Ausstellung Bilderwald/Beeldenbos

„augmented reality“ im Emslandmuseum

Von links: Museumsvereinsvorsitzender Willi Brundiers, Landschaftspräsident Hermann Bröring, Kulturmanagerin Renuka Vivekananthan, Ausstellungsgestalter Marinus Groen (Leeuwarden), Künstlerin Sina Barkmann (Messingen/Düsseldorf) und Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck

Am Freitag wurde im Emslandmuseum die deutsch-niederländische Ausstellung „Bilderwald“/“Beeldenbos“ eröffnet, die am Wochenende zahlreiche Besucher in das Museum zog. Bei der Eröffnung begrüßte Museumsvereinsvorsitzender Willi Brundiers die Gäste mit folgenden Worten:

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste!

Das deutsch-niederländische Projekt „Grenzkultur“ ist das größte Kulturprojekt, das die Emsländische Landschaft, die Provinz Drenthe und als Projektpartner auch das Emslandmuseum Lingen bislang gemeinsam durchgeführt haben.

Die Idee, dabei das Immaterielle Kulturerbe der Region in den Blickpunkt zu nehmen, es umfassender als bisher zu dokumentieren und auch nach außen hin darzustellen, kam nicht zuletzt aus unserem Museum.

Denn mit einem Ausstellungsjahre zum „Emsländischen Brauchtum“ im Jahr 2011 sowie weiteren Ausstellungen zu altem Handwerk, regionalen Sprichwörtern sowie Märchen und Sagen aus dem Emsland waren hier schon wichtige Vorarbeiten geleistet.

Hinzu kam der seit 2012 hinter den Kulissen laufende Antrag der Kivelinge, den „Bürgersöhne-Aufzug von 1372“ unter den Schutz des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO zu stellen. Auch die Fäden für diese zum Teil doch sehr aufwendige und komplexe Antragstellung liefen nicht zuletzt in unserem Hause hier zusammen. Am Ende war der Antrag dann ja auch von Erfolg gekrönt und die Kivelinge sind das erste „Immaterielle Welterbe“ unserer Region. Dies freut uns besonders, denn der wertvollste Besitz der Kivelinge, der Thronschatz mit den Königsketten seit dem 16. Jahrhundert sowie das historische Kompaniebuch der Kivelinge, befinden sich ja hier im Emslandmuseum und die Kivelinge sind auch Mitglied in unserem Museumsverband. Dass bei der Antragstellung in Hannover und der Weitergabe an die Deutsche UNESCO-Kommission alles Hand in Hand lief, ist sicherlich auch unserem Landschaftspräsidenten zu verdanken, der bei Anträgen in Hannover ja für gewöhnlich irgendwie immer seine Hände im Spiel hat.

Kompetenz in Sachen Immaterielles Kulturerbe ist in Lingen und dem Emsland also zweifellos vorhanden. Unser Museumsleiter ist außerdem schon seit vielen Jahren Mitglied in einer wissenschaftlichen Kommission in Münster, in der z.B. auch Frau Professor Seng vertreten ist, die Inhaberin des einzigen Lehrstuhls für Immaterielles Kulturerbe in Deutschland an der Universität Paderborn. Sie ist auch Mitglieder in der UNESCO-Kommission. Da sind die Wege und Kontakte für Fragen oder Anregungen dann auch von Lingen aus doch erfreulich kurz. Und vor allem: in Münster oder Paderborn kann man so eine Antragstellung auch mal diskutieren, ohne dass die Wettbewerber aus Niedersachsen gleich davon erfahren.

Der in diesem Umfeld entstandene Gedanke, das gesamte Immaterielle Kulturerbe der Region in ein Projekt umzusetzen, stieß bei unserem Landschaftspräsidenten auf offene Ohren und vom ihm kam dann letztlich die Idee, das Ganze gemeinsam mit den Niederländern in ein großes, grenzüberschreitendes Projekt zu gießen.

Den Antrag der Kivelinge und auch den Antrag für das Projekt „Grenzkultur“ hat unser Landschaftspräsident beide sehr unterstützt. Dafür Dir, lieber Hermann, an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön.

Die Ems-Dollart-Regio hat das Projekt dann in das Interreg-Programm aufgenommen und damit auch die Finanzierung sichergestellt. Dafür danken wir an dieser Stelle besonders Herrn Armin Gallinat, dem zuständigen Geschäftsführer der Ems-Dollart-Regio.

