Looken kommt von luken – das heißt: Ausschau halten
Die Lookenstraße ist heute die Hauptgeschäftsstraße von Lingen. Und das seit Jahrhunderten, denn der Bereich zwischen der Marienstraße und dem Andreasplatz gehört zu den wenigen mittelalterlichen Straßenzügen der Altstadt. Die Häuser, Familien und Geschäfte in diesem Abschnitt stellen wir heute vor. Über den weiteren Verlauf zwischen Andreasplatz und Lookentor sowie den äußeren Bereich am Konrad-Adenauer-Ring berichten wir in den beiden nächsten Samstagen.
Auf der Ecke zur Marienstraße errichtete der niederländische Droste und oberste Regierungsbeamte für die Grafschaft Lingen, Rudger von Haersolte, 1646 seinen Amtssitz. Später wohnten hier die Unternehmerfamilien Langschmidt und Narjes. Das stattliche Gebäude wurde bei den Kämpfen um Lingen Anfang April 1945 vollständig zerstört. Seitlich neben dem Haus befand sich eine Gasse zum Innenhof des Anwesens. An ihrem Zugang stand bis zur Zerstörung 1945 ein großer Torbogen, der 1961 als Machuriusbogen am Pulverturm wieder aufgebaut wurde. Im Innenhof befand sich eine große Scheune mit einem Durchgang in den ausgedehnten Garten, der unter dem Namen „Narjes Park“ stadtbekannt war. Heute befindet sich dort der Wendeplatz am Parkhügel und nur das Rauschen der Blätter in den uralten Eichen am Machuriusdenkmal erinnert noch an die alte Drostenherrlichkeit.
Auf der Straßenecke zum Markt stand an der Stelle des Neubaus der Sparkasse ein Bürgerhaus von 1682. Darin befand sich ein bekanntes Wirtshaus mit dem klangvollen Namen „Börsenhalle“. Hieran schlossen sich mehrere Bürgerhäuser an: Kaufmann Albers (später Kaufhaus Brackmann), das Schuhhaus Montag (später Möcklinghoff), die Druckerei Casparim, der Pfeifendrechsler Menge sowie der Sattler und Raumausstatter Krauss hatten in diesem dicht bebauten Häuserblock ihre Geschäfte.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite schlossen sich an das Drostenhaus das Textilkaufhaus Gauthier (später Weller) an. In den 50er-Jahren entstand hier das CeKa-Kaufhaus (heute Parfümerie Douglas). Dann folgte das schmucke Wohn- und Geschäftshaus des Webereibesitzers Linus Wagner (später Völker), das der Lingener Architekten Hans Lühn 1912 entworfen hatte.
Später erwarb die Familie Gelshorn das Anwesen und richtete dort ihre Fahrrad- und Autowerkstatt ein. Leider wurde das Haus Ende der 60er-Jahre durch einen modernen Neubau ersetzt, in dem sich ein Textilgeschäft und ein Kiosk befinden.
Als nächstes Haus kam die alteingesessene Bäckerei Früke, ein altes, eingeschossiges Gebäude, das weit in den Straßenraum hineinragte..
Das ursprünglich recht kleine Bäckereigebäude wurde um 1930 durch einen großzügigen Neubau ersetzt und um ein Café erweitert. Später hatten dort verschiedene Einzelhandelsketten ihren Sitz.
Im Eckhaus zum Andreasplatz befand sich fast hundert Jahre lang die Schlachterei Hinze, später Leo Schmidt. Oben an der Hausecke ist ein großes Sandsteinrelief mit einer Darstellung des Heiligen Andreas samt chirurgischen Geräten angebracht. Es trägt die Jahreszahl 1696 und erinnert an den bekannten Chirurgen Andreas Wesken, der hier in der Zeit um 1700 praktizierte.
Auch der Andreasplatz ist nach Wesken benannt. Offiziell gibt es diesen Straßennamen gar nicht, aber in Lingen kennt ihn jedes Kind. Seine Entstehung verdank der Andreasplatz dem Lingener Festungsausbau, denn hier befand sich im Mittelalter das Lookentor. Später wurden die Festungsanlagen erweitert und das Tor weiter nach außen verlegt. Der neue Straßenzug begann am Andreasplatz mit einem Versatz. Damit wurde eine durchgehende Bresche für Angreifer aus Richtung Lookentor und für feindlichen Kanonenbeschuss aus dieser Richtung verhindert.
Der Namen Lookentor geht wohl auf das alte Work luken oder loken, im Englischen to look, zurück. Hier hatte man von der Festung Lingen aus einen guten Ausblick auf die alte Rheiner Straße und auf die Emsfähre in Schepsdorf.