Emstaucher und Kaffeekränzchen – Lingener Fotografen um 1900

Bernhard Mieling, Vinzenz Hake und viel Konkurrenz von auswärts

Lingener Kindergruppe um 1890 (Bildarchiv Emslandmuseum Lingen)

Neben Fritz Hüsig versuchten im späten 19. Jahrhundert noch weitere Fotografen in Lingen Fuß zu fassen, etwa 1874 ein Fotograf

Lingener Kaffeekränzchen um 1890 (Foto: Bildarchiv Emslandmuseum Lingen)

Wunder und vier Jahre später ein Fotograf Höffert, beide aus Hannover. Auch der Fotograf Keller aus Meppen eröffnete 1887 in Lingen eine Zweigstelle. Im gleichen Jahr kündigte Bernhard Mieling aus Osnabrück in den Lokalzeitungen die Gründung eines Fotoateliers in Lingen an. Er war vermutlich ein Verwandte des Lithographen Carl Wilhelm Mieling, der aus Bramsche stammte und um 1840 in die Niederlande auswanderte. Er ließ sich in Den Haag als Druckgrafiker nieder und trat bald auch als Fotograf in Erscheinung.

Bernhard Mieling liebte eine aufwendige Dekoration in seinem Atelier und stellte die Porträtierten auch gerne einmal in lockerer Haltung dar. Seine Aufnahmen entstanden vorzugsweise im Atelier. Niedlich wirken Mielings Kinderporträts mit vielfältiger Staffage.

In der Zeit um 1890 brachten in Lingen noch der Klapperstorch die Kinder (Bildarchiv Emslandmuseum Lingen)

Trotz dieser neuen Ansätze in der Porträtfotografie konnte sich Mieling gegen die angestammte Konkurrenz auf die Dauer nicht durchsetzen, zumal im Atelier Hüsig der Sohn Fritz junior in das Geschäft einstieg. Schon nach wenigen Jahren gab Mieling das Atelier in Lingen wieder auf.

Frauen aus Emsbüren und Schüttorf beim Kaffeekränzchen, um 1890 (Bildarchiv Emslandmuseum Lingen)

Entsprechend der Bahnverbindungen besuchte die Landbevölkerung auch Fotoateliers in umliegenden Städten. So fuhr man von Beesten, Spelle, Salzbergen und Emsbüren aus mit der Bahn zum Fotografen Wenning in Rheine. Marktbesuche in Schüttorf verband man mit einem Abstecher in das Atelier Löhnberg. Es ist davon auszugehen, dass diese Fotografen auch als Reisende das südliche Emsland besuchten und ihre Dienste vor Ort anboten.

Durch die verbesserte Fototechnik entstanden in der Zeit um 1900 mehr und mehr Aufnahmen vor Ort. Die Fotoapparate wurden einfacher in der Bedienung, so dass auch ambitionierte Hobbyfotografen erfolgreich Aufnahmen erzielen konnten. Fotografie als Hobby blieb aber zunächst eine vergleichsweise teure und technische Anspruchsvolle Beschäftigung.

Den Unterschied zwischen Atelieraufnahme und Gelegenheitsfotografie dokumentieren zwei Aufnahmen der Familie Dirks aus Lingen. Das eine Foto zeigt sie in bester Kleidung im Atelier, das andere Bild in Alltagskleidung vor ihrem Haus in der Georgstraße.

Kurz nach der Jahrhundertwende kam als weiterer Fotograf Vinzenz Hake aus Beverungen nach Lingen. Er war Fotograf und Buchbinder, bot neben Fotoarbeiten auch Bilderrahmungen und Fotoalben an. Auch Hake erhielt öffentliche Aufträge zur Fotografie von Baustellen und Bauwerken. So hielt er kurz vor dem Brückeneinsturz in Hanekenfähr 1913 einen Taucher fest, der dort bei den Bauarbeiten an den Brückenpfeilern eingesetzt war.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Umsatz im Atelier stark zurück. Fritz Hake fand eine Anstellung als Buchbinder in der Druckerei van der Velde – Veldmann am Markt. Nebenbei erstellte er weiterhin Hochzeitsfotos, Porträts und andere Auftragsfotografien.

Lingener Konfirmantinnen um 1890 (Bildarchiv Emslandmuseum Lingen)

(Alles Fotos, soweit nicht anders angegeben, aus dem Bildarchiv im Emslandmuseum Lingen)