Großbrand von 1863 vernichtete viele Häuser

Kirchstraße und Gymnasialstraße waren betroffen

Die Gymnasialstraße führte zum alten Georgianum auf dem heutigen Krankenhausgelände (um 1900)

Anfang August 1863 vernichtete ein Großbrand 14 Häuser im vorderen Bereich der Kirchstraße und der Gymnasialstraße. Die meisten Gebäude wurden rasch wieder aufgebaut. An dieses Stadtviertel erinnert die 97. Folge der Serie „Achtung, Aufnahme!“.

Blick durch die Gymnasialstraße in Richtung Markt, um 1900

Laut der mündlichen Überlieferung soll das Feuer durch ein Fuder Heu entstanden sein, dass sich durch Gärung selber entzündete. Die Flammen griffen rasch von Haus zu Haus über und am Ende lag ein ganzes Stadtviertel in Schutt und Asche.

Erbaut nach 1863 vom Büchsenmacher Schröder, heute Reformhaus Kaune

Bis zu dem Großbrand standen in diesem Bereich kleine Fachwerkhäuser, teilweise mit Holzgiebeln, die bei einem Brand natürlich stark gefährdet waren. Daher wurden alle Häuser beim Wiederaufbau als massive Backsteinbauten neu errichtet. Vermutlich geht auch der schnurgerade Verlauf der Gymnasialstraße, die damals noch den Namen Nordstraße führte, auf die Neuplanung der Baufluchten nach der Brandkatastrophe zurück. Die meisten Häuser, die nach dem Brand von 1863 neu entstanden, wurden in den letzten Jahrzehnten abgebrochen. Etliche mussten der Erweiterung des Krankenhauses sowie privaten Bauprojekten weichen.

Blick von der Gymnasialstraße zum Markt, links: Hanauer, rechts: Volmershausen

An der Stelle der Einfahrt zur Tiefgarage stand früher das Haus des Fuhrmanns Volmershausen. Er lieferte eilige Post mit einem weithin bekannten Hundewagen aus. Auf der Ecke zur Kirchstraße stand das Haus des Seilers Bornemann, in dem später die Eisenbahnerfamilie Ahlers wohnte. Heute befindet sich dort das Geschäftshaus Krauß. Das gegenüberliegende hohe Haus mit dem Türmchen am Beginn der Gymnasialstraße, das heute noch steht, entstand erst in der Zeit um 1900. Dort hatte die Firma Hieronymus Hanauer ihren Sitz und in der oberen Etage praktizierte der Dentist Sachse.

Das heutige Reformhaus Kaune um 1925 mit der Familie Becker

Das Haus daneben, heute Reformhaus Kaune, wurde nach dem Brand von 1863 errichtet. Bauherr war der Büchsenmacher Schröder. Später wohnte dort die Familie des Postbeamten Becker.

Das Möbelhaus Berning umfasste mehrere Gebäude (um 1950)

Der anschließende Baublock des alten Möbelhauses Berning bestand ursprünglich aus mehreren Gebäuden, die alle nach dem Brand von 1863 errichtet wurden. Dazu gehörten die alte katholische Schule, das Stammhaus der Tischlerei Berning und das reformierte Lehrerhaus. Sie wurden nach und nach von Berning angekauft und zu einem großen Geschäftslokal vereinigt. Die Werkstatt auf den Rückgrundstück brannte in der Zeit um 1900 vollständig aus, eine Ausweitung des Feuers konnte aber verhindert werden. Nach der Auslagerung des Möbelhauses an die Rheiner Straße bezog ein Plus-Markt die geräumigen Ladenflächen.

Eckhaus Kirchstraße/Gymnasialstraße, erbaut nach 1863, heute Neubau Dialoysestation

Auf der Ecke Gymnasialstraße/Kirchstraße stand an der Stelle der heutigen Dialysestation des Krankenhauses das Gebäude des Klempners Schweizer. In Richtung Krankenhaus schloss sich das Friseurgeschäft Klumparendt an.

Fuhrmann Stallkamp, im Abbruch Haus von Schneider Elberg, um 1910

Zwei weitere Häuser, Fuhrmann Stallkamp und Schneider Elberg, verschwanden schon vor etwa hundert Jahren für eine Erweiterung des Krankenhauses. Alle diese Häuser stammten aus dem Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1863.

Die Buchhandlung Holzberg, vormals Bradtmüller, Ecke Gymnasialstraße/Karolinenstraße

Die Häuser an der Gymnasialstraße an der Stelle der heutigen Stadtbücherei blieben beim Brand von 1863 verschont. Auf dem Eckgrundstück zur Karolinenstraße hatte die Buchhandlung Bradtmüller, später Holzberg, ihren ersten Standort.

Das Haus Landzettel auf der Ecke Gymnasialstraße/Baccumer Straße

Etwas weiter an der Ecke zur Baccumer Straße befand sich bis in die 60er-Jahre der „Tante-Emma-Laden“ der Familie Landzettel.

Blick in die Kirchstraße, um 1920

In der Kirchstraße waren vom Großbrand 1863 nur die vorderen Häuser betroffen. Verschont blieb das kleine Fachwerkhaus, in dem heutige die Firma Krauß ihre Werkstatt hat. Früher wohnte dort der Malermeister van Kampen. Auch das folgende Haus, früher Schuster Krull, sowie die anschließenden Gebäude der früheren Tischlerei Hellmann waren im Kern uralte Fachwerkhäuser. Sie wurden in den letzten Jahrzehnten alle durch moderne Neubauten ersetzt.

Blick in die Kirchstraße, um 1940, links Krauß, rechts Heier-Koopmann

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen zwei schmale Giebelhäuser. Das eine gehörte beim Brand 1863 dem Seiler Bornemann. Später wohnten dort die Familien Kiel und Raffert. Bis heute erhalten ist das Haus der Eisenbahnerfamilie Heier, später Koopmann.

‚Prachtstraßen von Muffrika‘ – Blick in die Kirchstraße, um 1900

Auf der Turmseite der Kirche befand sich die Leichenhalle der reformierten Gemeinde. Im Eckhaus ganz am Ende der Kirchstraße befand sich die Gaststätte Voshaar, ursprünglich mit Bäckerei und Café gehörte. Später hatte die Diskothek New Orleans ihre Räumlichkeiten.

Die Gaststätte Voshaar, Ecke Kirchstraße/Kivelingsstraße
Die Gststätte Voshaar, um 1940