Fronleichnam

Geschmückte Straßen und Kapellen

Auszug zur Fronleichnamsprozession in Elbergen, um 1930

Fronleichnam ist ein hoher katholischer Feiertag. Er erinnert an die Gegenwart Christi in der geweihten Hostie. Hierzu entstand im Mittelalter ein besonderer Feiertag, der

Fronleichnam in Lohne, um 1955

auf lateinisch „Corpus Christi“, auch mitteldeutsch aber „vrone licham“ (= Leib des Herrn) genannt wurde. Daraus entstand der heutige Name Fronleichnam.

Gefeiert wird das Fest zehn Tage nach Pfingsten, also immer auf einem Donnerstag, der in manchen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist. Im Mittelpunkt steht dabei vielerorts eine feierliche Prozession durch die festlich geschmückten Straßen, bei denen unter einem Baldachin in einer Monstranz die geweihte Hostie mitgeführt und gezeigt wird. An mehreren Stationen macht die Prozession Halt und am Ende erteilt ein Priester mit der Hostie den feierlichen eucharistischen Segen.

Fronleichnam auf dem Lingener Marktplatz, um 1935, ohne Fahnenschmuck (von den Nazis verboten)

Fronleichnam ist ein rein katholischer Feiertag, denn die protestantischen Kirchen haben dieses Fest wegen ihrer abweichenden Vorstellung vom Abendmahl schon im 16. Jahrhundert abgeschafft. So entwickelte sich die Fronleichnamsprozession vielerorts zu einer religiösen Demonstration der katholischen Bevölkerungsgruppen.

In der Grafschaft Lingen untersagten die protestantischen Oranier 1674 die Fronleichnamsfeiern, weil sich die reformierten Christen hierdurch provoziert fühlten. Über hundert Jahre lang durften hier keine Prozessionen und Gottesdienste im Freien abgehalten werden. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Fronleichnamsfeiern wieder erlaubt. Nun entstanden vielerorts die typischen Fronleichnamsklusen, kleine Wegekapellen, an denen bei der Prozession Station gemacht wurde. Einmal im Jahr standen sie damit im Mittelpunkt der ganzen Gemeinde.

Ursprünglich führten die Fronleichnamsprozessionen in einem weiten Bogen durch das Gemeindegebiet, wobei möglichst alle Ortsteile und Bauerschaften berührt wurden. Anlieger und Nachbarn schmückten die Wege und die Kapellen mit Birkengrün und Fähnchen, Blumenbildern und Girlanden. Dieser Brauch ist bis heute vielerorts noch üblich.

In der Stadt Lingen ging die Prozession früher von der Bonifatiuskirche durch die Burgstraße und entlang der Alten Haselünner Straße zum Böhmerhof, wo unter freiem Himmel im Schutz der hohen Eichen der Gottesdienst stattfand. Später wurde dieser Ort zum Theater an der Wilhelmshöhe verlegt. Über die Meppener Straße und durch das Mühlentor geht es von dort in die Innenstadt zurück, wo auf dem Marktplatz der sakramentale Segen erteilt wird. Unter Glockengeläut führt der letzte Abschnitt wieder in die Bonifatiuskirche.

In manchen Gemeinden, z.B. in Lengerich, werden bei der Fronleichnamsprozession die Glocken nicht wie üblich geläutet, sondern gebaiert. Dabei wird wie bei einem Glockenspiel eine Melodie auf den Glocken angeschlagen. Vom Kirchturm aus halten die Baiermänner Ausschau zum Verlauf der Prozessionen und baiern auch zu den Gebeten an den Kapellen und den Fronleichnamsstationen. Früher war dieser Brauch allgemein verbreitet.

Fronleichnamsbeiern in Lengerich