Pfingsten in Emsbüren

Von Kreuzweg und Pfingstbuche

Die Pfingstbuche beim Schützenfest 1926 vor der Gaststätte Plagge

Zu Pfingsten war es in vielen Orten alte Sitte, einen Pfingstbaum aufzustellen. Der emsbürener Heimatforscher Hubert Hölscher hat diesen Brauch untersucht und uns seine Recherchen und Fotos für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt.

Aufstellen der Pfingstbuche vor dem Gasthof Evering, 1951

Wie alte dieser Brauch in Emsbüren ist, lässt sich leider nicht mehr sicher klären, wohl aber, dass er immer mit dem Bürgerschützenfest zusammenhing, das in Emsbüren traditionell auf Pfingsten gefeiert wird. In einer alten Chronik heißt es: „Abends vor Pfingsten wurden zwei Bäume geholt, eine Buche und eine Erle. Die Buche wurde vor dem Vereinslokal, die Erle auf der Kreuzstraße aufgepflanzt.

Zug mit der Pfingstbuche durch das Dorf, 1933

Dabei wurde gesungen, getrunken und um den Baum getanzt. Auch unterwegs wurde schon mal Halt gemacht und ein Schnäpschen getrunken. Die Bäume blieben stehen bis Pfingstdienstag. Dann wurde drei Mal um sie herum getanzt, getrunken und schließlich der Baum verkauft. Das Geld kam in die Schützenkasse.“

Ein paar Tage vor Pfingsten wurde der Baum ausgesucht und gefällt. Er brachte man ihn ins Dorf, wo ihn die Junggesellen des Schützenvereins in Empfang nahmen. Abends begann dann der legendäre „Kreuzweg“ durch das Dorf. Der Baum wurde durch die Straßen und des Ortes getragen und unterwegs bei 14 „Kreuzwegstationen“ – den legendären 14 Gaststätten des Ortes – hat gemacht. Das war eine echte Strapaze und manche Teilnehmer haben die Endstation beim Vereinswirt schon gar nicht mehr erreicht. Zum Abschluss im Gasthof Evering hieß es dann getreu einem Bibelzitat: „Es ist vollbracht!“.

Aufstellen des Pfingstbaumes in der Kreuzstraße

Dann wurde der Baum mit Hilfe von Leitern und Seilen aufgestellt. Die beiden Pfingsttage bildeten die willkommenen Ruhetage vor dem Schützenfest, das dann am Pfingstdienstag gefeiert wurde. Am Mittwoch nach Pfingsten wurde der Baum zurückgebracht und versteigert. Dabei feierten die Schützen erneut. Mitunter kam es sogar zu Ausschreitungen und so wurde dieser alte Brauch auf Bitten der emsbürener Geistlichkeit schließlich eingestellt.

Zug mit der Pfingstbuche durch das Dorf, 1954

1948 beschloss der Bürgerschützenverein, das Einholen und Zurückbringen der Pfingstbuche wieder einzuführen. Doch als man am Pfingstmittwoch am Ort der Pfingstbuche erschien, war der Baum verschwunden. Es folgt ein „Protestmarsch“ durch das Dorf und man beschloss kurzerhand, einen neuen Baum zu fällen und diesen zurückzubringen. So war die alte Tradition zu neuem Leben erweckt.

Bürgermeister Franz Silies und Hans Albers beim absägen des Pfingstbaumes für den Pfingstgang 1954

Seit 1948 wird die Pfingstbuche stets beim Bauern Imming in Mehringen gefällt. Bei der Schlussauktion sorgt der Auktionator dafür, dass ein Käufer aus dem Ortsteil Hagen den Zuschlag erhält, denn dann muss der Baum noch einmal durch das Dorf getragen werden und das bietet Anlass zu weiterem Feiern. An jeder Gaststätte wird ein Stück vom Baum abgesägt und dem Wirt überreicht, der dafür eine Runde geben muss.

Ausgelassene Stimmung vor der Gaststätte Denker, 1954

Diese Tradition am Pfingstmittwoch ist in Emsbüren bis heute lebendig. Die Pfingstbuche wird dabei zwar nicht mehr durch das Dorf getragen, jedoch am Ende des Festes immer noch versteigert. „Aber der Gang durch Dorf findet auch heute noch viel Anklang“, weiß Hubert Hölscher zu berichten, „auch wenn die Anzahl der Kneipen weniger geworden ist.“

Zurückbringen der Pfingstbuche, 1971

Für die Fotos und die Hinweise zu diesem Beitrag danken wir Herrn Hubert Hölscher aus Emsbüren. Hubert, vielen Dank! Und viel Spaß beim diesjährigen Bürgerschützenfest.