Gastronomie in Laxten und Brögbern
Laxten grenzt unmittelbar an das Lingener Stadtgebiet und die Grenze zu diesem Ortsteil ist für Außenstehende nicht immer …
leicht ersichtlich. Fest steht: Die Ludwigstraße gehörte immer schon zu Laxten und dort auf der Ecke öffnete 1902 das Colonialwarengeschäft Hagerott, verbunden mit einer Wein-, Bier- und Kaffee-Wirtschaft. Das Lokal war eine typische Arbeiterkneipe für die vielen Eisenbahner, die in der Siedlung an der Ludwigstraße sowie in den „Langen Jammern“, die schmalen Reihenhäusern entlang der Georgstraße, der Frerener und Lengericher Straße wohnten.
Ab 1937 führt die Familie Fickers die Gaststätte fort – Frau Fickers stammte aus der Gastwirtschaft Grove in Holthausen. Aus Altersgründen mussten Fickers die sprichwörtliche Eckkneipe schließlich aufgeben. Ein Modegeschäft und eine Fahrschule waren die Nachnutzer, bis das markante Gebäude vor ein paar Jahren durch einen modernen Neubau ersetzt wurde. Die Gaststätten Margret Gels und später das Peng an der Lengericher Straße traten die Nachfolge als beliebte Stadtteilkneipen an.
Der eigentliche Dorfgasthof für Laxten – einen richtigen Ortskern gab es dort bis zum Bau einer eigenen Kirche nicht – war die Gaststätte Klaas-Schaper an der Frerener Straße. Gegründet hat sie um 1850 der Heuermann und Schneider Hermann Bernhard Kuhr, der sich 1863 „Schenkwirth“ nannte. Seine Tochter heiratete ein Jahr später Gerdhard Hermann Klaas aus Brockhausen.
Die Eheleute Klaas führten die Gaststätte fort, die später zu einem bekannten Saalbetrieb ausgebaut wurde. Viele Veranstaltungen, Familienfeiern und auch die Laxtener Schützenfeste finden hier bis heute statt.
Ein Sohn des Hauses gründete die Gaststätte und Backerei Aloys Klaas an der Lengericher Straße. Er war bekannt für den pferdegezogenen Bäckerwagen, mit dem er noch lange seine Kunden versorgte. Mit dieser Lieferung bis an die Haustür war er eine Art Vorläufer von Amazon.
Im Nachbarort Brögbern lag der alte Ortskern vor dem Bau der Kirche in der Bauerschaft Tiedinghoek. Dort, an der Duisenburger Straße, gründeten die Eheleute Lömker aus Brockhausen vor 150 Jahren eine kleine Gastwirtschaft mit Lebensmittelgeschäft. Gaststube und Laden befanden sich beide in der Küche des Hauses. Hier konnten die Kunden und Gäste auch mit Naturalien, z.B. einem Korb Eier, bezahlen. In der Zeit um 1900 heiratete sich ein Lübben aus Bimolten in die Gaststätte ein. 1908 wurde mit Konzert, Ball und Feuerwerk ein Saal eingeweiht. Bei Lübben traf sich auch der in Brögbern sehr aktive Krieger- und Landwehrverein. Das alte Wirtshaus im Stil eines Bauernhauses wurde mehrfach erneuert und erweitert. 1976 entstand ein schmucker Neubau im Fachwerkstil mit einem Saal für über 200 Gäste und zwanzig Jahre später wurde noch einmal erneuert und erweitert.
Der zweite Gasthof in Brögbern hieß Thien-Egbers, heute Sperver. Die Familie Thien hatte 1831 am „Bawinkeler Damm“ (heute B 213) ein neues Haus errichtet, das auch als Schankwirtschaft dienen sollte. 1840 wurde die dafür notwendige Konzession erteilt. Durch Einheirat wechselte der Name später von Egbers zu Sperver. An diesem Gasthaus befand sich ab 1906 auch der Haltepunkt der Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück. Der Wirt war gleichzeitig Stationsvorsteher und auch noch Hilfspostschaffner. 1907 wurde ein Saal angebaut. Als 1928 in Brögbern eine eigene Kirche entstand, hieß es bei Sperver: „Unner de Kerktied wed nix utschenket“ (während des Gottesdienstes wird nichts ausgeschenkt), wenn die Gäste zur Zeit des Hochamtes Alkohol verlangten. Heute gehört zu dem modernen Gastronomiebetrieb ein Saal für 400 Gäste.
In den 50er-Jahren entstanden in Brögbern mehrere weitere Gaststätten wie Egbers an der Duisenburger Straße, Vennemann an der Sandbrinkerheide und der Hannoveraner Hof der Familie Jürgens, heute ein China-Restaurant mit dem Namen „Königtum“. Der in den 70er-Jahren von Paul Többen eröffnete moderne Gasthof an der B 213 dient heute als Studentenwohnheim und Zimmervermietung.