Benannt nach König Georg von Hannover

Die Georgstraße ist ein Teil der alten Hauptstraße von Lingen nach Osten in Richtung Freren, Fürstenau und Osnabrück. Im 19. Jahrhundert entstanden hier an einer breit angelegten Allee die repräsentativen Verwaltungsgebäude des Königsreichs Hannover und stolze Bürgerhäuser.

Als die Verlängerung der Burgstraße im 19. Jahrhundert einen eigenen Namen erhalten sollte, wählte man als Anfangspunkt der Georgstraße die Abzweigung der alten Haselünner Straße. Die Häuser kurz vor der Bahnlinie erhielten also die ersten Hausnummern des neuen Straßenzuges. An der Stelle des heutigen Bürogebäudes von Hofschröer standen damals mehrere Bürgerhäuser. Direkt auf der Ecke befand sich in den 70er-Jahren noch der Raumausstatter Hilge.

Jenseits der Bahn stand rechts die hohe Gefängnismauer. Die linke Straßenseite säumten Bürgerhäuser im klassizistischen Baustil, darunter das alte Stammhaus der Familie Rosemeyer und die Gaststätte „Kronprinz von Hannover“.

Später erwarb die jüdische Familie Grünberg dieses Anwesen und lebte dort bis zu ihrer Deportation in die Vernichtungslager.

An der Ecke zur späteren Nordstraße stand ein Reihenhaus mit dem Lebensmittelgeschäft Becker. In den 30er-Jahren entstand hier ein Neubau für die Gaststätte Meyer.

Das Restaurant war aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage als Speiselokal bei Durchreisenden sehr beliebt und lockte mit dem Motto „Hier kannst Du futtern wie bei Muttern“. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Spielothek.

Mit dem Ausbau der Nordstraße wurde die große Kreuzung an der Georgstraße zum Verkehrsknotenpunkt. In 50er-Jahren regelte dort eine sogenannte Heuer-Ampel den Verkehr. Sie war an Stahlseilen mitten über der Kreuzung aufgehängt und zeigte die Vorfahrt mit einem Zeiger an. Allerdings wurde diese Ampel von vielen Verkehrsteilnehmern schlichtweg übersehen und es kam häufig zu Unfällen.
Auf der rechten Straßenseite schlossen sich ansehnliche Bürgerhäuser an, die heute teilweise noch erhalten sind und unter Denkmalschutz stehen. Das markante Eckhaus ist allerdings nicht mehr vorhanden. Es gehörte dem Bauunternehmer Demann und musste später abgebrochen werden, um für den Straßenverkehr ein Sichtfeld zwischen der Kaiserstraße und der Georgstraße zu schaffen.

Das große Gebäude auf dem großen Grundstück an der linken Seite zeigt schon durch seine Größe und durch seinen Baustil, dass es sich um ein öffentliches Gebäude handelt. Ursprünglich befand sich hier das Offizierscasino der Lingener Kaserne, die sich im 19. Jahrhundert auf dem Gelände der heutigen Strafanstalt befand.

Mit der Bildung des Landkreises Lingen nahmen hier die preußischen Landräte mit dem Landratsamt ihren Sitz. Nach dem Neubau der Kreisverwaltung am Wall wurde das alte Landratsamt Standort der Polizeibehörden.

Im weiteren Verlauf der Georgstraße entstanden um die Jahrhundertwende Wohnhäuser für Kreis- und Landesbedienstete. Die einst so malerische Allee wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße der Stadt ausgebaut.

Ein wichtiges Baudenkmal aus der Zeit des Klassizismus bildet das alte Forstamt, später bekannt als Restaurant unter dem Namen „Altes Forsthaus Beck“. Es war einst Sitz der Beamten- und Juristenfamilie Zumsande und wurde dann an die Forstverwaltung verkauft.

An der gegenüberliegenden Straßenseite, auf der Ecke zur Schützenstraße, befand sich eine bekannte Schmiede, die über mehrere Generationen von der Familie Meer betrieben wurde.

Weiter links hatte die Familie Lucas, später Bauer, ihre Gaststätte mit Lebensmittelgeschäft.

Etwa in dieser Höhe begann die Bebauung der Straße mit „Langen Jammern“. Das waren kleine Reihenhäuser mit vielen Wohnungen unter einem Dach, in denen vorzugsweise die Arbeiter des Eisenbahnausbesserungswerkes mit ihren Familien lebten.

Diese Reihenhäuser setzten sich entlang der Lengericher und der Frerener Straße bis weit in die damals noch selbständige Nachbargemeinde Laxten fort.
