Weihnachtsbäckerei und Festtagsbraten

Essen bis zum Abwinken

Jette Lobenberg (links) und ihr ‚Küchengeschwader‘ bereiten das Festessen vor

Satt essen und dann auch noch lecker, das war in früheren Zeiten keine Selbstverständlichkeit. Aber im Advent waren die Vorratskammern für den Winter noch reichlich gefüllt und an den Weihnachtstagen sollte es an nichts fehlen.

Kochen nach Rezept mit der Kochmaschine

Die feine bürgerliche Küche, wie wir sie als „deutsche Küche“ heute kennen, konnte im Emsland erst Einzug halten, als vor etwa 150 Jahren die Kochmaschine an die Stelle des offenen Herdfeuers trat. Sie besaß eine große Herdplatte, auf man in mehreren Töpfen verschiedene Speisen wie Kartoffeln, Gemüse und Fleisch getrennt zubereiten konnte. Doch das Kochen nach Rezept aus dem Kochbuch war so einfach nicht und wollte gelernt sein.

Emsländische Mädchen in der ‚Puddingschule‘ in Emsdetten (1914)

Dafür schickte man die Töchter auf die sprichwörtlichen „Puddingschulen“, in denen außer Kochen und Backen auch Vorratshaltung, Ernährungslehre und Tischdekoration unterrichtet wurden.

Haushaltungsschule auf Gut Hange bei Freren

Das war auch nötig, denn um die Tischmanieren war es nicht nur im Emsland in früheren Zeiten schlecht bestellt. Kartoffeln wurden aus der gemeinsamen Schüssel und Pfannkuchen mit der Hand gegessen. Das Essen mit Messer und Gabel war eine Kunst, auf die sich nur wenige verstanden. Und die fettigen Finger wurden einfach am Tischtuch abgeputzt – wenn eines vorhanden war.

Festvorbereitungen in der Klosterküche in Thuine

Zum Kochen nach Rezept benötigte man eine Waage und Messbecher, denn die meisten Zutaten waren nach Menge und Gewicht angegeben. Maße wie „eine Prise“, „eine Messerspitze“ oder „ein gehäufter Teelöffel“ ließen Spielraum und sorgten für eine kreative Note. Viele Zutaten für die feine bürgerliche Küche konnte man im heimischen Garten oder der eigenen Hausschlachtung nicht selber produzieren. Hier kamen die Kolonialwarenhandlungen, Drogerien mit Gewürzabteilungen ins Spiel.

Stutenbacken in der Bäckerei Lüttel in Clusorth-Bramhar

Die Metzgereien boten zu den Festtagen vorzugsweise Rindfleisch an, denn in vielen Familien schlachtete man zu Weihnachten selber ein Schwein. Die Bäcker backte feine Weißbrot-Stuten aus Weizenmehl.

Das Festmenü auf Schloss Bentheim wird zubereitet

Den Auftakt des Festessens bildete meist eine Hühner- oder Rindfleischsuppe. Beliebte Festtagsbraten waren Kochschinken und später Schnitzel, Rinderbraten oder Rouladen. Bei Geflügel wurden zu Weihnachten Gänse- und Entenbraten bevorzugt. Auch Wildgerichte kamen zu Weihnachten gerne auf dem Tisch – legal mit Jagdschein und Flinte erworben, oder heimlich mit der Schlinge am Waldrand.

In der Küche des Lingener Krankenhauses

Als Gemüse waren an den Festtagen Rotkohl oder Blumenkohl willkommen. Kartoffeln als Beilage waren obligatorisch. Frischer Salat war in der Winterzeit früher ebenso wenig zu bekommen wie frisches Gemüse. Obst wurde bis in das Frühjahr kühl eingelagert oder in Einmachgläser eingekochte. Ein Pudding als Nachtisch bildete das kulinarische Finale. Er konnte mit eingemachten Kirschen oder Pflaumen verfeinert werden.

Zum Festmahl wurde in vielen Familien eine Flasche Wein geöffnet, vorzugsweise in lieblichen Geschmacksrichtungen. Wein war etwas Besonderes, denn das Jahr über bevorzugte der Emsländer bekanntlich Bier und Korn.

Backen von Neujahrskuchen am offenen Herdfeuer

Zum Weihnachtsfest gehört auch die obligatorische Kaffeetafel am Nachmittag. In den Zeiten des offenen Herdfeuers musst man sich Neujahrkuchen begnügen, die mit langstieligen Zangeneisen am über dem Feuer gebacken wurden. Der Gewölbebackofen im Backhaus war eigentlich für Schwarzbrot gedacht und eignete sich allenfalls für einen Plattenkuchen.

In der Klosterbäckerei in Thuine

Auch hier eröffnete die Kochmaschine mit ihrem Backofen völlig neue Möglichkeiten. Mit Sahne, Marzipan und Schokolade ließen sich aus einfachen Kuchenböden raffinierte Torten herstellen.

Na dann: Froh Weihnachten und guten Appetit.