noar Köster“. Schon vor 1900 verfügte das Lokal über einen Saal und eine Kegelbahn. Nach über 300 Jahren wurde die Gastwirtschaft Ende des 20. Jahrhunderts geschlossen. Das stattliche Wirtshaus am Eingang des Dorfes ist noch vorhanden.
Direkt neben der kleinen Kirche in Elbergen stand der Kotten Berning, der seit etwa 1800 als Schankwirtschaft nachweisbar ist. Lange Zeit hatte das Lokal den Charakter einer rustikalen Dorfschenke, in der die Gäste noch am Küchentisch des Wirtes saßen. Eine Spezialität aus der deftigen Küche des Hauses waren die traditionellen Buchweizen-Pfannekuchen mit Speck.
Die auswärtigen Gäste honorierten diese Atmosphäre, indem sie die kleine Wirtschaft neben der kleinen Kirche liebevoll das „Domhotel“ nannten – ein Name, der bald weithin bekannt war.
In den Sommermonaten fuhren früher viele Ausflügler von Rheine mit der Eisenbahn bis zum Bahnhof Elbergen, kehrten im Domhotel ein und machten sich dann zu Fuß auf den Weg in Richtung Emsbüren, um in Leschede wieder in die Bahn zu steigen. Ob sie immer den richtigen Weg gefunden haben, ist nicht überliefert. 1969 wurde die Gaststätte neu erbaut und die frühere Diele als gemütliche Gaststube eingerichtet. Seit den 70er-Jahren ist das Lokal an verschiedene Wirte verpachtet.
Weit abseits des Dorfes in der Elberger Schlipse lag einsam an der Ems in der Nähe des Wasserfalls der Kotten Haat. Dort betrieb eine Familie Gravel seit etwa 1900 einen kleinen Schankbetrieb und eine Wagenbauerei.
Nachdem sich Clemens Bösker aus Dreierwalde hier eingeheiratet hatte, wurde das Haus zu einem bekannten Ausflugslokal mit Cafè, Terrasse und Saalbetrieb ausgebaut. In den letzten Jahren betraten wechselnde Wirte dort mehrfach gastronomisches Neuland und heute befindet sich im früheren Ausflugsgasthof Bösker das Lokal Tempura Sushi.
An der Straße von Emsbüren nach Schüttorf liegt in der Bauerschaft Berge der Gasthof „Zum Schlagboom“, Inhaber Familie Ratering. Vor vielen Jahren mussten hier die Reisenden und Fuhrwerksleute einen Straßenzoll zahlen, wenn sie die Landesgrenze zur Grafschaft Bentheim übertreten wollten. Erst nach Zahlung einer Weggebühr öffnete sich der „Schlagboom“ und man konnte seine Reise fortsetzen. Die Fuhrleute nutzten in der Gastwirtschaft Ratering die Gelegenheit, schnell noch ein „Örtken“, einen dreifachen Korn, zu trinken oder ein Gespräch mit den anderen Reisenden zu führen. Heute präsentiert sich das Lokal als Restaurant und Saalbetrieb für Familienfeiern, Betriebsfests und Seminar bis zu 350 Personen. Sehenswert sind die ausgedehnten Gartenanlagen. Die gemütliche Kneipe lädt auf ein Glas Bier ein und das Restaurant bietet sich an, um bei gepflegten Speisen und Getränken einige Stunden zu verweilen.