Weihnachtskarten statt WhatsApp und Instagram
Weihnachten ist es am schönsten zuhause und im Kreise der Familie. Aber nicht alle können Heiligabend und die Feiertage daheim verbringen. Darüber berichtet unsere Fotoserie zum Weihnachtsfest 2022.
Beschäftigte in wichtigen Dienststellen wie Polizei und Eisenbahn taten selbstverständlich auch früher schon über Weihnachten ihren Dienst. Auch in vielen Fabriken konnte man die Produktion über die Festtage nicht einfach abschalten. Hier wurden vor Ort kleine Betriebsfeiern abgehalten oder die Arbeitsplätze mit Tannenbäumen dekoriert.
Während sich die Familien in der Heimat auf die Feiertage vorbereiteten, richteten sich die Wehrpflichtigen auf Weihnachten in der Kaserne ein, denn Heimaturlaub für die Festtage gab es früher für die meisten auch in Friedenszeiten nicht. Hier lernten die Rekruten aus dem Emsland vor über hundert Jahren auch ihre ersten Lichterbäume kennen und berichteten darüber begeistert in ihren Briefen.
Die Marinesoldaten feierten Weihnachten bevorzugt mit einer Feier an Bord. Ein besonderes Erlebnis war ein Weihnachtsfest auf hoher See oder irgendwo in den Kolonien. Nur Tannenbäume waren dort natürlich nicht zu bekommen und deshalb berichtete so mancher Seemann auch schon damals über Weihnachten unter Palmen. Festtagsgrüße aus Übersee mussten schon Wochen, manchmal Monate vor Weihnachten geschrieben werden, damit sie mit dem Postschiff oder einem Liniendampfer noch rechtzeitig die Lieben in der Heimat erreichten.
Traurig waren die Kriegsweihnachten im Ersten und Zweiten Weltkrieg, wenn die Soldaten in ihren Unterkünften und in den Schützengräben fern der Heimat das Fest des Friedens im Krieg verbringen mussten. Dann rollten sicherlich nicht nur in der Heimat die Tränen. Auch Weihnachtsbäume und Festtagsessen sowie reichlich Alkohol und Zigaretten boten da nur einen schwachen Trost.
Der Termin für die Familienweihnacht war in früheren Zeiten der Erste Weihnachtstag. Heiligabend galt nicht als Feiertag und besonders auf den Bauernhöfen wurde oft noch bis spät in den Abend gearbeitet, um möglichst viel für die Feiertage vorzubereiten. Denn das Vieh wollte auch an den Festtagen gefüttert und die Kühe gemolken werden.
Die meisten Familien gingen frühmorgens in die Weihnachtsmesse, die sogenannte Ucht. Anschließend stärkte man sich bei einem gemeinsamen Frühstück. Dann endlich wurden die Lichter am Baum entzündet und die Bescherung konnte beginnen.
Der Weihnachtsbaum hatte seinen Platz in der Besten Stube, soweit ein solches Wohnzimmer vorhanden war. Dieser Raum wurde nur an hohen Feiertagen genutzt und wenn hoher Besuch kam, etwa der Pfarrer oder der Bürgermeister. Manchmal kam es vor, dass der Pastor kurz vor Ostern überraschend zu Besuch erschien und beim eiligen Betreten der Besten Stube stand dort – oh Schreck – noch ein vertrockneter Tannenbaum vom letzten Fest, längst ohne Nadeln, aber mit Kugeln, Lamette und Engelshaar geschmückt. Dieser silberglitzernde Baumbehang wurde Jahr für Jahr sorgsam wieder aufgefädelt, bei Bedarf auch mal übergebügelt, und im nächsten Jahr weiter benutzt. Nur wiederverwendbare Tannenbäume kannte man damals noch nicht.
Rasch waren die Kerzen am Lichterbaum abgebrannt. Manchmal wurde am zweiten Feiertag noch ein zweiter Satz Christbaumlichter nachgesteckt. In jenen Zeiten gehörte zu einem echten Weihnachtsfest ein Zimmerbrand irgendwo in der Gemeinde, ausgelöst durch eine Kerze, die zu dicht an einem trockenen Tannenzweig befestigt war. Dann hatte für die Männer der Freiwilligen Feuerwehr die Langeweile ein Ende und das Weihnachtsfest war gerettet, denn auch an hohen Feiertagen, so galt die Vorschrift, war nach jedem Einsatz die „Schlauchpflege“ unerlässlich. Na dann: Frohes Fest!