Bunte Gläser dokumentieren altes Brauchtum im Emsland
Viele Kunstwerke und Antiquitäten aus dem Emsland wurden zu früheren Zeiten von auswärtigen Museen und Sammlungen aufgekauft und waren damit für immer aus der Region verschwunden. Dazu gehören auch
einige sehr schön bemalte Fensterscheiben aus dem 17. Jahrhundert, die der Überlieferung nach aus einem alten Haus in Herzlake stammen. Als Ortsnamen werden darauf Haselünne, Aselage, Menslage, Berge und Wildeshausen genannt.
Die Scheiben gelangten schon in der Zeit um 1900 in das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund. Nach dem Zweiten Weltkrieg – das Museum wurde teilweise ausgelagert und bei Luftangriffen schwer getroffen – galten die Scheiben als zerstört. Später wurden sie aber teilweise in einem Museumsdepot wiederentdeckt und restauriert. Sie sind heute als dekorativer Blickfang in der Dauerausstellung des Museums in Dortmund zu bewundern.
Bemalte Fensterscheiben galten einst als beliebte Geschenke zur Hauseinweihung oder zu Hochzeiten. Sie bildeten den schönsten Schmuck der sonst eher bescheiden eingerichteten Bürger- und Bauernhäuser. Häufige Motive sind Szenen aus dem bürgerlichen und bäuerlichen Leben der Barockzeit, heitere Dekore aus Blumen und Vögeln, Wappen und Hausmarken sowie in katholischen Gegenden auch biblische Motive und Heiligenbilder.
Im Fürstbistum Münster wurde die mit der Schenkung der Scheiben verbundene Feiern, die sogenannten „Glasbiere“, 1628 verboten und mit Strafen belegt. Er hielt sich aber niemand daran. Das zeigen die zahlreichen Fensterbierscheiben aus dem 17. Und 18. Jahrhundert im Münsterland und im Niederstift Münster (Raum Emsland-Cloppenburg-Vechta).