Kinderspielzeug aus dem 19. Jahrhundert
Puppen aus Porzellan oder Zelluloid sind allseits bekannt. Doch Arbeiter- und Bauernfamilien, die in bescheidenen Verhältnissen lebten, konnten sich diese industriell gefertigten Spielzeuge oftmals nicht leisten. Stattdessen wurden innerhalb der Familie einfache Puppen aus Stoffresten und Lumpen angefertigt.
Vier solcher Stoffpuppen erhielt das Emslandmuseum vor vielen Jahren von Frau Irmgard Maschmeyer aus Nordhorn geschenkt. Sie stammen ursprünglich von einem Bauernhof in der Grafschaft Bentheim, wo sie vermutlich als handgefertigtes Spielzeug für die Kinder um 1850 Verwendung fanden. Auffällig an den Püppchen ist die minimalistische Gestaltung, denn es fehlen sowohl ein üblicherweise aufgemaltes oder aufgesticktes Gesicht als auch Arme und Beine. Es besteht Ähnlichkeit zu sogenannten Nuckelpüppchen oder Tuchpuppen, die ebenfalls aus Stoff bestehen und einen lediglich angedeuteten Kopf haben. Die vier Puppen im Emslandmuseum zeigen aber eine sehr differenzierte Gestaltung der Kleidungsstücke. Passend zur Biedermeierzeit des 19. Jahrhunderts tragen die Puppen Kleidung für Erwachsene. Erst im 20. Jahrhundert begann man Puppen optisch Babys und Kleinkindern nachzuempfinden.
Die historischen Puppen stehen in einer bevorstehenden Filmserie des Produktionsteams Blickfänger im Mittelpunkt. Sie werden dort als Ausstellungsobjekte im Emslandmuseum zu bestaunen sein. Und wer weiß, vielleicht verbirgt sich hinter den unauffälligen Stoffpuppen, die vor langer Zeit einer bäuerlichen Familie gehörten, mehr als man auf den ersten Blick denken mag.
Text: Julia Hartmann