Wenn’s draußen friert und drinnen kalt ist

9. Dezember 2020

Oma mit Stövchen beim Stricken am offenen Herdfeuer im Emsland

In einer Zeit ohne Heizung und Heizdecke bildete das „Stövchen“ einen unverlässlichen Begleiter in der

Messingstövchen im Kutscherhaus des Emslandmuseums

Winterzeit. In einen durchlöcherten Behälter aus Holz oder Metall stellte man eine Schale mit glühenden Holzkohlen, die rasch wohlige Wärme verbreiteten, besonders, wenn man sich das Stövchen unter die Füße oder Holzschuhe stellte.

„Liebling der Damen“ – das die Füße wärmene Stövchen

Angeblich waren es besonders die Frauen, die im Winter über kalte Füße klagten. So wurde das Stövchen in der bildenden Kunst zu einem Symbol für die zarte und empfindliche Weiblichkeit. Die Emsländische Landfrau war das zweifellos derber gestrickt.

Fußkalt war es im Winter bei allen Ständen, in der Moorkate um im Heuerhaus, im Bürger- und Bauernhaus, aber auch in Schlössern und Palästen. Denn selbst mit einem lodernden Feuer im Kamin oder einem bullernden Eisenofen bekam man die ausgekühlten Räume nur bedingt warm.

Arme Leute hatten einfach Stövchen aus Holz, Wohlhabende ließen sie mit Schnitzereien und Ornamenten verzieren. Es gab einfache Modelle aus Eisenblech und wahre Kunstwerke aus Kupfer und Messing, mit durchbrochenen Mustern oder kunstvoll eingetriebenen Ornamenten.

Messingstövchen in der Sammlung des Emslandmuseums

Man brauchte sie im Haus und in der ungeheizten Kutscher, auf dem Markt und in der kalten Kirche, im Winter eigentlich überall.

Selbst Göttinnen bekamen im Winter kalte Füße. Die konnten wir vor ein paar Jahr bei einer Exkursion des Heimatvereins zum Schloss Lembeck im Münsterland feststellen. Denn dort stehen im Schlosspark vier Sandsteinfiguren mit Symbolgestalten der vier Jahreszeiten. Den Winter personifiziert dort eine Dame mit einem Stövchen. Kalte Füße kann sie nicht bekommen. Das liegt allerdings nicht an den glühenden Holzkohlen, sondern an dem Pfeiler, der den Unterkörpfer der allegorischen Figur bildet.