Rolf Leisner und sein Bildarchiv
Am Alter von 86 Jahren starb jetzt Rolf Leisner, bekannt durch sein umfangreiches Fotoarchiv „Alte Lingener Stadtbilder“. Über viele Jahrzehnte war er
der inoffizielle Bildchronist der Stadt und sorgte mit seiner Langzeitserie „Lingen gestern und heute“ allwöchentlich für Gesprächsstoff und Rätselraten.
Bei seinen Recherchen arbeitete Rolf Leisner eng mit dem Stadtarchiv und dem Emslandmuseum zusammen. Immer wieder griffen Historiker für Ausstellungen und Publikationen auf seine einzigartigen Bildbestände zurück, die Leisner über viele Jahrzehnt zusammengetragen hatte. Seine Themenpalette umfasste dabei nicht nur Ansichtskarten und Straßenszenen, sondern auch zeitgeschichtliche Aufnahmen vom Kaiserreich bis in die Gegenwart. Viele Lingener Familien überließen ihm ihre privaten Fotoschätze vertrauensvoll zur Reproduktion, denn sie konnten sicher sein, dass sie ihre wertvollen Originale unbeschadet zurückbekamen. Und sie erzählten Leisner unzählige Geschichten zu den Bildern, nannten ihm die Namen der dargestellten Personen und erläuterten ihm die Hintergründe der entsprechenden Ereignisse.
Durch seinen Fotostand bei vielen Ausstellungen und Großveranstaltungen war Leisner bald stadtbekannt. Wer ein Bild von einer Straße oder einem Gebäude in Lingen als Geschenk oder Erinnerungsstück suchte, war hier an der richtigen Adresse. Die Reproduktionen und Abzüge erstelle Leisner in einem eigenen Fotolabor. So konnte er schon zu Zeiten ohne Digitalfotografie und Photoshop schwierige Vorlagen fotografisch bearbeiten und ihnen neuen Glanz verleihen.
Die Bandbreite seiner Sammlung enthält viele interessante Bereiche: Lingen im Kaiserreich und in der NS-Zeit, Kriegs- und Nachkriegsjahre, Besuche prominenter Stars und Politiker in Lingen, Straßenzüge im Wandel der Zeit und Geschäftshäuser in der Innenstadt.
Auch Brücken über die Ems und den Kanal, Eisenbahnmotive und Industrieanlagen finden sich in seinen Bildbeständen. Sein besonders Steckenpferd war die Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück, in deren Schatten er einst seine Kindheit verbrachte. In mehreren hundert Aufnahme konnte er den gesamten Verlauf der rund 50 Kilometer langen Bahnstrecke nachweisen und besaß Aufnahmen vom gesamten Fahrzeugpark dieser legenden Kleinbahnlinie.
Immer wieder gaben seine Fotos Anlass zu interessanten Gesprächen und Erinnerungen. Rolf Leisner starb nach langer Krankheit am 13. Februar 2021 in Lingen.