Wild und Jagd

Winterzeit war Jagdsaison

Lingener Jäger um 1900

Nicht erst seit dem Auftreten der Wölfe im Emsland sind Wild und Jagd ein Thema, das die Medien und die breite Öffentlichkeit bewegt. Darum werfen wir

Lengerich Jagdgesellschaft um 1920 mit Vikar Tegeder

hier einmal einen Blick in die Geschichte des Waidwerks im Emsland. Die Hege des Wildes ist Teil des Umgangs mit der Natur. Neben viel Geduld bedarf es dabei manchmal auch der Waffe und die Erlegung des Wildes ist für manche Jagdbegeisterte faszinierend, für manche andere dagegen abstoßend. Beim Thema Jagd prallen die Meinungen aufeinander.

Fuchsjagd in Lengerich

Jahrhundertelang war die Jagd ein Privileg des Adels und der Landesherren. Um Jagdrechte und die Grenzen der Jagdbezirke wurde fortwährend gestritten – vor Gericht und natürlich auch handfest. Streit gab es auch mit den Bauern, denen das Wild der Herrschaften die Äcker und Wiesen abfraß. Sie mussten sogar bei den Treibjagden helfen, war aber an der Jagdstrecke nicht beteiligt.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Jagdrecht grundlegend geändert und die Jagdberechtigung mit dem Grundstücksrecht verbunden. Die Eigentümer konnten ihren Grundbesitz nun selber bejagen oder in eine größere Jagdgenossenschaft eintreten und waren dann an den Erlösen der Jagd beteiligt. Entweder durch Teilnahme als Jäger oder durch Teilhaber am Erlös der Verpachtung.

Jäger am Kamin in der alten Gaststätte Möller in Bramsche

Meistens wurden die behördlich festgelegten Jagdbezirke als sogenannte Bauernjagd von den Eigentümern gemeinschaftlich bejagt. Daneben blieben die Eigenjagden großer Grundbesitzer bestehen.

Bauernjagd in Ahlde bei Emsbüren

Da das Emsland einst sehr arm an Wäldern war, wurde früher hauptsächlich Niederwild gejagt. Hasen und Kaninchen, Rebhühner und Birkwild waren die wichtigsten jagdbaren Tiere. In einer Chronik von 1787 heißt es: „Wildprett von wilden Schweinen, Hirschen und Rehen ist aber nichts anzutreffen“.

Fuchsjagd in Berge bei Emsbüren

Wegen der vielen Feuchtgebiete spielte auch die Entenjagd eine wichtige Rolle. Die wilden Enten wurden vielerorts von Lockenten herbeigerufen und lebend gefangen. Schädlich Raubtiere, die von den Jägern bekämpft wurden, waren traditionell die Füchse und Wölfe. Letztere wurden noch im 18. Jahrhundert bei großen Treibjagden dezimiert und im 19. Jahrhundert starb der Wolf im Emsland vorerst aus. Die Füchse blieben dagegen eine Daueraufgabe für jeden Waidmann. In den Bauerschaften war die Fuchsjagd eine beliebte Beschäftigung für Jung und Alt, besonders, wenn ein Fuchsbau ausgegraben wurde, um dem Schlaufuchs und seinen Jungen den Garaus zu machen.

Die Felder und die weitläufigen Heideflächen waren ein idealer Lebensraum für Hasen und Kaninchen. Sie wurden in heute unvorstellbaren Zahlen zur Strecke gebracht. Das gab Abwechslung auf dem ansonsten eher eintönigen Speisezettel und auch Kleingeld für die Felle, die als Pelze Verwendung fanden. Neben Birkwild und Rebhühnern wurden noch zahlreiche weitere Vogelarten bejagt.

Erlegter Rehbock in Steide bei Salzbergen, 1924

Erst mit der Aufforstung der großen Waldgebiete kamen den Jägern wieder Rehe und Hirsche vor die Flinte. Sie bildeten aber bis zur Jahrhundertwende im Vergleich zu den späteren Bestandszahlen eine Seltenheit.

Überschaubar war auch der Bestand an Wildschweinen, der erst in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Nicht zuletzt die vielen Maisfelder bieten dem Schwarzwild heute eine ideale Nahrungsquelle.

Drei Generationen Jäger bei Schulze Schweifing in Hummeldorf bei Salzbergen

Schon zu Zeiten, in denen die Jagd dem Adel vorbehalten war, konnten manche Jagdbegeisterte der Versuchung nicht widerstehen und gingen heimlich zur Jagd. Das Setzen von Hasenschlingen und der Fang von Kaninchen waren ohnehin weit verbreitet und wurden nicht als illegal betrachtet. Besonders in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg gingen viele aus purer Not auf Jagd, um mal Fleisch in den Kochtopf zu bekommen. Gewerbliche Wilderei kam im Emsland aber praktisch gar nicht vor. Gleichwohl wurden die Wilderei von den Jagdpächtern und Behörden streng verfolgt, zumal dabei ja häufig auch unangemeldete Schusswaffen zum Einsatz kamen.

Jäger vor der Gaststätte Ratering bei Emsbüren

Heute spielt die Jagd als Nahrungsquelle keine große Rolle mehr. Die meisten Jäger und zunehmend auch Jägerinnen ziehen aus Freude an der Natur ins Revier. Sie handeln im Einklang mit dem Natur- und Landschaftsschutz. Trophäenjäger mag es in manchen Kreisen geben, aber die meisten Jagdreviere im Emsland bieten dafür ohnehin keine guten Voraussetzungen.