Eine alte Petroleumlampe

  1. Dezember 2020
Petroleumlampe aus dem Nachlass von Maria Többen geb. Hofschröer aus Holthausen (1924-2019)
(Emslandmuseum Lingen, Inv.Nr. 5996)

Der Advent ist die dunkelste Zeit des Jahres. Die Sonne geht morgens spät auf und nachmittags früh

Petroleumlampe in einer Bauernküche in Wietmarschen, um 1920 (Bildarchiv Heimatverein Weitmarschen)

wieder unter. Selbst in Zeiten von elektrischem Licht und Straßenbeleuchtung spüren die Menschen diese Zeit der Dunkelheit.

Wie viel finsterer war der Advent noch vor hundert Jahren. In Lingen gab es noch kein Elektrizitätsnetz und damit auch keine Glühbirnen, aber immerhin schon Gaslampen in den Häusern und Gaslaternen in den Straßen.

Auf dem Lande gab es nur Petroleumlampen. Kerzen waren zu teuer und Kienspäne oder Öllämpchen gaben zu wenig Licht und wurden vom Wind rasch ausgeblasen. Also war die Petroleumlampe bei Dunkelheit der ständige Begleiter in Haus und Hof. Auch sie war nicht ungefährlich, denn fiel die Lampe herunter, dann konnte das auslaufende Petroleum sich leicht entzünden und einen Brand auslösen. Daher waren eine große Standfläche und eine Aufhängung unerlässlich. Ein Spiegel leitete das Licht in die gewünschte Richtung.

Zeitungslektüre am offenen Herdfeuer im Schein der Petroleumlampe, Hümmling, um 1920

Die dargestellt Petroleumlampe stammt aus dem Nachlass von Maria Többen, geb. Hofschröer (1924-2019) aus Holthausen. In ihren Lebenserinnerungen „Mein liebster Vater und Muckefuck“ beschreibt sie die einfachen Lebensverhältnisse in einem Heuerhaus in Holthausen vor dem Zweiten Weltkrieg. Dazu gehörte auch die spärliche Beleuchtung im Winter. Es gab dort seit den 30er-Jahren wohl elektrisches Licht. Aber, so erinnerte sich Maria Többen, „Der elektrische Strom war knapp, und ab und zu gingen die Lichter aus.“ Dann wurde die gute alte Petroleumlampe wieder hervorgeholt.

Petroleumlampe in einer Bauernküche in Itterbeck (Grafschaft Bentheim), um 1910

Sie hatte aber einen Nachteil gegenüber der Glühbirne, den Georg Völlering (1921-2013) in seinen Lebenserinnerungen „Ich war auch Meßdiener“ beschreibt: „An der Westseite der Küche war neben den beiden Fenstern auch noch die unmittelbar nach draußen führende „Tegendöre“ (Seitentür). Weder draußen noch in der Küche gab es einen Windfang. Wenn abends ein später Gast die Tür aufmachte und starker Wind mit Macht in die Küche blies, verlosch die über dem Tisch hängende Petroleumlampe, so daß völlige Dunkelheit herrschte und niemand wußte, wer ins Haus gekommen war. Wenn der Hereingekommene dann sagte: „Ick hebb glöw ick wall Stikken in de Tasche“ (ich glaube, ich habe wohl Streichhölzer in der Tasche), löste sich das Rätsel, da man den Gast nun an der Stimme erkannte.“

Petroleumpampen als Teil einer heimatkundlichen Dekoration (Lengerich, 1988)

Durch solche Erinnerungen wurde die Petroleumlampe für eine ganze Generation zu einem Symbol für die „gute alte Zeit“, die nicht immer die gute war. Heute denken viele beim Anblick einer Petroleumlampe an Camping oder Urlaub. So haben sich die Zeiten geändert.