Weihnachten 1917 ohne Glockengeläut

10. Dezember 2020

Kriegsmörser aus dem Ersten Weltkrieg (Emslandmuseum Lingen)

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) waren Deutschland und seine Verbündeten von den Weltmärkten abgeschnitten und bald wurde alles, was

nicht im Lande selber beschafft oder produziert werden konnte, zur Mangelware. Die Rüstungsindustrie benötigte für der Herstellung von Geschützen, Granaten und anderen Militärgütern Unmengen Metall; neben Eisen und Stahl vor allem Buntmetall wie Kupfer und Messing, Bronze und Zinn. Sie konnten nur in geringen Mengen von inländischen Bergwerken zur Verfügung gestellt werden und der Import aus dem Ausland war unmöglich. Also blieb nur, nicht benötigte Kupferrohre und Dachrinnen, Hausrat aus Kupfer und Messing, Bronze und Zinn für die Rüstungsindustrie einzusammeln. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, im Rahmen einer „Metallspende“ alles nicht unbedingt notwendige aus diesen Metallen abzuliefern.

Doch Rohre aus Kupferblech oder Kessel aus Messingblech sind leicht und haben wenig Masse. Interessanter, weil schwerer, waren aus Bronze oder Messing gegossene Mörser, die in Apotheken, Haushalten und Laboren damals noch vielfach verwendet wurden. Hunderte solcher Mörser wurden im Laufe des Krieges bei den Metallsammelstellen abgegeben und wanderten in die Schmelztiegel.

Als Dankeschön des Vaterlandes erhielten die Einlieferer Mörser aus Eisen mit Kriegssymbolen wie dem Eisernen Kreuz oder der Jahreszahl 1914. Andere zeigten markige Sprüche wie etwa „Durch Krieg zum Sieg“.

„Glocken aus der kath. Kirch zu Freren von B. Krämer nach Lingen gefahren am 29.7.17“

Alle diese Metallsammlungen reichten schließlich nicht aus, um den Bedarf der Rüstungsindustrie zu befriedigen. So blieb schließlich im Laufe des Kriegsjahres 1917 nur noch die Beschlagnahme der schweren, aus Bronze gegossenen Kirchenglocken.

Die Verlauf des Krieges konnte dieser Glockenraub nicht entscheidend beeinflussen, aber Weihnachten 1917 konnten in den meisten Gemeinden keine Glocken mehr geläutet werden.