Alles Verblendet

Speis, Steine, Brandewein… (… das letzte soll das erste sein) [alter Maurerspruch]

Der Lingener Architekt Hans Lühn entwarf bis in die 1920er-Jahre vorzugsweise Putzbauten mit vergleichsweise nüchterner Dekoration in großen Formen, etwa das

Altes und Neues in Backstein

Geschäftshaus Nottbeck mit dem mächtigen Giebel zur Burgstraße oder die Bürgermeistervilla an der Wilhelmstraße mit den monumentalen Säulen linkes und rechts des repräsentativen Haupteingangs.

1925 errichtete Hans Lühn in Zusammenarbeit mit dem Reichsbank-Baubüro in Berlin seinen ersten Klinkerbau im expressionistischen Backsteinstil. Bald folgten weitere Beispiele an verschiedenen Stellen der Stadt, die heute noch markante Blickpunkte in der Innenstadt bilden.

Backsteinexpressionismus von 1925 und moderne Backsteinarchitektur von 2020

Für die Architekten Axel Winter und Klemens Hölscher war klar, dass der Erweiterungsbau des Emslandmuseums das traditionelle Baumaterial Backstein aufgreifen müsse. Da die eigentliche Konstruktion des Gebäudes aus statischen Gründen nur aus Stahlbeton möglich war, erhielt das Gebäude eine Verblendung aus Backstein. Die Ziegelei Deppe lieferte einen Stein, der in Material, Farbe und Format dem Altbau von 1925 entspricht. Wegen der auskragenden Gebäudekanten wurden zahlreiche Verblendelemente zu Fertigteilen vergossen und dann unter die Betonkanten montiert. Die Arbeiten gestalteten sich nicht ganz einfach, denn jeder Winkel muss hier bis auf den Millimeter stimmen, damit am Ende jede Fuge passt.

Die Fachkräfte der Firma Hofschröer haben bei diesen Arbeiten zunächst tagelang mehr gebohrt und geschraubt als gemauert. So stiegt trotz schlechten Wetters die Begeisterung, als schließlich die großen Flächen im Obergeschoss in traditioneller Maurerarbeit in Angriff genommen wurden.

Pünktlich zum Weihnachtsfest wurde das Verblendmauerwerk vollendet und die Mauer kamen mit der obersten Backsteinschicht auf der Dachhöhe an, wo sie von den Mitarbeitern des Museums bereits freudig erwartet wurden.

Nach Dienstschluss und Schließung der Baustelle gab es für alle Beteiligten dann noch einen kleinen Corona-Schnelltest aus dem Hause Santel in Venhaus (Überprüfung von Geruchs- und Geschmackssinn sowie Test der Schluckfunktion samt anschließender Desinfektion des Rachenraumes). Positives Ergebnis: alles negativ – also auf die die Winterpause!

Das Emslandmuseum dankt der Firma Hofschröer und allen Mitarbeitern für die gute Arbeit bei winterlicher Kälte und Dezemberregen auf dem hohen Baugerüst.