Die Kivelingstraße

Kleine Straße mit großem Namen

Blick in die alte Kivelingstraße (um 1930)

Woher die Kivelingstraße ihren Namen hat, muss man in Lingen niemandem erklären. Doch warum ausgerechnet diese Straße nach dem ältesten Verein der Stadt benannt wurde, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Was über diese sonst noch bekannt ist, erzählt die 108. Folge der Serie „Achtung, Aufnahme!“.

Die enge Durchfahrt von der Hafenstraße (um 1900)

Am Beginn der Straße stand zwischen der Elisabethstraße und der Schlachterstraße einst ein langgestrecktes Gebäude, das nur wenig Raum für die spätere Durchfahrt zu Hafenstraße ließ.

Ecke Kivelingstraße/Schlachterstraße (um 1975)
Das Haus Schulte an der Ecke zur Schlachterstraße

Es diente früher als Pastorenhaus der reformierten Gemeinde und wurde 1911 an den Fuhrunternehmer Schulte verkauft. Heute steht dort ein modernes Wohn- und Geschäftshaus.

Die Mechanikerwerkstatt Linnemann (um 1920)

Zwischen der Schlachterstraße und der Großen Straße folgten auf der Ecke zuächst das Tabakgeschäft Kelling, dann das Haus des Tischlermeisters Terstiege sowie das Wohn- und Geschäftshaus von Fritz Linnemann. Dieser handelte zunächst mit Fahrrädern, Motorrädern und Nähmaschinen. Später kam eine Autowerkstatt hinzu.

Einweihung der Kegelbahn bei Korte durch Bürgermeister Koop (1954)

Auf der gegenüberliegenden Straßeseite begann die Häuserzeile mit dem Gebäude der Holzhandlung Veltwisch. Darauf folgte die Gaststätte Korte, vormals Krauß. Außer der Gastwirtschaft befanden sich in dem kleinen Gebäude noch ein Lebensmittelgeschäft und rückwärtig war eine Kegelbahn angebaut.

Das alte Bürgerhaus Johannigmann (um 1920)

Etwas weiter stand ein zweistöckiges altes Bürgerhaus, dessen Fassade aus der Zeit um 1800 den klassizistischen Baustil zeigte. Obwohl das Haus schon seit 1922 als Baudenkmal eingestuft war, wurde es bei der Stadtsanierung abgebrochen. Hier wohnte ein Zweig der Kaufmannsfamilie Johannigmann.

Das Geschäft Johannigmann (um 1975)

Das 1877 gegründete Ladengeschäft befand sich etwas weiter in dem Eckhaus zur Mühlentorstraße. Hier waren „Damenputz, Modeartikel sowie Weiß- und Kurzwaren“ erhältlich.

Die Geschäfte Johannigmann und Raberg (um 1975)

In dem gegenüberliegenden Eckhaus hatte die Lederwarenhandlung Gustav Raberg ihren Sitz. Heute befindet sich dort eine Wohnanlage für Senioren.

Blick in die Kirchstraße und in die Große Straße

Das alte Fachwerkhaus auf dem kurzen Straßenabschnitt zwischen Großer Straße und Kirchstraße stammt im Kern noch aus dem 17. Jahrhundert und reichte ursprünglich weit in den Straßenraum hinein. Hier befand sich die Gemüsehandlung Richtering. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus für eine Straßenerweiterung verkleinert und erhielt einen neuen Fachwerkgiebel.

Der ‚hintere‘ Teil der Kivelingstraße

Zwischen der Mühlenstraße und dem heutigen Krankenhausgelände standen früher mehrere kleine Handwerkerhäuser. Hier wohnten der Stellmacher und Wagenbauer Spiegelberg, der Pflastermeister Donnerberg sowie der Schlosser Kleinschmidt.

Vor dem Haus Achtermann (um 1930)

In den 50er-Jahren ließ sich hier zeitweise auch der jüdische Altwarenhändler Gustav Hanauer nieder. Er hatte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten in einem Versteck in den Niederlanden überlebt und war nach dem Krieg nach Lingen zurückgekehrt. Heute befinden sich in diesem Bereich hauptsächlich Wohnhäuser für Senioren.

Die Gaststätte Voshaar auf der Ecke zur Kirchstraße (um 1950)

Auf der Ecke zur Kirchstraße stand die Gaststätte Voshaar, bekannt unter dem Namen „Café Hemd hoch“.

Später befand sich in den Räume bei Voshaar das New Orleans, eine der ersten Diskotheken in Lingen.

Einige Aufnahmen von einem Live-Konzert vermitteln einen Eindruck von der damaligen Musik- und Jugendszene mit Minirock und Krawatte.

Das Haus Achtermann (um 1930)

Direkt dahinter wohnte in einem kleinen Haus die Eisenbahnerfamilie Achtermann, die auch eine Heißmangel betrieb.

Die Heißmangel bei Achtermann (um 1930)

Es folgten dann noch mehrere kleine Wohnhäuse, die heute größtenteils mit Gebäuden des Krankenhauses überbaut sind.

Der Durchgang zur ‚Kolonie‘

Am Ende der Kivelingstraße führe ein Fußweg nach links weiter zum Wall, der hier mit mehreren Wohnhäusern und dem lutherischen Pfarrhaus bebaut war. Im Volksmund hieß dieses Gebiet „in der Kolonie“.

‚In der Kolonie‘ hinter dem Wall

Am Beginn dieses Weges stand auf einem Hügel, wohl einem Überrest des früheren Stadtwalls, ein vornehmes Wohnhaus, vermutlich das alte Pfarrhaus der lutherischen Gemeinde. In einem alten Stadtplan wird dieser Abschnitt der Kivelingstraße als „Wedemstraße“ bezeichnet – ein alter Name für einen Pfarrhof. Vielleicht befand sich hier einst der Pfarrhof der Lingener Kirche.

Das Haus Erdbrink auf der Ecke zur Baccumer Straße (um 1920)

An der Stirnseite der Kivelingstraße blickte man einst auf das Haus des Versicherungskaufmanns Erdbrink, das aber offiziell schon zur Schulstraße (der heutigen Henriette-Flatow-Straße) zählte.