Gasthöfe aller Sparten an Straßen, Ems und Kanal
Da waren selbst Michael Merscher und Andreas Eiynck vom Emslandmuseum baff: die heimliche Kneipenmetropole unter den Lingener Ortsteilen heißt: …
Darme. Denn nirgendwo sonst war und ist eine solche Anzahl und Vielfalt gastronomische Betriebe zu finden wie hier. Der Ort verdankt dies nicht zuletzt seiner besonderen Lage an Ems und Kanal sowie wichtigen Fernstraßen.
Schon vor 1830 ist an der Rheiner Straße die Gastwirtschaft Reinel belegt. Dort wurde ein Wegezoll für die Straßenbenutzung erhoben. Ein Lebensmittelgeschäft und eine Postnebenstelle kamen hinzu, später eine Kegelbahn. Seit über 200 Jahren wird an der Rheiner Straße 147 Gastronomiegeschichte geschrieben – heute als Imbissbetrieb „Tommi’s food club“.
Der zweite wichtige Kneipenstandort in Darme war der Verkehrsknotenpunkt Hanekenfähr. Dort bestand schon 1845 die Gaststätte Wehkamp, aus der das heutige Hotel „Am Wasserfall“ hervorging. Zunächst in einer Scheune eröffnet, war das Lokal schon um die Jahrhundertwende ein beliebtes Ausflugsziel. Durch Einheirat übernahm Heinrich Schepergerdes 1942 die Gaststätte. Ein Campingplatz und ein Hotelbetrieb kamen hinzu und heute gehört das mehrfach ausgebaute Hotel „Am Wasserfall“ zu den gastronomischen Highlights im Emsland.
1870 richtete die Familie Uhle aus Lingen in Hanekenfähr direkt an der Eisenbahnbrücke über die Ems eine kleine Schenkwirtschaft ein. 1902 übernahm Heinrich Schievink, Inhaber einer Hafenwirtschaft in Lingen, die Gaststätte Uhle und sorgte mit Ausflugsfahrten per Pferdewagen, Boot und Bus für einen regen Pendelverkehr nach Hanekenfähr.
Das Lokal wurde unter dem Namen „Zur schönen Aussicht“ als Ausflugsziel mit Kaffeekonzerten und Tanz weithin bekannt. Auch eine Kegelbahn und Hotelzimmer standen zur Verfügung. 1972 musste die „Schöne Aussicht“ mangels Nachfolger schließen.
Ein weiteres Traditionslokal in Darme ist der „Grüne Jäger“, wo die Familie Helming schon 1892 einen Mittagstisch für die Kanalarbeiter anbot. Eine Schankerlaubnis wurde erst 1928 erteilt, aber rasch entwickelte sich die malerisch am Kanal gelegene Gaststätte zu einem beliebten Ausflugslokal. 1986 geschlossen wurde der „Grüne Jäger“ seit 1998 wieder zu einem Publikumsmagneten.
Mit der Währungsreform 1948 begann der Aufstieg Darmes zu einer modernen Industriegemeinde. Schon 1949 eröffnete die Raststätte „Ewige Lampe“ an der Rheiner Straße ihren 24-Stunden-Betrieb.
Sie wurde nicht nur von Fernfahrern rund um die Uhr frequentiert, sondern auch von nimmermüden Gästen aus der Umgebung.
Seit 1953 entwickelt sich aus bescheidenen Anfängen im Gastraum eines Wohnhauses am damaligen Waldrand an der Vennestraße das Hotel „Zum Märchenwald“ der Familie Veldscholten, heute Kirschbaum. Ein Jahr später eröffnete Max Thiel direkt an der Ems das „Ems-Café“. Es war bis 1992 eine beliebte Kaffeewirtschaft mit Restaurant. Nach dem Verkauf und einer umfassenden Umgestaltung ist es heute als private „Burg Kampmann“ bekannt.
Mit dem Ausbau der alten Bauerschaft Darme zu einer großen Wohngemeinde eröffnete 1955 der „Reinelhof“ im alten Ortsmittelpunkt, zunächst in einem alten Bauernhaus unter hohen Eichen und seit 1973 in einem modernen Neubau, der als „schönster Waschbetonbau Darmes“ heute längst Geschichte ist. In den neuen Wohngebieten entstanden 1957 die Gaststätte „Krosta“ am Fledderberg und 1959 Ripperda „Auf dem Berg“ an der Bernhard-Lohmann-Straße. Erst Pächterin war Martina Niebuhr, später war dort eine beliebte Jugendkneipe. Hinzu kam 1966 der „Alte Fritz“ am Grabenkamp.
Im gleichen Jahr öffnete an der Rheiner Straße das moderne Hotel „B 70“, Inhaber Familie Jansen. Es profitierte von den zahlreichen Bauprojekten im neuen Industrieparkt „Lingen-Süd“. Neue gastronomische Akzente setzte seit 1979 auch das Tanzcafé „Kulisse“ an der Schüttorfer Straße, das bald zur Diskothek „Basement“ umgebaut wurde.
1997, ein Vierteljahrhundert ist das fast schon wieder her, öffnete in Darme das Schnellrestaurant „Mc Donald“ eine Filiale und setzte damit ein Zeichen für den Wandel der Esskultur im 21. Jahrhundert. Vielfältiger als in Darme kann die Gastronomieszene einfach nicht sein.
(Für die Bereitstellung von Fotos danken wir Herrn Richard Heskamp vom Heimatverein Darme)