Lehrer in Altenlingen und Chronist der Germanen in Ahlde

Fotograf Heinrich Schütte hielt Freilichtspiele im Bild fest

Die Mitspieler der „Hermannschlacht“ und Spielleiter Lehrer August Koch

Lehrer Heinrich Schütte stammte von einem Bauernhof in Rütenbrock und wurde in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg Dorfschullehrer in Altenlingen. Er war

Hermann der Cherusker

verheiratet mit einer Tochter aus der Gaststätte Kocks in Rütenbrock, einem beliebten Dorfgasthof und seinerzeit Treffpunkt für Zöllner wie für Schmuggler.

Die Eheleute Schütte erwarben nach der Anstellung in Altenlingen ein großes Grundstück zwischen der Meppener Straße und dem Kanal. Dort errichteten sie ein stattliches Wohnhaus für ihre kinderreiche Familie. Aufgrund einer schweren Erkrankung wurde Lehrer Schütte vorzeitig pensioniert und widmete sich fortan seinem großen Garten, der Fasanenzucht sowie der Fotografie. Dabei hielt er nicht nur Szenen aus seiner Familie und der Nachbarschaft fest, sondern besserte als Auftragsfotograf bei Hochzeiten, Kommunionfeiern und anderen Festen seine schmale Pension auf.

Zu seinem wohl spannendsten fotografischen Projekt wurde die Dokumentation der „Germanenfestspiele“ in Ahlde bei Emsbüren. Dort hatte eine engagierte Laienspielgruppe um den Volksschullehrer August Koch seit Beginn der 1920er-Jahre zunächst auf Bauerndielen und dann auf einer kleinen Freilichtbühne historische Stücke wie „Andreas Hofer“ und „Wittekind“ aufgeführt und damit beachtliche Publikumserfolge erzielt. Unter der klangvollen Bezeichnung „Deutsche Heimatspiele“ wurde die Heimatbühne auch überregional bald bekannt.

Für 1925 plante man nun ein großes Freilichttheater mit einer neuen Bühne unter den hohen Eichen auf dem Hof Theissing in Ahlde. Die gesamte Bauerschaft bot alles für die Herrichtung der Kulissen auf, unter anderem durch die Aufstellung eine 150 Zentner schweren Findlings als germanischer Opferstein und die Errichtung aufwendiger Attrappen der „Teutoburg“. Denn gespielt wurde 1925 die „Hermannschlacht“ nach einer Vorlage von Kleist.

Eine aufwendige überregionale Werbung zog viele tausende Besucher aus einem weiten Umkreis an, die mit Zügen bis Salzbergen und Leschede anreisten und dann zu Fuß oder per Bus bis Ahlde pilgerten. Die aufwendige Bühnendekoration und die professionelle Kostümierung sorgten für großes Aufsehen und die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern waren beträchtlich, zumal alle Schauspieler und Aktiven ehrenamtlich tätig waren.

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Zur Erinnerung an das große Ereignis in der kleinen Bauerschaft beauftrage man Heinrich Schütte damit, ein Fotoalbum mit Szenen der „Hermannschlacht“ zu erstellen, von dem der Fotograf etliche Exemplare produzierte. Sein eigenes Album befindet sich heute als Teil des fotografischen Nachlasses von Heinrich Schütte im Emslandmuseum. Einige Aufnahmen wurden sogar als Ansichtskarten gedruckt und an die Besucher verkauft. Die Germanenbegeisterung kannte einen Sommer lang keine Grenzen.

Doch einige Ahlder hatten sich für die Schauspielerei so sehr begeistert, dass sie ihre Landwirtschaft darüber vernachlässigten. Und so beschloss man, die Freilichtspiele auf ihrem Höhepunkt zu beenden. Der beachtliche Erlös wurde in den Anschluss der Gemeinde Ahlde an das Elektrizitätsnetz investiert. So begegneten sich germanische Vergangenheit und technischer Fortschritt. Was blieb, waren die Fotos von Heinrich Schütte.