Die große Wäsche

mit Zuber, Waschbrett und Mangel

Waschtag vor hundert Jahren bei Familie Hilbers in Schepsdorf

Eine der unbeliebtesten Tätigkeiten im Haushalt war in früheren Zeiten die „große Wäsche“. Denn alles ging dabei

Große Wäsche auf einem Bauernhof in Schapen

von Hand: vom Pumpen des Wassers und dem Anheizen des Waschkessels bis zum Reiben der Wäsche auf dem Waschbrett und dem Auswringen der nassen Textilien. Und die große Wäsche war traditionell Frauenarbeit. In der Winterzeit mussten die Frauen die Wäsche im eiskalten Wasser der Flüsse und Bäche spülen, bis die Finger von Kälte blau waren. Wollpullover wurden ohnehin mehr ausgerieben als gewaschen, Mäntel und Anzüge mit der Kleiderbürste gereinigt.

Im Frühjahr war es dann meistens höchste Zeit für den großen Waschtag, der nun im Schnitt alle 14 Tage stattfand. Hilfskräfte wurden organisiert, denn alleine konnte die Hausfrau einer kinderreichen Familie die Wäscheberge nicht bewältigen. Verwandte oder Nachbarinnen halfen sich gegenseitig, auf den Bauernhöfen wurden vorzugsweise die Mägde und Heuerlingsfrauen zu dieser Arbeit herangezogen.

Aus der Holzasche des Herdfeuers konnte man selber Soda herstellen. Erst später kaufte man Seife oder Waschmittel im Laden ein. Weichspüler waren unbekannt. Die Wäsche wurde erst in einem großen Zuber mit Seifenlauge eingeweicht. Frühmorgens schon machte man am Waschtag Feuer unter dem Kessel, um das Wasser zu erhitzen. Die Wäsche wurde kurz aufgekocht und dann auf dem Waschbrett gerubbelt, um Flecken und starke Verschmutzungen zu entfernen.

Spülen der Wäsche am Fluss

Dann wurde die Wäschestücke in klarem Wasser ausgespült und ausgewrungen. Die saubere Wäsche breitete man auf einer Wiese oder auch auf der Gartenhecke aus, um sie in der Sonne zu bleichen. Besonders das Leinen wurde dabei strahlend weiß, wenn man es zwischendurch immer wieder mit weichem Wasser benetzte.

Erst später kamen Wäscheleinen auf und die platzsparende Wäschespinne erst in den 70er-Jahren. An einen elektrischen Wäschetrockner dachte vor 100 Jahren noch niemand.

Die Konstrukteure der Firma Miele, die bis dahin vorzugsweise mechanische Butterfässer hergestellt hatten, kamen irgendwann auf die Idee, dass man ähnliche Dreh- und Schaukelbewegungen wie beim Buttern oder zum Reinigen der Wäsche nutzen könnte. Doch solche mechanischen Waschmaschinen kosteten viel Geld und außerdem brauchte man einen Stromanschluss, der auf dem platten Lande längst noch nicht überall vorhanden war. So behalf man sich in vielen Familien auch weiterhin mit handbetriebenen Wäscheschaukeln oder Wäschestampfern. Mechanische Wäschemangeln mit Handkurbel halfen beim Auswringen der Textilien.

Große Wäsche auf einem Bauernhof in Freren

Durchschlagenden Erfolg hatte dann in der 50er-Jahren der Werbeslogan: „Wenn Vati waschen müsste…“ Dann nämlich, so lautete die Erkenntnis, hätte er längst eine Waschmaschine gekauft. Wer wollte dem widersprechen? Nun war der Siegeszug der Waschmaschine nicht mehr aufzuhalten. Damit hatte man aber auch die Möglichkeit, die Wäsche häufiger zu wechseln. Und so wurden und werden die Wäscheberge niemals kleiner.