Die Weitergabe von Wissen, Können und Fähigkeiten, das sind die zentralen Aspekt des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit.

Grenzkultur zeigt dies am Beispiel der Bereiche Feste, traditionellen Handwerk, regionaler Raum und Sprache. In etwa 30 Einzelprojekten haben Heimatvereine, Museen, Kulturinitiativen und weitere Institutionen im Emsland, der Grafschaft Bentheim und der Provinz Drenthe solche Kulturgüter erfasst, bearbeitet und dokumentiert: in Ausstellungen, in Broschüre, in Filmen, in Internetauftritten und weiteren Formaten.

Für die Abschlussdokumentation wurde mit dem „Bilderwald“ aber ein ganz besonderer Weg gewählt. Künstler aus Deutschland und den Niederlanden wurden aufgefordert, das Immaterielle Kulturerbe in digitaler Form auf künstlerische Weise zu dokumentieren und neu zu interpretieren. Dies schafft eine Verbindung zwischen den traditionellen Kulturgütern und der digitalen Lebenswelt im 21. Jahrhundert.

Für die künstlerische wie technische Umsetzung dieser Idee danken wir an dieser Stelle der „Digital Art Factory“ in Assen und „Kunst und Kultur Drenthe“. Für die Organisation der Ausstellung danken wir aber auch der neuen Kulturmanagerin der Emsländischen Landschaft, Frau Renuka Vivekananthan, die neben vielen anderen Aufgaben jetzt auch für die Projektleitung von „Grenzkultur“ zuständig ist.

Und bevor Sie jetzt, bewaffnet mit I-Phon, Tablett oder sonstigen Medien durch den Bilderwald rauschen, freue ich mich jetzt auf die Ausführungen von Landschaftspräsident Hermann Bröring.“

Zusammenarbeit mit den Niederländern von herausragender Bedeutung

Landschaftspräsident Hermann Bröring stellte in seiner Eröffnungsansprache die herausragende Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Niederländern für das Emsland heraus. Das Verhältnis der Emsländer zu ihren westlichen Nachbarn, so berichtete der aus Rhede stammende Ehrenlandrat aus eigener Erfahrung, sei nach dem Zweiten Weltkrieg nicht einfach gewesen. Vierzig Jahre lang habe man sozusagen „Schulter an Schulter“ nebeneinander gestanden und in unterschiedliche Richtungen geblickt. Das Interreg-Programm habe dann die Zusammenarbeit zunächst geradezu erzwungen, aber gleichzeitig auch gefördert. Einen großen Anteil habe daran die grenzüberschreitende Kulturarbeit, die Menschen diesseits und jenseits der Grenze zusammenführe.

Deshalb, so Bröring, sei es wichtig gewesen, das „Europäische Jahr des Kulturerbes“ (2018) zu nutzen, um gemeinsam mit der Provinz Drenthe ein einsprechendes Projekt anzustoßen. So sei aus zunächst vergleichsweise kleinteiligen Planungen schließlich die Idee zu einem großen gemeinsamen deutsch-niederländischen Kulturprojekt entstanden, das schließlich den Titel „Grenzkultur“ erhielt. Hierdurch wurden zahlreiche grenzüberschreitende Kontakte initiiert und gefördert. Damit habe das Projekt inhaltlich und auch in seiner Ausstrahlung höchst erfolgreich gewirkt.

Der scheidende Landschaftspräsident zeigte sich sicher, dass die deutsch-niederländische Zusammenarbeit auch zukünftig eine wichtige Säule der Kulturarbeit im Emsland bilden werde.

Am Samstag stellten sich dann verschiedene niederländische Künstlerinnen im Emslandmuseum ein, um ihre Arbeiten dem Publikum näher zu bringen. Begrüßen konnten wir unter anderem Gejan Stol, die mehrere Beiträge für den „Bilderwald“ geschaffen hat, sowie Loes Heebink, deren Installationen weit über die Drenthe hinaus bekannt sind.

Marinus Groen aus Leeuwarden gab interessierten Besuchern bei technischen Fragen zum „Bilderwald“ Auskunft und Hilfestellung. Herzlichen Dank!. So konnten viele Gäste den Bilderwald nicht nur mit den Ausstellungstabletts, sondern mit dem eigenen I-Phone erkunden.